Hamburg. Die Lübecker Märtyrer, Buchhändler, Konvertiten: Viele Konfessionelle starben, weil sie gegen Hitler und sein Regime aufbegehrten.
Im Kampf gegen das NS-Regime waren mehr Hamburger Christen beteiligt als bislang bekannt. „Es gab im Dritten Reich mehr Widerstand in Hamburg, als die Menschen es heute wissen“, sagte der katholische Theologieprofessor Prälat Helmut Moll am Dienstagabend auf einer Veranstaltung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU im Hamburger Rathaus.
Moll, früher Lehrer im Ansgar-Gymnasium, nannte in diesem Zusammenhang unter anderem den evangelischen Buchhändler Reinhold Meyer, der zum Hamburger Kreis der „Weißen Rose“ gehörte und 1944 ums Lebens kam. Zu weiteren Märtyrern zählten konvertierte Jüdinnen wie Ruth Kantorowicz und der Katholik Max Joseph Größer. Der Pater war Generalsekretär des Raphaelsvereins und half Emigranten bei der Auswanderung nach Amerika.
Lübecker Märtyrer in Hamburg hingerichtet
Professor Moll würdigte auch den Widerstand der vier Lübecker Märtyrer – die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie den evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink. Sie waren von den Nazis 1943 im Hamburger Gefängnis am Holstenglacis durch das Fallbeil hingerichtet worden. Eine Enkelin des evangelischen Pastors Stellbrink berichtete auf der Veranstaltung im Bürgersaal des Rathauses, dass die Nazis ihrer Großmutter nach der Ermordung eine Rechnung für Haft und Hinrichtung ihres Mannes schickten. Die katholische Kirche hatte die drei katholischen Geistlichen im Juni 2011 selig gesprochen.
Die Veranstaltung mit Prälat Moll, dem Herausgeber des Standardwerks „Zeugen für Christus“, fand auf Anregung des Hamburger CDU-Bundestagsabgeordneten Jürgen Klimke statt. Der Politiker rief dazu auf, auch heute dem Totalitarismus keinen Raum zu geben, sondern für Toleranz zu kämpfen. Dietrich Wersich (CDU), Erster Vizepräsident der Bürgerschaft, appellierte, sich gegen die weltweite Christenverfolgung einzusetzen.
Der Buch „Zeugen für Christus“ ist im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz entstanden und umfasst die Lebensbilder von rund 1000 katholischen Märtyrern in Deutschland aus dem 20. Jahrhundert.