Hamburg. Wer eine Kaltmiete von 1250 Euro bezahlt, kann derzeit auch einen 300.000-Euro-Kredit finanzieren. Doch ein Risiko bleibt.

Dank der historisch niedrigen Bauzinsen beschäftigen sich immer mehr Hamburger mit dem Immobilienerwerb.

Beim Baugeldvermittler Dr. Klein gibt es zum Beispiel einen Baukredit mit einer Laufzeit von zehn Jahren schon für einen Effektivzins von 1,16 Prozent. Durch die niedrigen Zinsen sind auch hohe Kreditbeträge finanzierbar. „Wer jetzt eine Kaltmiete von 1250 Euro bezahlt, kann mit diesem Betrag auch einen Kredit von 300.000 Euro finanzieren“, sagt André Janke, Baufinanzierungsexperte der Haspa. Die Zinsen sind dann für 15 Jahre fest, und die Tilgung beträgt drei Prozent, also eine solide Finanzierung.

Mieten oder kaufen? Was Sie wissen sollten

Andererseits aber müssen die Hamburger deutlich mehr Geld für den Immobilienerwerb ausgeben. Im Schnitt sind das aktuell 444.000 Euro, wie eine Studie des Baugeldvermittlers Interhyp ergab. Seit 2010 sind die Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser um 44 Prozent gestiegen. Eigentumswohnungen aus dem Bestand wurden um 65 Prozent teuer.

Dennoch gehen Vergleichsrechnungen zwischen Kaufen und Mieten in der Regel zugunsten der Eigentümer aus. So haben Eigentümer in der Regel ein größeres Vermögen, wenn sie ihre Immobilie nach drei Jahrzehnten veräußern, als Mieter, die ihr Eigenkapital für den gleichen Zeitraum angelegt haben. Gleichzeitig haben die Mieter für die laufenden Mietzahlungen deutlich mehr Geld ausgegeben, als eine Immobilie heute kostet.

Unterstellt wurde dabei eine jährliche Mietsteigerung von jährlich 2,5 Prozent, wie sie der Mieterverein zu Hamburg für Bestandsmieten seit 2007 ermittelt hat. Auf der Internetseite www.fmh.de können solche Vergleiche unter individuellen Annahmen nachvollzogen werden.

Bleiben aber Wert- und Mietpreissteigerungen aus, geht die Rechnung nicht mehr zugunsten der Eigentümer aus. „Die Eigentümer schneiden in solchen Berechnungen jetzt besser ab, weil die Anlagezinsen sehr niedrig sind“, gibt Dirk Scobel von der Verbraucherzentrale Hamburg zu bedenken. Doch das müsse nicht so bleiben. Gleichzeitig seien Immobilienbesitzer unflexibler als Mieter und müssten ihr Eigentum auch instand halten.

Doch Immobilien zur Selbstnutzung werden vordergründig nicht unter Rendite-Gesichtspunkten erworben. „Wenn die berufliche Perspektive sicher, die Familienplanung abgeschlossen und ausreichend Eigenkapital vorhanden ist, werden die Risiken eines Immobilienerwerbs deutlich minimiert“, sagt Scobel. Ein Kauf könne dann sinnvoll sein.

Bei Hamburger Banken ist die Nachfrage nach Baukrediten weiter ungebrochen. „Sie hat im ersten Quartal nach einem starken Vorjahr noch einmal spürbar zugelegt“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg.