Hamburg. Wirtschaftsprüfer sehen keine zweifelhaften Geschäfte des zurückgetretenen Managers. Sind die Vorwürfe gegen von Albedyll vom Tisch?

Wirtschaftsprüfer der Stadt Hamburg sollen laut einem NDR-Bericht den im Februar zurückgetretenen früheren Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH (HHT) in einem internen Papier entlastet haben.

Von Albdeyll war Anfang Februar – knapp zwei Monate vor Beendigung seines Vertrags – auf Druck des Senats zurückgetreten. Nur wenige Tage vorher war bekannt geworden, dass er bereits im Dezember 2015 eine eigene Firma mit dem Namen „Albedyll Tourismus GmbH“ gegründet hatte. Sein Kompagnon: PR-Unternehmer Wolfgang Raike, jahrelang selbst Auftragnehmer von Hamburg Tourismus. Korruptionsvorwürfe und der Verdacht eines Interessenskonflikts gegen von Albedyll wurden laut. Die Korruptionsabteilung der Hamburger Staatsanwaltschaft nahm Vorermittlungen gegen ihn auf.

Keine Belege für zweifelhafte Geschäfte zwischen von Albedyll und Raike

Wie NDR 90,3 berichtet, entkräftet ein neuer Bericht der Wirtschaftsprüfer die erhobenen Vorwürfe nun in wesentlichen Teilen. Demnach seien die Prüfer zu dem Schluss gekommen, dass die Albedyll Tourismus GmbH bisher keine Geschäfte gemacht habe, obwohl die Firma bereits im Handelsregister eingetragen wurde. Weiter hätten sich zweifelhafte Geschäfte zwischen von Albedyll und Raike nicht belegen lassen. Raikes PR-Firma habe zwar mehrere Aufträge der städtischen Tourismus GmbH erhalten. Der für den Zuschlag zuständigen Jury habe von Albedyll jedoch nicht angehört.

Außerdem soll aus dem Bericht hervorgehen, dass der ehemalige Tourismuschef dienstliche Kreditkarten zwar in wenigen Fällen privat genutzt habe, die Rechnung soll er aber jeweils kurz danach wieder beglichen haben. Der Bericht der Wirtschaftsprüfer soll am Mittwochabend auch im nicht öffentlichen Teil einer Ausschusssitzung im Hamburger Rathaus behandelt worden sein.

Staatsanwaltschaft prüft weiter

Für Aufsehen hatte im Frühjahr besonders ein Zuschlag für eine Tagestourismuskampagne gesorgt, den Raikes Firma durch die von von Albedyll geführten Hamburg Marketing GmbH bekommen hatte. Das Auftragsvolumen lag bei rund 20.000 Euro. Wie zunächst aus einer Senatsantwort auf eine kleine Anfrage der CDU hervorging, wurde der Auftrag ohne Ausschreibungsverfahren vergeben. Dass der vermeintliche Interessenskonflikt nicht aufgedeckt wurde, wurde in der Folge von vielen Seiten kritisiert. Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer etwa hatte von einem „klaren Regelverstoß“ gesprochen. Der Linken-Wirtschaftspolitiker Stephan Jersch sprach sogar von einem „justiziablen Vorgang“.

Wenig später verteidigte die Wirtschaftsbehörde von Albedyll in dem konkreten Fall. Demnach gingen die 20.000 Euro auf eine Auftragsvergabe aus dem Jahr 2014 zurück und wurden vom zuständigen Wirtschaftsprüfer eingehend geprüft. Nach einem sogenannten Pitch habe sich eine unabhängige Jury für die Vergabe des Auftrags an Raike entschieden. Von Albedyll sei zu keiner Zeit in den Vorgang involviert gewesen, hieß es aus der Wirtschaftsbehörde.

Dietrich von Albedyll wollte sich am Mittwoch gegenüber dem Hamburger Abendblatt zu den neuen Entwicklungen und entlastenden Dokumenten nicht äußern, weil das Verfahren noch nicht abgeschlossen sei.

Die Hamburger Staatsanwaltschaft bestätigte, dass die Vorermittlungen weiter andauern. Der besagte Bericht der Wirtschaftsprüfer liegt laut Nana Frommbach, Sprecherin der Staatsanwaltschaft, noch nicht vor, werde aber in die Ermittlungen einbezogen. „Die Prüfung eines strafrechtlichen Anfangsverdachts dauern noch an“, so Frommbach.

„Wir wussten immer, dass wir uns nichts haben zu schulden kommen lassen“

Die Wirtschaftsbehörde geht nach den neuen Details aus dem Bericht der Wirtschaftsprüfer davon aus, dass die eingangs erhobenen Vorwürfe gegen von Albedyll nicht zutreffend waren. „Der durch die Gründung der Albedyll Tourismus GmbH entstandene Anschein eines Interessenskonflikts hatte die Niederlegung der Ämter als Geschäftsführer im Marketingkonzern durch Herrn von Albedyll notwendig gemacht. Nach den gegenwärtig vorliegenden Informationen ist kein tatsächlicher Interessenskonflikt entstanden“, so Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde.

Wolfgang Raike äußerte sich angesichts der neuen Entwicklungen gegenüber dem Abendblatt wenig überrascht. „Wir wissen und wussten immer, dass wir uns nichts haben zu schulden kommen lassen“, so der 60-Jährige. „Trotzdem ist es für die Reputation eines Unternehmens immens wichtig, dass so ein öffentlich erhobener Vorwurf dann auch öffentlich wieder glattgezogen wird, wenn er sich als falsch herausstellt.“

Von Albedyll war 26 Jahre lang Geschäftsführer der Hamburg Tourismus GmbH. Nach seinem Rücktritt wurde Rolf Strittmatter, Geschäftsführer der Hamburger Wirtschaftsförderung, zum Interimsnachfolger ernannt. Der bisherige Marketingleiter des Münchner Flughafens tritt von Albedylls Nachfolge wie geplant im Mai 2016 an.