Hamburg. In seiner letzten Spielzeit sorgt Intendant Christian Seeler für Kino-Hits auf die Bühne. Die Auslastung ist gestiegen.
Das Leben am Theater, speziell am Privattheater, ist manchmal so wechselhaft wie das vorösterliche Hamburger Wetter. Über dem Ohnsorg-Theater scheint derzeit die Sonne, es herrsche „eine richtig gute Stimmung“, wie Intendant Christian Seeler am Dienstag versicherte. Das liegt auch, aber nicht allein an der allabendlich gefeierten musikalischen Heimatkomödie „Soul Kitchen“, von der Seeler hofft, dass sie unser neues „Rock op Platt“ wird. 2016/17 öffnet sie erneut.
Bei der Jahres-Pressekonferenz mischten sich die Bilanz von 2014/15 mit einer Zwischenbilanz der laufenden Saison. „2015/16 segelt unser Haus unter sehr gutem Wind“, sagte Seeler. Grund: eine gestiegenen Auslastung von aktuell 82,4 Prozent dank Publikumsrennern wie „Tratsch op de Trepp“ und „Landeier“. Im Vergleich zu 2014/15 sei es ein „Quantensprung“: 73,4 Prozent Auslastung hatten dazu geführt, dass Hamburgs einziges Privattheater mit festem Ensemble trotz fast 700 Vorstellungen und 4,5 Millionen Euro Einnahmen eine rote Null schrieb. Sie soll durch die sehr wahrscheinliche „schwarze Null“ am Ende der Spielzeit wettgemacht werden. Dazu kommen weiter 7000 Abonnenten.
Schließlich will Seeler seinem Kollegen Michael Lang, Chef der Komödie Winterhuder Fährhaus, beim Abschied am 31. Juli 2017 nach fast 22 Jahren Amtszeit ein gut bestelltes Haus übergeben. Auch deshalb hat der Intendant wie mit „Tratsch op de Trepp“ in dieser auch in seiner letzten Spielzeit 2016/17 einen Ohnsorg-Klassiker zum Start gewählt: „Op Düvels Schuuvkoor“ („Verteufelte Zeiten“) wird am 21. August die Saison eröffnen. In der Bauernkomödie, die 1968 mit Heidi Kabel und Henry Vahl Premiere feierte, spielen jetzt Beate Kiupel und Wolfgang Sommer.
Auch unter den weiteren Abo-Stücken überwiegt Heiteres: „Barfoot Bet An’n Hals“ (Premiere: 13.11.) nach Vorbild des englischen Kino-Hits „Ganz oder gar nicht“, „Dinner för Spinner“ (8.1. 2017), „Fründschaftsspill“ (26.2.), „Arsenik un ole Spitzen“ (9.4.) und „Een Matjes singt nicht mehr“. Mit dem Schwank des Ex-Ohnsorg-Chefs Konrad Hansen möchte Seeler bei seiner letzten Premiere am 28. Mai 2017 auch seinen einstigen Mentor ehren.
Zugleich vertraut der Noch-Intendant darauf, dass sich auch das Thema Demenz op Platt spielen lässt: Am 2. Oktober erlebt – nach der Vorlage von Til Schweigers Kino-Hit – „Honnig in’n Kopp“ plattdeutsche Erstaufführung. Die Rolle des Opas spielt Joachim Bliese. Das Ohnsorg-Studio beschäftigt sich ebenfalls damit, indem es „Tüddelig in’n Kopp“ (Als Oma seltsam wurde) am 29. Januar 2017 für Menschen ab fünf Jahren herausbringt. Zweite Studio-Premiere ist „NippleJesus“ (31.3.), eine Komödie des Briten Nick Hornby.
Ins englischsprachige Ausland reist das Ohnsorg selbst im Frühjahr 2017: In Zusammenarbeit mit Regisseur Norbert Schultze jr. gastiert die niederdeutsche Bühne erstmals mit „Verteufelte Zeiten“ in Kapstadt. Nicht allein wegen des Wetters. Norddeutscher Humor scheint auch dort gefragt.