Hamburg. Der Einzug der Rechtspopulisten in alle drei Landtage beschäftigt auch Hamburgs Politiker. Nur einer möchte sich nicht äußern.
Auch in der Hamburger Politik sorgen die Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt für Gesprächsstoff.
Vor allem der überraschende Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) in alle drei Landtage ist Thema bei Hamburgs Vertretern in Bund und Stadtstaat.
"Das Ergebnis ist insbesondere, was die AfD angeht, eine Katastrophe", sagte Johannes Kahrs (SPD), einer von zwölf Hamburger Abgeordneten im Bundestag, im "Hamburg Journal" des NDR.
Der Wahlerfolg sei eine Konsequenz aus der Flüchtlingspolitik. "Hier fehlt etwas Führung. Mangelnde Gewissheit führt zu Unsicherheit, Unsicherheit zu Angst, Angst zu AfD."
Leitartikel zu den Landtagswahlen
Rüdiger Kruse, der für die CDU im Bundestag sitzt, mahnte Schwarz-Rot nach der "Enttäuschung" vom Sonntag zu einer gemeinsamen Linie in der Flüchtlingsfrage an.
"Wer die Nerven verliert, verliert. Kurs halten, das ist das, was jeder von einer politischen Führung verlangt", schrieb der Eimsbütteler in einem Facebook-Kommentar zu den Wahlen.
Scholz verkneift sich einen Kommentar
Das Ergebnis der AfD werfe einen Schatten auf Deutschland, sagte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank. Jetzt sei Besonnenheit wichtig.
"Rechtspopulisten bekämpft man nicht, indem man ihnen entgegenkommt, sondern indem man mit beiden Beinen fest in der politischen Mitte stehen bleibt und für seine Überzeugungen einsteht", sagte die Grünen-Politikerin.
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) verkniff sich dagegen zunächst einen öffentlichen Kommentar zur AfD. Stattdessen gratulierte er Genossin Malu Dreyer zum Sieg in Rheinland-Pfalz.
Jan van Aken, Hamburger MdB der Linken, beschränkte sich derweil auf einen Retweet des FC St. Pauli. "Nach den Wahlergebnissen von heute gilt: Nicht mit uns! Kein Fußbreit den Faschisten", hieß es dort.
Lucke nennt AfD "radikale Partei"
Die Hamburger AfD-Bürgerschaftsfraktion selbst ging derweil die etablierten Parteien an: "Die schlechten Ergebnisse für CDU und SPD sind die verdiente Quittung dafür, dass sie die Sorgen der Bürger nicht ernstnehmen.".
Und was sagte der Gründer der inzwischen noch weiter nach rechts gerückten Partei? "Die Wahl der AfD ist Protest gegen Angela Merkel. Bürger wählen immer dann radikalere Parteien, wenn die Regierung Probleme nicht löst", twitterte Bernd Lucke.
Der derzeit beurlaubte Ökonomie-Professor an der Uni Hamburg hatte nach seinem Aus bei der AfD im Juli vergangenen Jahres die "Allianz für Fortschritt und Aufbruch" (ALFA) gegründet.
Und auch die neue Lucke-Partei hatte am Sonntag einen ersten kleinen Erfolg zu feiern: In Ötigheim (Baden-Württemberg) kam ALFA-Kandidat Bernd Kölmel auf 9,8 Prozent der Stimmen.