50 Ehrenamtliche wirken beim Projekt „Stolpersteine“ mit, das an Juden und andere NS-Opfer in Hamburg erinnert.
Den ersten Hamburger Stolperstein verlegte Gunter Demnig im Juni 2002 in der Hartungstraße 1 (Grindelviertel) für Prof. Dr. Siegfried Korach. Der 1855 geborene jüdische Internist arbeitete bis 1930 als Chefarzt des Israelitischen Krankenhauses und wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er im Konzentrationslager starb.
Erinnern sollen die Steine nicht nur an ermordete Juden, sondern an alle Opfer des Nationalsozialismus. Von den nunmehr 5000 Stolpersteinen in der Stadt sind laut Koordinator Peter Hess etwa 300 Steine homosexuellen Opfern und etwa 200 Stolpersteine Euthanasie-Opfern gewidmet, also erbkranken, körperlich oder geistig beeinträchtigten Menschen, die im Zuge der sogenannten nationalsozialistischen Rassenhygiene umgebracht wurden.
Die Stolpersteine werden durch private Spenden und Patenschaften finanziert. „Ich kann nur so viele Stolpersteine in der Stadt verlegen lassen, wie die Hamburger Patenschaften übernehmen“, sagt Peter Hess. Wer Pate werden möchte, findet Näheres unter www.stolpersteine-hamburg.de. Dort kann man nach Namen von Menschen suchen, für die Stolpersteine gesetzt wurden, oder nach Standorten, die Kurzbiografien anzeigen lassen. Telefonische Rückfragen sind bei Hess unter 410 51 62 möglich.
Stadtteilbezogene Buchreihe mit 16 Bänden dokumentiert die Schicksale
Die Recherche nach Namen von Hamburger NS-Opfern und ihren Schicksalen übernehmen inzwischen etwa 50 Ehrenamtliche, die überwiegend in Geschichtswerkstätten und Stadtteilarchiven arbeiten. Anfangs stützte sich Rekonstruktion der Daten nur auf Deportationslisten, die im Hamburger Staatsarchiv aufbewahrt werden. Seit 2004 greifen die Mitarbeiter des Projekts auch auf Anschriften aus der Kultussteuerkartei der früheren jüdischen Gemeinden und auf alte Adressbücher zurück – und ermitteln Orte, an denen die Opfer bis Mitte der 1930er-Jahre unbehelligt gelebt hatten, um dort mit Stolpersteinen an ihr Schicksal zu erinnern.
Unter Leitung der Historikerinnen Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung und Beate Meyer vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden haben die Mitarbeiter des Projekts „Biografische Spurensuche“ seit 2006 fast 3000 Biografien von Hamburger NS-Opfern recherchiert. Veröffentlicht worden sind die Biografien in 16 Bänden einer stadtteilbezogenen Buchreihe, die im Infoladen der Landeszentrale am Dammtorwall 1 erhältlich sind.