Hamburg. Christian Polenz revolutioniert mit preisgekrönten Gewichten den Fitnessmarkt. Mehr als 10.000 sind schon verkauft.
Die Erfindung von Christian Polenz braucht nicht viel Platz. Sie passt in einen kleinen Koffer. Allerdings sollte man darauf achten, dass dieser Rollen hat. Sonst muss man schwer tragen. Denn der Inhalt hat Gewicht. Als der 44-Jährige zum Treffpunkt mit dem Abendblatt an die Marco-Polo-Terrassen kommt, zieht er im schwarzen Koffer sein neu entwickeltes Produkt hinter sich her: mehrere Sets von neu gestalteten Hanteln, die bereits zweifach preisgekrönt sind.
Polenz arbeitete zuletzt als Angestellter in der Privatwirtschaft, war unter anderem Projektleiter bei einem Flugzeugzulieferer. Nebenberuflich und als Hobby widmet er sich der Fitness. Seit 20 Jahren ist er Kursgruppenleiter und Personaltrainer. Dabei stellte er immer wieder fest, dass die Sportler bei der korrekten Übungsausführung mit Trainingsgewichten überfordert waren. Herkömmliche Hanteln mit Griffstange in der Mitte und Scheiben an den Seiten führten zu Fehlbelastungen. Das wollte Polenz verhindern.
Vor acht Jahren begann er, an einem Prototypen zu tüfteln. Der studierte Jurist mit erstem Staatsexamen setzte sich an den Schreibtisch und zeichnete die ersten Entwürfe. Später ging er in die Werkstatt und baute Modelle, erst aus Knete, dann aus Blech. „Sie sollten ergonomisch sein, verschiedene Griffmöglichkeiten haben – und man sollte auch die Beine trainieren können“, sagt Polenz. Vier Jahre später hatte er seine Gewichte – er selbst nennt seine Erfindung lieber so und vermeidet den Begriff Hanteln – weitestgehend fertig und gab ihnen den Firmennamen Your active body (YAB).
Gewichte in neun verschiedene Größen bietet Polenz an. Sie wiegen zwischen 1,3 und 18,7 Kilogramm und kosten im Doppelpack zwischen 39,29 Euro und 178,50 Euro. Er hat bewusst „algorithmische Zwischengrößen“ gewählt, weil sie zwei Größen abdecken sollen. „Viele Gewichtsgrößen werden nicht genutzt, liegen nur herum und verstauben“, sagt Polenz.
Bei seiner zum Patent angemeldeten Konstruktion kann der Nutzer zudem unterschiedliche Hebelwirkungen nutzen. Legt man die beschichteten Eisengewichte auf den Unterarm, reduziere sich das Gewicht um 20 Prozent, sagt Polenz. Lässt man der Schwerkraft ihren Lauf, trainiert man mit dem Basisgewicht. Dieses kann der Sportler um 20 Prozent steigern, wenn er es dauerhaft in der 180-Grad-Verlängerung des Armes hält.
Schonendes Gewichtetraining ist das Ziel
Am Fuß kann man das Gewicht mit einem Klettband befestigen, um Beine oder die Gesäßmuskulatur zu trainieren. Diese Möglichkeit sei besonders bei Sportmedizinern und Physiotherapeuten gut angekommen, sagt Polenz: „Meine Philosophie ist ein schonendes Gewichtetraining. Weniger Gewicht ist dabei mehr.“
Lange feilte er an Details wie der Beschichtung oder der Griffmulde für den Daumen. Weil er noch voll im Beruf eingespannt war, dauerte alles etwas länger. Seit Januar setzt Polenz alles auf die Karte YAB. Offiziell arbeitet er zwar für die Firma seiner Familie, die im kaufmännischen Bereich tätig ist. Faktisch gehört aber seine Arbeitszeit komplett dem Start-up-Unternehmen mit Sitz in Poppenbüttel.
In den wenigen Monaten feierte er schon einige Erfolge. Bei der Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode (Ispo) in München erhielten die YAB-Gewichte eine Auszeichnung in der Kategorie Health & Fitness. Auf der Kölner Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit (Fibo) im April erhielt er von der Jury den ersten Preis. „Das ,Rad‘ wurde neu erfunden! Ganz nach dem Prinzip: Vom primitiven Komplizierten zum einfachen Schönen. Ein uraltes Trainingsgerät, das aus dem Ursprung dieser Branche revolutioniert wurde“, lautete die Begründung der Jury. Und auch die Fachbesucher waren sehr angetan, sagt Polenz: „Die haben uns an den vier Messetagen den Stand eingerannt. Es kamen Bestellungen aus aller Welt.“
Die Erstauflage von 1000 Stück, die er wegen der geringen Stückzahl noch in Deutschland fertigen ließ, war schnell vergriffen. Derzeit lässt er die zweite Charge von knapp 10.000 Stück produzieren, aus Kostengründen in Europa und Asien. Auch diese sei schon ausverkauft. Die eine Hälfte davon setzte er in Deutschland ab, die andere im Ausland. In rund 20 Länder hat er seine Produkte vertrieben. Dazu gehören europäische Staaten wie Spanien, Frankreich und Griechenland ebenso wie Iran und Israel, die USA und Mexiko sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Momentan sammelt er weitere Aufträge ein, um im August/September seine dritte Bestellung produzieren zu lassen. Denn auf ein großes Lager möchte Polenz verzichten. Er will vorsichtig agieren und lässt erst dann produzieren, wenn die Stückzahl fast komplett abgenommen ist.
Künftig sollen auch Sport- und Fachgeschäfte seine Produkte führen. „Wir sind mit Distributeuren in Verhandlung.“ Der Hamburger wird von einem zehnköpfigen Team unterstützt, das ihn zum Beispiel beim Verkauf oder der Ausbildung der YAB-Trainer hilft, die eine Lizenz erwerben müssen, um das Training anbieten zu können. Die Produktpalette erweiterte er auch um eine Matte, die maßgeschneidert für das Trainingsgerät Step ist. Und ein Musiker komponierte für das YAB-Programm einen eigenen Sound, der bei den Kursen in den Fitnessstudios „motivierende Club-Musik“ spielt.