Berlin/Hamburg. Hansestadt stellt auf Reisemesse ITB in Berlin ein Vier-Meter-Modell der Elbphilharmonie vor – und hofft auf viele neue Touristen.
Berlin und die Elbphilharmonie haben eigentlich nichts gemeinsam, denn das neue Konzerthaus in der HafenCity, das im Januar 2017 eröffnet wird, soll Hamburgs neues Wahrzeichen werden. Doch seit Mittwoch steht die Elbphilharmonie in Berlin – wenn auch nur als vier Meter hohes Modell auf dem Hamburg-Stand der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Halle 6.2 A.
Die Hansestadt hat sich die weltgrößte Reisemesse als Bühne ausgesucht, um der internationalen Presse die Elbphilharmonie offiziell vorzustellen. Nach Abendblatt-Informationen gehen die Verantwortlichen davon aus, dass die Elbphilharmonie in den kommenden Jahren für Hunderttausende zusätzliche Übernachtungen in Hamburger Hotels sorgt. Bei diesen großen Erwartungen war es beinahe selbstverständlich, dass Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Mittwoch persönlich als Werbebotschafter auf die ITB kam.
Etwa 40 internationale Journalisten hatten sich eingefunden, darunter Medienvertreter aus Dubai, Kanada, Belgien und den USA. Größtenteils waren zwar deutschsprachige Medien vertreten, aber die Pressekonferenz wurde – offenbar, um die internationale Aufmerksamkeit zu erhöhen – auf Englisch abgehalten. Am Anfang stand ein Imagefilm, der schon einen musikalischen Vorgeschmack lieferte.
Der Bürgermeister durfte – ebenfalls auf Englisch - als Erster sprechen und beeindruckte die Zuhörer zunächst einmal mit der Höhe der Baukosten (rund 800 Millionen Euro) für die Elbphilharmonie, aber auch mit seiner großen Vorfreude auf die Eröffnung.
Welche Bedeutung die Stadt dem Konzerthaus – Herzstück ist der Große Saal mit 2100 Plätzen – beimisst, wurde in der Rede des Bürgermeisters ebenfalls deutlich: „Das Fundament der Elbphilharmonie bilden das vielfältige kulturelle Leben in der Stadt und ihre lange Musiktradition.“ Das Bauwerk werde ein offenes Haus für alle sein. Die öffentliche Plaza werde für die Hamburger und ihre Gäste ein spektakulärer Ort der Begegnung, von dem man die Stadt in ihrer ganzen Vielfalt sehen könne.
Wie eine Verkaufsshow mutete der Auftritt von Intendant Christoph Lieben-Seutter an. Das wurde auch durch die häufige Verwendung von Superlativen wie „fantastic“, „great“ und „exciting“ deutlich. Lieben-Seutter versprach ein erstklassiges musikalisches Programm mit den besten Künstlern und Orchestern aus aller Welt und kündigte an: „Mit der Elbphilharmonie beginnt für die Musikstadt Hamburg eine neue Zeitrechnung.“ Die versammelte Weltpresse war offensichtlich beeindruckt – und fühlte sich gut informiert. Im Anschluss stellten die Journalisten keine einzige Frage mehr.
Stattdessen lichteten die Fotografen den Bürgermeister dann vor dem neuen Modell der Elbphilharmonie ab. Später durfte Olaf Scholz noch der Journalistin Fadwa Zidi vom Fernsehsender MBC (Dubai), der nach eigenen Angaben im arabischen Raum bis zu 220 Millionen Zuschauer erreicht, ein Interview geben. Das soll im Frühstücksfernsehen gezeigt werden.
Das Abendblatt hatte Fadwa Ziwi zuvor befragt, wie die Elbphilharmonie vor allem in Dubai wahrgenommen wird: „Das ist ohne Frage ein spektakuläres Gebäude mit einer faszinierenden Architektur, und das mögen die Menschen in Dubai. Da die Einwohner auch interessiert an Kultur sind, wird die Elbphilharmonie sicher ein Reiseanlass sein und Hamburg mehr in den Fokus rücken.“
Auch der belgische Journalist Gilbert Roels, der für das „Travel Magazine“ arbeitet, war beeindruckt: „Die Belgier sind interessiert an besonderen Bauwerken, und dazu gehört die Elbphilharmonie. Besonders diese gelungene Mischung aus Alt und Neu wird die Menschen beeindrucken.“ Das ganze – kombiniert mit anspruchsvollen Konzerten – dürfte ein Anreiz für einen Hamburg-Besuch sein, sagte er.
Die weiße Haut im Großen Saal der Elbphilharmonie
Hamburg verzeichnet Jahr für Jahr neue Übernachtungsrekorde. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 12,6 Millionen, in diesem Jahr soll die 13-Millionen-Grenze geknackt werden. Allerdings wurden im Jahr 2015 gerade einmal 3,1 Millionen Übernachtungen von ausländischen Gästen verzeichnet.
Hamburger setzen auf Kulturtouristen aus Amerika und Asien
Besonders beliebt ist die Hansestadt bei den Dänen und den Österreichern. Aber der kommissarische Hamburg-Tourismus-Chef Rolf Strittmatter, der ebenfalls zu den Journalisten sprach, will mehr internationale Gäste gewinnen – und die Elbphilharmonie soll das Zugpferd sein: „Hamburg kann sich mit diesem neuen Wahrzeichen einen Platz auf den internationalen Landkarten sichern“, sagte Strittmatter dem Abendblatt. Er setze vor allem auf Kulturtouristen aus Amerika und dem asiatischen Raum.
Auch auf dem traditionellen Hamburg-Empfang am Mittwochabend auf dem Messestand war die Elbphilharmonie wieder das Gesprächsthema. Bürgermeister Olaf Scholz war abermals ein guter Werbebotschafter und stellte mit Blick auf das Elbphilharmonie-Modell fest: „Ist sie nicht schön?“ Doch die mehr als 200 geladenen Gäste musste Scholz nicht mehr für das neue Wahrzeichen gewinnen, denn die meisten kamen aus Hamburg. Welchen Aufwind das Konzerthaus der Hansestadt geben soll, wird auch durch das Motto für den diesjährigen ITB-Auftritt deutlich: „Hamburg – Große Freiheit für Große Kultur“.