Hamburg. Kunden des HVV müssen immer häufiger warten. Auch bei den Bahnen ließ die Zuverlässigkeit nach. Trotzdem steigen die Preise.
Die Verspätungen und Ausfälle von Bussen und Bahnen innerhalb des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) sind im vergangenen Jahr gestiegen. Die S-Bahn hat 2015 sogar das mit dem HVV vereinbarte Pünktlichkeitsziel von 94,7 Prozent nicht erreicht. Sie kam auf 93,7 Prozent. Hier gab es 433.485 Verspätungen von mehr als drei Minuten bei insgesamt 6,9 Millionen Fahrten (2014: 373.537 Verspätungen bei mehr als sieben Millionen Fahrten). Die Pünktlichkeitsquote lag damals bei 94,7 Prozent. Dies geht aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Dennis Thering hervor.
Der S-Bahn könnte nun eine Strafzahlung drohen. Bereits 2009 musste die Bahntochter mehr als 1,84 Millionen Euro an den HVV bezahlen. Das Unternehmen hatte 2008 die im sogenannten Qualitätssteuerungsverfahren vereinbarte Pünktlichkeitsquote von 94,7 Prozent, die auch im Verkehrsvertrag der Stadt mit der S-Bahn enthalten ist, verfehlt. Die S-Bahn kam damals nur auf einen Wert von gut 90 Prozent.
Die Zahl der Busausfälle bei der Hochbahn ist dramatisch gestiegen
Aber nicht nur die S-Bahn fällt wegen schlechter Werte auf. Besonders dramatisch ist die Zunahme von Busausfällen bei der Hochbahn: Die Zahl der Fahrten, die „ganz oder teilweise ausgefallen sind“, stieg 2015 auf 12.589 an. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 7021, 2014 schon 12.370.
Hochbahnsprecherin Christina Becker sagt dazu: „Wir leisten jeden Tag 14.000 Fahrten mit Bussen. Ein Ausfall von 12.589 Linienfahrten über das gesamte Jahr macht 0,28 Prozent aus, eine vergleichsweise immer noch sehr geringe Ausfallquote.“ Die Verspätung der Busse stieg 2015 leicht von 5,5 Prozent auf 5,7 Prozent.
Auch bei der U-Bahn ließ die Zuverlässigkeit nach: Die Verspätungen ab zwei Minuten lagen 2015 bei 4,9 Prozent. 2014 waren es 4,3 Prozent, 2011 nur drei Prozent: „Wir haben das Tempo beim barrierefreien Ausbau der U-Bahn-Haltestellen deutlich erhöht, das wirkt sich auch auf die Pünktlichkeit aus“, sagt Becker.
Kommentar: Unpünktlich trotz Busbeschleunigung ist ein Ärgernis
CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering kritisiert: „Die steigenden Verspätungen führen nicht zu einer Verbesserung der Attraktivität des schienengebundenen Nahverkehrs und erschweren das Umsteigen vom Auto auf die Bahn.“ Thering, der Vizefraktionschef der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist, fordert: „Hier müssen Hochbahn und Deutsche Bahn dringend gegensteuern und die Hauptverspätungsursachen deutlicher bekämpfen.“
Die regelmäßigen Preiserhöhungen – zuletzt im Januar von durchschnittlich 1,9 Prozent – seien wegen der zunehmenden Verspätungen „absolut inakzeptabel“, meint CDU-Politiker Thering. Unterstützung erhält der HVV vom Grünen-Verkehrsexperten Martin Bill: „Die Zahlen zeigen, dass Qualität und Pünktlichkeit des HVV auf einem hohen Niveau sind, allerdings wurden die Spitzenwerte aus dem Jahr 2011 nicht mehr erreicht.“ Auch Hamburgs Verkehrsbehörde scheint zufrieden: Die Ergebnisse entsprächen „den Erwartungen, die an ein einer Vielzahl externer Einflüsse unterliegendes System wie den öffentlichen Personennahverkehr gestellt werden können“.