Hamburg. 13.000 Kunden geben jedes Jahr angeblich verlorene Dauerkarten weiter. Schaden beträgt zehn Millionen Euro. Auch Fälscher sind am Werk.

Jede dritte HVV-Jahresersatzkarte wird für einen Betrug verwendet. Dadurch entstehe den mehr als 30 Unternehmen des Hamburger Verkehrsverbunds ein jährlicher Schaden von rund zehn Millionen Euro, sagte Geschäftsführer Lutz Aigner am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahresbilanz. Von sofort an will der HVV mithilfe eines Computerprogramms und dem Einsatz von Lesegeräten verstärkt gegen diese Betrugsmasche vorgehen. Jedes Jahr werden rund 40.000 Ersatzkarten ausgegeben.

Wie funktioniert der Schwindel? Nach Aigners Worten bekommt jeder Inhaber einer regulären Jahreskarte anstandslos eine Ersatzkarte, wenn er die Hauptkarte als verloren meldet. Rund 13.000 Kunden gäben dann allerdings eine der beiden Karten an Familienmitglieder oder im Freundkreis weiter. Der Schaden pro Karte könne bis zu 1000 Euro betragen.

600.000 HVV-Dauerkarten jedes Jahr

Aigner legte Wert auf die Feststellung, dass man keinen Generalverdacht äußern wolle. Der HVV gebe jedes Jahr immerhin rund 600.000 Abokarten aus. Allerdings sei man nicht mehr bereit, die millionenschweren Verluste zu tragen. Bei Stichproben werde ab sofort kontrolliert, ob zu einer Abokarte eine Ersatzkarte ausgegeben worden sei. Wer mit einer „doppelten“ Karte unterwegs sei, müsse mit 60 Euro Strafzahlung und einer Strafanzeige rechnen.

Die Gesamtsumme, die dem HVV jedes Jahr durch Fahrgäste ohne gültigen Fahrausweis verloren geht, bezifferte Aigner mit rund 20 Millionen Euro. Derzeit liege die Schwarzfahrerquote bei etwa 3,5 Prozent. Im Kampf gegen Schwarzfahrer setzt der HVV weiterhin auf Intensivkontrollen in Zusammenarbeit mit der Bundespolizei. „Auch in diesem Jahr wird es wieder einen HVV-Prüfmarathon geben.“

Fälscher richten hohen Schaden an

Nach den Worten des HVV-Geschäftsführers werden zunehmend Fahrkarten professionell gefälscht. So seien im vergangenen Jahr 50 nachgemachte Dauerkarten sichergestellt worden, was in etwa einem Schaden von 60.000 Euro entsprochen habe. Um den Fälschern das Handwerk zu legen, sei neues Fahrkartenpapier mit jährlich wechselnden Farben eingeführt worden. Zusätzlich warne man mit mehrsprachigen Plakaten vor dem Kauf gefälschter Fahrkarten. „Bereits der Erwerb gefälschter Fahrausweise ist strafbar“, so Aigner. Er riet HVV-Kunden, Fahrkarten „nur an autorisierten Stellen zu kaufen“.

Im vergangenen Jahr beförderte der HVV 748,6 Millionen Fahrgäste. Das waren 1,4 Prozent mehr als 2014. „Trotz deutlich gesunkener Kraftstoffpreise, zunehmenden Fahrradverkehrs und stagnierender Schülerzahlen fahren immer mehr Menschen in und um Hamburg mit dem ÖPNV.“

Jetzt prüft der Verkehrsverbund, ob den Fahrgästen die Möglichkeit geboten werden soll, während der Fahrt ihr Mobiltelefon aufzuladen.