Hamburg. Marken wie Persil, Pringles, Pril oder Mars tricksen mit “Füllmengen-Karussell“. Was die Verbraucherzentrale Hamburg jetzt fordert.
Hersteller und Händler sind sehr einfallsreich, wenn es um versteckte Preiserhöhungen geht. Jetzt bedienen sie sich eines neuen Tricks, um an der Preisschraube zu drehen. „Es ist der Preistrick mit dem Füllmengen-Karussell“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, die die Trickserei nun entlarvt hat.
Und so funktioniert das Füllmengen-Karussell: Nach einer meist mehrstufigen Schrumpfkur wirbt der Hersteller anschließend mit mehr Packungsinhalt für sein Produkt – gleichzeitig steigt der Preis im Supermarkt deutlich an. Bisher waren versteckte Preiserhöhungen mit sogenannten Mogelpackungen, bei denen der Inhalt verringert wird, der Preis aber unverändert bleibt, immer wieder Anlass für Beschwerden bei den Verbraucherzentralen. Der Füllmengen-Karussell-Preistrick ist nun die aktuellste Masche der Hersteller.
Preiserhöhung bis zu 26 Prozent
Nach Beobachtungen der Hamburger Verbraucherschützer hat beispielsweise der Konsumgüterkonzern Henkel in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt die Anzahl der Waschladungen seines Persil-Flüssigwaschmittels von zunächst 20 auf 18, dann 16 und schließlich 15 reduziert. Aktuell stehe groß „dauerhaft mehr Inhalt“ auf der Packung, weil wieder 20 Waschladungen pro Flasche verkauft werden, erklärt Armin Valet. Er sagt: „Der Kunde ist schon lange nicht mehr König, sondern wird bei diesem Mengenwirrwarr zum Narren gehalten."
Denn den vermeintlichen Mengen-Vorteil lassen sich Hersteller und Händler teuer bezahlen. Laut Hamburger Verbraucherschutzzentrale beträgt die mit der neuen alten Persil-Packungsgröße verbundene Preiserhöhung in 2016 je nach Drogerie oder Supermark bis zu 26 Prozent. Bei den beiden anderen Henkel-Marken Weißer Riese und Spee verfährt der Konzern genauso. Eine Preiserhöhung von jeweils bis zu 16 Prozent seien es für die „neue schlaue Größe“ von Spee und die „neue, einfach riesige Größe“ des Weißen Riesen, sagt Valet.
40 Prozent Preisaufschlag für Mars Minis
Auch bei anderen Markenartikeln können die Hamburger Verbraucherschützer die Trickserei nachweisen. Beim Schokoriegel Mars Minis hat der Hersteller die Füllmenge allmählich von 250 über 235 und 221 auf schließlich 200 Gramm pro Packung gesenkt. „Nun liegen die Schokoriegel des gleichnamigen Herstellers wieder als 250-Gramm-Pack im Regal, und Verbraucher zahlen schon seit 2015 bis zu 40 Prozent mehr als noch vor sieben Jahren“, heißt es in einer Mitteilung der Verbraucherzentrale Hamburg. Zudem hat die Verbraucherzentrale das "Füllmengen-Karussell" auch bei dem Snackprodukt Pringles und dem Geschirrspülmittel Pril festgestellt.
Verbraucherschützer fordert Transparenzplattform
„Die Hersteller wollen ihren Umsatz mit positiven Werbebotschaften ankurbeln und locken Verbraucher auf eine falsche Fährte, um höhere Preise zu etablieren“, warnt Verbraucherschützer Valet. Die häufig vorgebrachten Argumente für die Füllmengenreduzierungen in den letzten Jahren, wie beispielsweise kleinere Packungsgrößen für Singles oder weniger Kalorien pro Packung zur Prävention von Übergewicht, entpuppten sich im Nachhinein als plumpe Ausreden.
„Wir benötigen endlich eine Transparenzplattform, auf der Hersteller vorab Füllmengenänderungen melden müssen“, fordert Valet. Nur so könnten Verbraucher beim Einkauf halbwegs auf Augenhöhe mit Herstellern und Handel agieren.