Arrecife/Hamburg. Die Rückreise aus dem Urlaub entwickelt sich zum Albtraum. Sie sollten am Sonntag in Hamburg ankommen, doch jetzt ging es nach London.
Es ist das Albtraum-Ende eines Traumurlaubs: Hunderte Hamburger hingen fast zwei Tage am Flughafen von Arrecife auf Lanzarote fest, ihr Rückflug wurde immer wieder verschoben. Eigentlich sollte es bereits am Sonntagvormittag zurück nach Hamburg gehen, doch der Start der Maschine wurde immer wieder verschoben. Ein Ende der Odyssee war erst am Montagabend in Sicht: Die Passagiere saßen endlich im Flieger – der allerdings zunächst nach London ging. Von dort sollte es am Abend eine Anschlussverbindung nach Hamburg geben.
Seit Sonntagmorgen streiken die Fluglotsen in Frankreich. Vor allem in Paris waren die Auswirkungen des zweitägigen Streiks erheblich: Am ersten Streiktag fielen allein am Flughafen Paris-Orly rund 50 Prozent der Flüge aus. Bei zahlreichen anderen Verbindungen kam es zu Verspätungen. Doch auch Airlines, deren Maschinen den französischen Luftraum lediglich kreuzen, sind von dem Streik in Frankreich betroffen: Am Hamburger Flughafen wurde laut Sprecherin Corinna Vogt am Montag je eine Verbindung von und nach Alicante, Lissabon und Malaga gestrichen. Am Sonntag habe es im Abflug fünf und in der Ankunft acht Ausfälle gegeben, unter anderem ging es um Flüge aus und nach Lissabon, Amsterdam, Toulouse und London-Gatwick.
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Auch beliebte Urlaubsziele wie Mallorca und Lanzarote sind betroffen. Viele Passagiere hingen dort, wie Familie Tomfort, seit Sonntagvormittag fest. „Unsere Crew ist auch am Montagmorgen einfach nicht gekommen“, sagt Anneli Tomfort. Um 7.05 Uhr sollte es endlich zurück nach Hamburg gehen, nachdem der ursprüngliche Rückflug bereits am Sonntag verschoben worden war. Sonntagfrüh um 9 Uhr war die Familie zum Flughafen gefahren und hatten dann vier Stunden in der Maschine auf dem Rollfeld gewartet. „Wir verbrachten dort Stunden ohne Getränke, und die Toiletten waren mittlerweile auch verschmutzt“, sagt Anneli Tomfort. Eigentlich sollte die Maschine um 11.35 Uhr abheben. Daraus wurde aber nichts, weil der Luftraum über Frankreich bestreikt wurde. Also zurück zum Gate, Chaos am Flughafen. Die Passagiere mussten um die letzten verbliebenen Hotelzimmer kämpfen. Abends ging es dann in ein Hotel. Am Montagmorgen waren Sven und Anneli Tomfort mit ihren Kindern Marleen, 10, und Henri, 7, extra um vier Uhr aufgestanden und eine Stunde später zum Flughafen aufgebrochen, nur um dort dann weitere Stunden ergebnislos in der Wartehalle zu verbringen.
Auch schulpflichtige Kinder saßen auf Lanzarote fest
Zusammen mit mehr als 100 weiteren Passagieren verbrachten die Tomforts den Tag am Flughafen. Unter den Wartenden waren auch viele schulpflichtige Kinder. Auch Marleen und Henri hätten pünktlich um acht Uhr in der Schule sein müssen, ihre Eltern bei der Arbeit und Hund Molly hätte längst aus der Hundepension abgeholt werden müssen. Die Stimmung unter den Passagieren war nach ihren Berichten am Montag gereizt: „Niemand von der Fluggesellschaft erscheint und macht eine Ansage“, sagte Anneli Tomfort. Die 42-Jährige ist extrem genervt. Und sie ist nicht die Einzige. „Während andere Airlines mit kleinen Verspätungen ihre Ziele erreichen, verpasst EasyJet den angebotenen Slot und lässt Familien ohne Verpflegung und Informationen auskommen“, sagt Katharina Daluz, die mit ihrer Tochter Sophia, 5, im Terminal wartet. Immerhin wurden 18-Euro-Verzehrgutscheine verteilt. Milchpulver oder Windeln für Babys und kleine Kinder gab es nicht. „Der kleine zweieinhalbjährige Luuk hat nur noch eine Windel, und die hat er an“, sagt Anneli Tomfort. Es sei ein Unding, dass man keine Informationen bekomme, sagt die schwangere Jette Farwick, „obwohl die genau wissen, was Sache ist.“
Am Montagmittag gab es endlich Bewegung – und dann doch wider Ernüchterung: Die für 12.55 Uhr angekündigte Maschine ging nicht. Um 14.30 Uhr standen die Passagiere schließlich am Gate und sollten über London zurückfliegen. Doch auch daraus wurde schließlich nichts. Auch der Flug wurde gestrichen. Erst am späten Nachmittag konnten die Passagiere an Bord einer Maschine gehen und dann endlich mit Zwischenlandung in London nach Hamburg.
EasyJet entschuldigt sich für "Unannehmlichkeiten"
EasyJet bestätigte auf Anfrage, dass es bei dem Flug von Lanzarote nach Hamburg aufgrund der Streiks „zu einer Verspätung“ kam. Auch warum der Flug sich so lange verzögerte, erklärte die Gesellschaft: „Als der Flug in Lanzarote starten durfte, konnte das Flugzeug aufgrund starker Windböen im Umkreis des Flughafens Lanzarote nicht losfliegen. Während auf bessere Wetterbedingungen gewartet wurde, wurde leider die maximale Arbeitszeit unserer Crew überschritten, was zu einer weiteren Verzögerung führte.“ Der Ersatz für ein erkranktes Crewmitglied sei dann mit dem Flug aus London-Gatwick angefordert worden. Easy Jet entschuldigte sich für die „entstandenen Unannehmlichkeiten“.
Auch Eurowings und Ryanair strichen Flüge
Die Lufthansa-Tochter Eurowings musste am Sonntag Flüge nach Toulouse und Köln streichen. Auf fünf weiteren Strecken kam es laut einer Sprecherin zu Verspätungen. Ryanair, die am Montag Flüge von Hamburg nach Porto und Alicante gestrichen hatte, nennt den Streik eine „selbstsüchtige Handlung“. Es dürfe nicht sein, dass „Europas Verbraucher regelmäßig von einer winzigen Gruppe von Fluglotsen“ beeinträchtigt würden. Mehr als 40 Mal wurde seit 2009 bereits gestreikt.