Hamburg. Der Norddeutsche gilt gemeinhin als humorlos: Dass das nicht stimmt, bewiesen die besten Aprilscherze des Nordens.

Sensationen und Katastrophen: Der Streit um den Hindenburg-Damm wird auf kreative Weise beigelegt, die "Tagesschau" bekommt einen neuen Sprecher und der FC St. Pauli ein neues Maskottchen. Derweil sind die Brüder Braun verzweifelt auf der Suche nach ihrer Elbphilharmonie.

Beim Thema 1. April scheiden sich die Geister: Für die einen ist er ein umjubelter Freibrief, die anderen finden die Flut an Falschmeldungen schlicht nervtötend. 2016 haben sich die Hamburger aber, das muss man zugeben, einige Mühe gegeben, um zu unterhalten, ohne zu verärgern.

Mit dem Auto nach Sylt

Die Querelen um den Weg nach Sylt, sie haben ein Ende. Zumindest, wenn es nach dem NDR und Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) geht: "In monatelangen Geheimverhandlungen" habe man sich mit Berlin darauf verständigt, die Schienen auf dem Hindenburg-Damm abzubauen und durch eine Straße zu ersetzen.

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Glaubwürdigkeit: hoch, zumindest auf den ersten Blick. Der Minister wird nicht nur im Text zitiert, er hat mitgespielt und die Infrastruktur-Revolution ohne mit der Wimper zu zucken in die Kamera verkündet.

Mit Til Schweiger durch die Nachrichten

Auch die "Tagesschau" hatte eine Sensationsmeldung parat - oder eine Katastrophenmeldung, je nachdem, wie man zu Til Schweiger steht. Der nämlich würde neuer Gastsprecher im Ersten, auch ein Aussprachetraining mit Jan Hofer sei schon im Gange. Zudem übernehme er natürlich die Regie für die von ihm moderierten Ausgaben und wolle "News-Geschichte" schreiben.

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Action-News statt
Action-News statt "Tagesschau": Til Schweiger © Warner

Glaubwürdigkeit: mittel. Spätestens bei der angeblichen Erklärung der Chefredaktion "Bei der Untertitelung im Videotext müssen wir auf die exakte Zahl der Ausrufezeichen achten - Til nimmt das sehr genau", dämmert einem, dass man gerade auf die Schippe genommen wurde.

Mit Zecki ans Millerntor

Die Fans des FC St. Pauli würden sich ohnehin als "asoziale Zecken" selbst feiern, da läge eine Zecke als Maskottchen doch nahe, so St.-Pauli-Geschäftsführer Andreas Rettig. "Zecki" bekam sogar eine eigene Facebook-Seite spendiert.

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Das fiktive Maskottchen
Das fiktive Maskottchen "Zecki" mit St.-Pauli-Geschäftsführer Andreas Rettig am Millerntor

Glaubwürdigkeit: hoch, zumindest für alle, die keine St.-Pauli-Fans sind. Maskottchen beim Fußball sind keine Seltenheit und irgendwie scheint "Zecki" auch ans Millerntor zu passen. Wer aber regelmäßig im Stadion ist, der weiß, dass das nur ein Aprilscherz sein konnte. Und auch, wenn es nicht geklappt hat mit der Festanstellung als Maskottchen, gebührend verabschiedet wurde Zecki auf jeden Fall:

Mit Polizeihunden gegen Müllsünder

Die Stadtreinigung Hamburg behauptete am Freitag, sie habe zwei ehemalige Polizeihunde in Dienst genommen, die künftig Müllsündern auf die Spur kommen. Umweltverschmutzer hätten keine Chance gegen die feinen Nasen von Lila und Bailey.

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Der angebliche Müll-Spürhund Bailey
Der angebliche Müll-Spürhund Bailey © Stadtreinigung Hamburg

Glaubwürdigkeit: hoch. Ausgebildete Spürhunde können Sprengstoffe und Schimmel, Drogen und Vermisste, Verschüttete und überhaupt fast alles finden. Warum also nicht auch Umweltverschmutzer?

