Hamburg. Musikanlagenkette Hi-Fi-Klubben eröffnet erste Deutschland-Filiale in der Hamburger City – und plant weitere Läden.
In ihrer Werbung stülpen sie dem Michel einen Kopfhörer über den Turm, verpassen dem altehrwürdigen Hamburger Rathaus kurzerhand zwei neue Türme in Form von Lautsprecherboxen – und der übermächtige Branchen-Goliath macht ihnen keine Angst. „Es ist überhaupt kein Problem, dem Media-Markt-Preis zu folgen. Die behaupten nur, dass sie günstig sind. Wir bieten mehr Service“, sagt Svend Erik Kristensen. Der Däne sagt das mit dem Selbstbewusstsein eines Geschäftsführers, dessen Unternehmen in Skandinavien als Marktführer im Geschäft mit qualitativ hochwertigen CD- und Plattenspielern, Verstärkern und Lautsprecherboxen gilt, im Juni seine 100. Filiale eröffnet und nun über Hamburg nach Deutschland expandiert.
„Wir können Sound, und wir haben eine Lösung für jeden Anspruch“, umreißt Kristensen das Konzept des Hi-Fi-Klubben. Die Dänen konzentrieren sich auf Musikanlagen und deren einzelne Komponenten. Kunden können sich für einige hundert Euro eine komplette Anlage zusammenstellen oder auch Lautsprecherboxen für 11.000 Euro das Stück gönnen. In den Regalen der Mitte April an der Stadthausbrücke in der Innenstadt eröffneten ersten deutschen Filiale stehen zudem einige wenige Hightech-Flachbildfernseher. Auf den T-Shirts der derzeit fünf Mitarbeiter steht: „Bad sound kills good music“ (Schlechter Klang tötet gute Musik), und in seiner Werbung spielt Hi-Fi-Klubben frech mit Hamburger Symbolgebäuden und Selbstgewissheiten. Die Soundexperten sehen sich als „Hamburgs neues Ohr zur Welt“.
Das dänisch-niedliche Wort „Klubben“ im Firmennamen verweist sowohl auf die Ursprünge als auch auf das spezielle Konzept der Kundenbindung. Gegründet wurde das Unternehmen 1980 in Dänemark als Einkaufsclub von Hifi-Enthusiasten, die durch das gemeinsame Bestellen günstigere Preise erzielen konnten. Heute kann jeder Kunde kostenlos Klubben-Mitglied werden. Der Vorteil für den Käufer: Die Garantie verlängert sich von zwei bis drei auf fünf Jahre, eine komplette Hifi-Anlage wird beim Kunden angeliefert und aufgebaut, kurz nach dem Kauf und einen Monat vor Ende der Garantie fragt die Firma nach, ob alles in Ordnung ist. Die Bestpreis-Garantie („Keiner ist günstiger“) gilt 60 Tage. Zudem gibt es in den Filialen regelmäßig Livekonzerte mit Produktpräsentationen, aber ohne Verkauf. Derzeit sind mehr als 820.000 Mitglieder bei Hi-Fi-Klubben registriert. Der Vorteil für die Firma: Sie ist noch Jahre nach dem Kauf im Kontakt mit dem Kunden. Vor gut zwei Monaten hat auch Media Markt einen Kundenclub gegründet. Er lockt Mitglieder unter anderem mit einer auf 28 Tage verdoppelten Umtauschzeit.
„Wir wollen lernen, wie man in Deutschland Geschäfte macht“, sagt Kristensen. Der Standort Hamburg sei dafür nicht allein wegen der räumlichen Nähe zu Dänemark besonders geeignet. „Die Stadt hat die ideale Größe und ein richtiges Zentrum. Das ist für uns viel einfacher als in Berlin. Dort hätten wir nicht gewusst, in welchen Stadtteil wir gehen sollen.“
Welche anderen Hamburger Stadtteile für sie interessant sind, wissen die Dänen dagegen schon ganz genau. Derzeit sucht Hi-Fi-Klubben nach Geschäftsräumen in guten Lagen von Eppendorf und Ottensen. „Das Ziel ist, bis 30. April nächsten Jahres zwei weitere Filialen in Hamburg zu eröffnen“, sagt Kristensen. Dass sie schnell expandieren kann, hat die Kette zuletzt in den Niederlanden gezeigt. Dort wurde die erste Hi-Fi-Klubben-Filiale 2011 eröffnet, die Nummern neun und zehn sollen bis Mitte dieses Jahres folgen.
Hi-Fi-Klubben sieht Potenzial für bis zu 55 Filialen in Deutschland
In Deutschland sieht Kristensen ein „Riesenpotenzial“ für das Unternehmen. „Ganz Skandinavien hat 19 Millionen Einwohner, Deutschland das Vierfache davon. Wir glauben zwar nicht, dass wir den vierfachen Umsatz machen werden, aber so viel wie in ganz Skandinavien ist durchaus möglich.“ Eine Liste der 39 deutschen Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern hat er schon mal zusammengestellt. Nach einer ersten groben Schätzung sieht Kristensen das Potenzial für bis zu 55 Filialen in Deutschland.
Hinter Hamburg kann Hi-Fi-Klubben jetzt den ersten Haken machen. Und das auch, weil der Chef an die Weltoffenheit der Stadt glaubt. „Ich denke, die Hamburger haben Verständnis, wenn wir unser Geschäft anfangs mehr skandinavisch als deutsch betreiben.“ Das im hohen Norden übliche vertrauliche Du allerdings werden die Kunden nicht hören. Bei Hi-Fi-Klubben in Hamburg werden sie gesiezt.