Hamburg . Günter Elste war Chef des von der Stadt bezuschussten Verkehrsunternehmens Hamburger Hochbahn. Kritik an Abschiedsparty wächst.
Die Kritik an der 70.000-Euro teuren Abschiedsfeier für Hochbahn-Chef Günter Elste in der Handelskammer reißt nicht ab. Nicht nur die Opposition, sondern nun auch die SPD macht ihren Unmut über die Kosten deutlich. Es sei bei dieser Veranstaltung nicht maßvoll mit dem Geld umgegangen worden, sagte Dirk Kienscherf, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bürgerschaftsfraktion, dem Abendblatt.
Grund ist die Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrsexperten Dennis Thering, es war die zweite zu der Veranstaltung am 9. Februar, die nun weitere Details ans Licht brachte: 25.421,52 Euro wurden für die „Eventausstattung/Veranstaltungstechnik“ ausgegeben und für die „Programmgestaltung“ 10.876 Euro. Die Moderation hatte Sandra Maahn übernommen, dafür wurden 2500 Euro veranschlagt: „Ich bin entsetzt. Diese Details zeigen, dass die Mitglieder des Hochbahn-Vorstands, die für diese Abschiedssause verantwortlich sind, offensichtlich jegliches Maß verloren haben“, sagte Thering. Es hätte keiner etwas gegen einen Abschiedsfeier auszusetzen gehabt, doch warum allein mehr als 25.000 Euro für Veranstaltungstechnik berechnet wurden, sei mehr als erklärungsbedürftig. Das sei ja wohl kein Popkonzert gewesen. Ebenso seien mehr als 10.000 Euro für die Programmgestaltung inakzeptabel.
Dem CDU-Politiker ist wichtig: „Es muss zudem berücksichtigt werden, dass es sich hier um ein städtisches Unternehmen handelt, das Jahr für Jahr großzügig subventioniert wird.“ Thering will nun auch Günter Elste in die Verantwortung nehmen. „Ein Top-Verdiener wie Herr Elste sollte aus Anstand zumindest einen Teil der Kosten dieser Feier übernehmen oder Geld für einen wohltätigen Zweck spenden.“
Kritik kommt auch von FDP-Wirtschaftsexperte Michael Kruse: „Die Kosten für die Feierlichkeiten von Hochbahn-Chef Elste sind exorbitant: Für das gleiche Geld hätten fast 1800 Schüler einen Monat kostenlos zur Schule fahren können. Damit hätte sich der Genosse Elste ein Denkmal gesetzt.“ Dass der Vorstand die Ausgaben für seine Abschiedsfeier offensichtlich beschlossen habe, zeige die mangelnde Sensibilität im Umgang mit Steuergeldern in städtischen Unternehmen.
Die Linken-Verkehrsexpertin Heike Sudmann stellte fest: „So eine Verschwendung von Geldern ist durch nichts zu rechtfertigen. Eine Entschuldigung der Hochbahn bei ihren Fahrgästen ist ebenso erforderlich wie eine parlamentarische Aufklärung.“
Raummiete lag bei mehr als 6000 Euro
Dem Vernehmen nach war der Rahmen der Abschiedsfeier mit etwa 300 Gästen, an der auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) teilgenommen hat, mit Günter Elste abgestimmt. Bewusst war wohl auch die Handelskammer im Herzen der Stadt direkt neben dem Rathaus ausgewählt worden. Das hat seinen Preis: Die Raummiete lag bei mehr als 6000 Euro.
Der 67-jährige Elste hatte die Geschicke des Verkehrsunternehmens zwei Jahrzehnte geleitet und war zuvor SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft gewesen. Auf eine Abendblatt-Anfrage reagierte Günter Elste am Montag nicht. Er befindet sich auf einer Urlaubsreise.
Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Dirk Kienscherf mahnte an: „Städtische Unternehmen wie die Hochbahn sollten bei ihren Ausgaben sparsam sein. Bei dieser Veranstaltung wurde nicht maßvoll mit dem Geld umgegangen.“ Es habe sich hier um eine Abschiedsfeier für eine verdiente Persönlichkeit gehandelt, aber das rechtfertige nicht die Ausgabe von 70.000 Euro, so Kienscherf weiter.
Als durch die Antwort des Senats auf die erste Anfrage von Dennis Thering aufgedeckt wurde, dass mit Kosten von rund 70.000 Euro für die Abschiedsfeier gerechnet wird, übte die Opposition bereits massive Kritik. Nach der Berichterstattung gab es auch zahlreiche kritische Leserbriefe zu diesem Thema.
Hochbahn zeigt sich von den Kosten unbeeindruckt
Die Hochbahn sah schon damals keinen Grund zur Kritik und Sprecher Christoph Kreienbaum sagte: „Günter Elste hat die Hochbahn zu einem der erfolgreichsten Verkehrsunternehmen Deutschlands gemacht. Der Empfang, zu dem zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien gekommen sind, war Ausdruck der Wertschätzung für die Verdienste von Günter Elste für das Unternehmen und die Stadt.“
Auch die neuen Details zu den Kosten scheinen die Hochbahn nicht zu beeindrucken. Auf Abendblatt-Anfrage musste Kreienbaum einräumen, dass fast die gesamten 10.876 Euro für die „Programmgestaltung“, für einen Film über das Wirken von Günter Elste ausgegeben wurden: „Wesentliches Ziel der Veranstaltung war die Darstellung von 20 Jahren Entwicklung der Hochbahn unter der Leitung von Günter Elste. Unter anderem wurde das in einem Film dargestellt.“ Der Film sei dann auch für weitere Kommunikationszwecke eingesetzt worden, so Kreienbaum weiter. Dass für die Moderation 2500 Euro ausgegeben wurden, begründete Kreienbaum so: „Eine Veranstaltung mit 300 Gästen und Programminhalten durch eine professionelle Moderation begleiten zu lassen, ist angebracht.“