Hamburg. Menschen mit Behinderung sollen eine Übersicht von geeigneten Praxen erhalten. Ärzte sollen für das Thema sensibilisiert werden.

Viele Arztpraxen in Hamburg sind nicht umfassend behindertengerecht. Der Verein Patienten-Initiative und der Dachverband der Selbsthilfegruppen (KISS) wollen jetzt mit einem neuen Projekt die unterschiedlichen Aspekte von Barrierefreiheit in den Arztpraxen erfassen, kündigten die Initiatoren am Donnerstag in Hamburg an. Menschen mit Behinderung sollen damit eine Übersicht von geeigneten Praxen erhalten. Schirmherrin des Projekts „Barrierefreie Arztpraxen“ ist die Theaterintendantin, SPD-Politikerin und Ärztin Isabella Vértes-Schütter.

Die Kennzeichnung von Arztpraxen in Sachen Barrierefreiheit sei oft unvollständig, fehlerhaft und missverständlich, beklagte Projektleiterin Kerstin Hagemann, die selbst einen Rollstuhl nutzt. Begriffe wie „rollstuhlfreundlich“ oder „bedingt barrierefrei“ würden den Patienten nicht helfen, eine passende Praxis zu finden. Gesucht werde beispielsweise eine gynäkologische Praxis mit höhenverstellbarem Untersuchungsstuhl für eine Rollstuhlfahrerin oder ein Orthopäde, der auf gehörlose Patienten eingestellt ist.

"Barriere-Scouts" untersuchen Praxen

Grundlage des Projekts ist eine neue Checkliste, mit der behinderte Menschen als geschulte „Barriere-Scouts“ die teilnehmenden Praxen untersuchen. „Es geht dabei nicht um eine Bewertung der Praxen“, sagte Hagemann. Ein Arzt mit Stufen vor der Haustür könne für sehbehinderte Patienten gut geeignet oder mit Kenntnissen in Gebärdensprache eine wichtige Adresse für gehörlose Patienten sein. „Wir wollen Vorhandenes sichtbar machen, damit die Suche leichter wird.“ Ziel sei es auch, Ärzte für das Thema zu sensibilisieren.

Die Stadt Hamburg begrüßt das Projekt. "Wir unterstützen es und wollen es mit nach vorne bringen", sagte Klaus Becker, Leiter des Inklusionsbüros Hamburg.