Hamburg . Städtische Toiletten sollen optimiert werden – mit einem Klo-Konzept. Warum das Gutachten so teuer war und wo das beliebteste WC steht.
Sauberer, länger geöffnet, besser ausgeschildert, zunehmend barrierefrei: Hamburgs öffentliche Toiletten sollen moderner und attraktiver werden. „Wir haben ein neues Konzept zum 'Bau und Betrieb von öffentlichen Toiletten' erarbeitet“, bestätigt Björn Marzahn von der Umweltbehörde dem Abendblatt. Der Senat werde demnächst über das Konzept entscheiden. "Geplant ist, dass das Konzept ab 1. Januar 2017 umgesetzt wird."
Grundlage des Toiletten-Konzepts ist ein Gutachten. Das hat die damalige Umweltbehörde im August 2014 in Auftrag gegeben, um den Bedarf und die Standorte der stillen Örtchen in der Hansestadt zu analysieren. Die Kosten dafür sind happig: Fast 240.000 Euro wurde ausgegeben, um die 215 städtischen Toiletten – davon 31 Automatiktoiletten und Urinanlagen – zu untersuchen. Auf die Frage, warum das Papier so teuer war, heißt es von Seiten der Behörde nur: "Das Gutachten ist Ergebnis einer öffentlichen Ausschreibung."
Klo-Gutachten ist 100 Seiten stark
Für das Gutachten wurden die einzelnen WC-Standorte begangen und detailliert begutachtet. Nach Angaben der Umweltbehörde wurden dabei Kriterien wie Umfeld, Lage, baulicher Zustand, Leistungsangebot und Nutzerfrequenzen berücksichtigt. Die Ergebnisse wurden in einer Datenbank zusammengefasst. Etwa ein Jahr sei laut Behörde an dem Gutachten gearbeitet worden.
Die Klo-Analyse umfasst rund 100 Seiten. Das Ergebnis der aufwendigen Untersuchung: Die öffentlichen WC-Anlagen sind in der Regel sauber, aber baulich häufig in keinem guten Zustand. Zudem ist nur ein kleiner Teil der Toiletten barrierefrei. Bemängelt wird auch eine starke Zersplitterung der Zuständigkeiten, eine zentrale Steuerung fehlt. Darüber hinaus sind die Örtchen häufig unzureichend ausgeschildert und unterschiedlich stark frequentiert.
In dem neuen Toiletten-Konzept der Umweltbehörde geht es nun auch darum, dass die Nutzung der öffentlichen Toiletten und Urinale teilweise teurer wird. "Für zentrale, stark touristisch frequentierte Standorte kann im Einzelfall in Abstimmung mit der Aufsichtsbehörde auch eine Höhe von bis zu 80 Cent zugelassen werden", sagt Björn Marzahn. Dies könne etwa bei der vor kurzem eröffneten WC-Anlage an der Hafenpromenade der Fall sein. "Wichtig ist uns, dass öffentliche Toiletten etwa an Spielplätzen unentgeltlich benutzt werden können", so Marzahn.
Die höchste Frequentierung aller öffentlichen Toiletten in Hamburg weist übrigens das Klo an den Landungsbrücken (Brücke 4) auf: Es zählt jährlich rund 285.000 Besucher.
Drei Millionen Euro sollen 2017 in Klos gesteckt werden
Um die öffentlichen Toiletten zu optimieren, will der Senat nun kräftig in die Klos und Urinale investieren. Rund drei Millionen sollen für den Betrieb und die Bereitstellung im Jahr 2017 ausgegeben werden. "540.000 Euro sind für Modernisierungen und den Ausbau der barrierfreien Toiletten zusätzlich geplant", so die Umweltbehörde. Zum Vergleich: In diesem Jahr wurden knapp 2,3 Millionen Euro in die öffentlichen Toiletten gesteckt.
Nach Angaben der Umweltbehörde ist das Ziel, dass die stillen Örtchen in Zukunft sauberer sind, längere Öffnungszeiten haben, besser ausgeschildert sind und der Anteil der barrierefreien Anlagen schrittweise erhöht wird. Marzahn: "Momentan sind 40 Prozent der Toiletten barrierereduziert oder barrierefrei ."
Stadtreinigung soll sich um die WC-Anlagen kümmern
Neu ist auch, dass sich ab 2017 ausschließlich die Stadtreinigung um die Klosetts kümmern soll. Bisher waren die sieben Bezirke und zusätzlich fünf weitere Behörden oder Landesbetrieben zuständig. "Jetzt soll es eine klare Zuständigkeit und damit eine klare Verantwortung geben", sagt Marzahn.
Generell sei Hamburg sehr gut ausgestattet, was öffentliche sanitäre Anlagen betrifft, betont Marzahn. "Bundesweit sind wir in diesem Bereich fast Vorreiter." In Berlin gebe es zwar mehr Toiletten im Stadtgebiet. "Aber München hat zum Beispiel weniger, und in Bremen gibt es nur zwei Exemplare."