Burgwedel/Hamburg. Hannoveraner Drogeriemarktkette macht überraschende Offerte an Hamburger Konkurrenten. Hanseaten weisen das Angebot zurück.

Dirk Roßmann, Gründer und Senior-Chef von Deutschlands zweitgrößter Drogeriemarktkette Rossmann, hat erstmals offen Interesse an einer Übernahme des Hamburger Konkurrenten Budnikowsky bekundet. Rossmann sei generell offen für weitere Zukäufe. Ein Kandidat sei Budnikowsky, sagte der Unternehmer am Mittwoch auf die Frage, ob Rossmann Möglichkeiten des Wachstums in Deutschland durch weitere Übernahmen sehe.

Wörtlich sagte Roßmann während der Bilanzpressekonferenz am Unternehmenssitz in Burgwedel bei Hannover mit Blick auf das Hamburger Traditionsunternehmen: „Aber wir können nur kaufen, wenn ein anderer verkaufen will. Momentan ist das noch nicht so. Interesse hätten wir.“

Budnikowsky-Chef Cord Wöhlke wies die Offerte des nach Umsatz und Anzahl der Filialen mehr als zehnmal so großen Konkurrenten umgehend zurück. „Ich kenne Herrn Roßmann seit 20 Jahren, wir sehen uns ab und zu, und jedes Jahr wiederholt er, dass er Budnikowsky kaufen möchte. Offensichtlich sind wir ein attraktives Unternehmen“, sagte Wöhlke dem Abendblatt und betonte: „Die Gesellschafter werden Budni aber nicht verkaufen, wir denken nicht daran.“ Wöhlke sieht in Roßmanns Äußerungen ein taktisches Manöver, um Konkurrenten zu verunsichern.

Rossmann will in Hamburg wachsen

Dass Roßmann seine Übernahmebereitschaft nun erstmals offen ausspricht, dürfte mit der wirtschaftlichen Situation des Hamburger Platzhirsches Budnikowsky zu tun haben. Wöhlke bestätigte dem Abendblatt, dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2014/15 wegen hoher Investitionen im Bereich der Eigenmarken einen Verlust eingefahren hatte. Budnikowsky hatte Produkte des Marktführers dm aus den Regalen genommen und durch Eigenmarken ersetzt. dm expandiert in der Metropolregion Hamburg stark durch die Eröffnung eigener Filialen. Das Ergebnis des Ende Februar abgeschlossenen Geschäftsjahres 2015/16 werde derzeit noch ermittelt, sagte Wöhlke. Für gewöhnlich macht das 1912 in Hamburg gegründete familiengeführte Unternehmen keine Angaben über den Gewinn. Im Jahr 2014/15 lag der Umsatz in den knapp 180 Filialen bei etwa 420 Millionen Euro.

Konkurrent Rossmann will – unabhängig von der Übernahmeofferte – in Hamburg weiter wachsen. Derzeit betreibt die Kette 36 Filialen in der Hansestadt, in Schleswig-Holstein sind es 213. Bundesweit will Rossmann in diesem Jahr 140 weitere Märkte eröffnen. „In Hamburg stehen wir mit einigen Vermietern in Verhandlungen für das laufende Jahr“, erklärte Unternehmenssprecher Stephan-Thomas Klose gegenüber dem Abendblatt.

Die ebenfalls familiengeführte Kette aus Burgwedel hat 2015 den ersten Gewinnrückgang seit mindestens zehn Jahren verzeichnet. „Die Luft ist ein bisschen dünner geworden“, sagte Dirk Roßmann. Er führte das auch auf eine „Preissenkungswelle“ in der Branche zurück. Klare Gewinnzahlen des Konzerns nannte Roßmann wie gewohnt nicht. Jedoch habe der Vorsteuergewinn leicht unter dem Wert aus 2014 gelegen. Damals kamen in der für den Konzern zentralen Dirk Rossmann GmbH 288 Millionen Euro zusammen. Der Umsatz erreichte 2015 den Rekordwert von 7,9 Milliarden Euro. Für 2016 rechnet Rossmann mit „7,0 bis 7,5 Prozent“ Umsatzplus auf etwa 8,5 Milliarden Euro.

Zum Preiskampf in der Branche und Margendruck sagte Roßmann mit Blick auf den großen Konkurrenten dm: „Weitere Preissenkungen von dm halte ich mathematisch nicht mehr für darstellbar.“ Schon heute gelte: „Wir haben eine ganze Menge an Artikeln, an denen wir nichts verdienen.“ Budnikowsky-Chef Wöhlke sieht die Lage ganz ähnlich. Der Wettbewerb in der Branche sei hart, sagt er.