Mit Windkraft an der Elbphilharmonie

Das Offshore-Windenergie-Portal Energie-Winde kündigte ein "Leuchtturmprojekt für den Hamburger Hafen" an: In einer Pressemitteilung preist es "SkyWind 2020" an – die "größte und stärkste Windkraftanlage", die es bisher in einer Stadt gegeben hat. "SkyWind 2020" werde selbst die Elbphilharmonie in den Schatten stellen. Die Super-Windkraftanlage solle 60 Prozent der Hamburger Haushalte und den Hafen mit sauberem Strom versorgen. Zudem könnten Wagemutige auf einem Sitz Platz nehmen ("Action-Seat"), der an einem Rotorblatt befestigt ist. In dem über 200 Meter hohen Kraftwerk zögen darüberhinaus ein Restaurant, eine Shopping-Mall und ein Großteil der Hamburger Behörden ein. Auch ein Luxus-Hotel darf in dem Mega-Bau natürlich nicht fehlen.

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Die Elbphilharmonie, zum Glück ohne Riesenwindrad
Die Elbphilharmonie, zum Glück ohne Riesenwindrad © HA | Klaus Bodig

Glaubwürdigkeit: gering. Eine 200 Meter hohe Windkraftanlage, die 60 Prozent des Hamburger Stroms erzeugt und einen "Action-Seat" zum Mitfahren hat? Darauf ist wohl niemand hereingefallen.

Nur mit Abzeichen ins Wasser

Das Bäderland hat derweil rigorose neue Regeln ausgerufen. Wer ins Schwimmerbecken will, muss sein Schwimmabzeichen deutlich sichtbar tragen. „Wer kein Abzeichen an der Büx trägt und dennoch ins Schwimmerbecken möchte, der bekommt von unserem Fachpersonal ganz freundlich Schwimmhilfen gereicht“, lässt sich Bäderland-Sprecher Michael Dietel zitieren.

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Schwimmen in Hamburg? Nur mit Abzeichen!
Schwimmen in Hamburg? Nur mit Abzeichen! © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Glaubwürdigkeit: mittel. Zwar ist Deutschland der Staat der Verordnungen und Gesetze, die fast alles und jeden regeln. Aber in diesem Fall scheint der Amtsschimmel doch etwas arg laut zu wiehern.

Ohne Fahrer ins Krankenhaus

Die Rettungsdienst Kooperation in Schleswig-Holstein hat sich mit Google zusammengetan, um den ersten selbstfahrenden Krankentransportwagen der Welt zu entwickeln. Der große Vorteil: Gleich zwei Rettungssanitäter können sich um den Patienten kümmern, während das Auto über die Straßen rollt.

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Ohne Fahrer durch den Verkehr mit dem selbstfahrenden Krankenwagen
Ohne Fahrer durch den Verkehr mit dem selbstfahrenden Krankenwagen © imago | imago

Glaubwürdigkeit: mittel. Das selbstfahrende Auto hat Google zwar tatsächlich entwickelt (im Gegensatz zum selbstfahrenden Fahrrad), von der Marktreife ist es allerdings noch ein Stück entfernt.

Ohne Elbphilharmonie durchs Miniatur Wunderland

Großen Aufwand haben die Brüder Braun vom Miniatur Wunderland für ihren Aprilscherz betrieben: Das Modell der Elbphilharmonie sei ihnen gestohlen worden, erzählten sie in einem Video, nun würde ein Lösegeld gefordert - ganz klassisch, mit einem Erpresserbrief aus ausgeschnittenen Zeitungs-Buchstaben.

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Glaubwürdigkeit: hoch. Oder doch niedrig? Überzeugend gemacht ist der Aprilscherz auf jeden Fall. Wer Gerritt und Frederik allerdings kennt, ahnt schnell, dass die beiden umtriebigen Herren sich bloß einen Spaß erlauben.