Hamburg. Neuer Streit um City-Hof. Internationaler Rat wirft Senat vor, den geplanten Abriss des Denkmals verschwiegen zu haben.
Soll der City-Hof in der Altstadt abgerissen werden? Die Meinungen über die vier grauen Hochhäuser am Klosterwall gehen in Hamburg auseinander. Für die einen sind es traurige 50er-Jahre-Klötze, für die anderen ein Stück Städtebaugeschichte.
Doch sie stehen unter Denkmalschutz – und befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem 2015 ernannten Weltkulturerbe: der Speicherstadt und dem Kontorhausviertel. Dass der Senat den Abriss des City-Hofs plant, ohne vorher ihren Erhalt zu prüfen, stößt beim Internationalen Rat für Denkmalpflege (Icomos), dem Berater der Unesco, auf Kritik.
„Das Gesetz sieht vor, dass der Eigentümer eines Denkmals zu dessen Erhalt verpflichtet ist“, sagt Sprecher Berthold Burckhardt. „Das gilt besonders dann, wenn die öffentliche Hand die Eigentümerin ist.“ Es sei nicht nachvollziehbar, dass Hamburg das Denkmalschutzgesetz strapaziere, obwohl es sich bei dem City-Hof um sanierungsfähige Häuser handele.
Zwar habe der Senat während des Nominierungsverfahrens das Welterbe-Büro über die möglichen Veränderungen in dem Areal informiert, aber „nur vage“. Dass es sich um den Abriss eines Denkmals in der Pufferzone handele, habe die Stadt dagegen nicht erwähnt, sagt Burckhardt. „Man sollte nicht erst miteinander sprechen, wenn alle Pläne auf dem Tisch liegen.“
Der vorliegende Entwurf des Bauunternehmens Aug. Prien, das den Wettbewerb gewonnen hat, ist seiner Meinung nach viel zu massiv. „Eine Pufferzone hat die Aufgabe, das Welterbe durch Sichtachsen und Blickbeziehungen erlebbar zu machen.“ Der City-Hof lasse das durch die Anordnung seiner Gebäudekörper bestens zu.
Dennoch wollte sich die Stadt mit einer Sanierung offenbar nur ungern beschäftigen. Zwar gab es bei dem von ihr ausgelobten Investoren-Wettbewerb sechs Entwürfe, die einen Erhalt vorsahen, und acht, die einen Neubau planten. In die Endrunde schafften es zwei Abrissentwürfe und nur ein Sanierungsmodell. Dieses stammte von dem Hamburger Architekten Volkwin Marg und wurde in letzter Sekunde wegen eines Formfehlers vom Wettbewerb ausgeschlossen. „Dabei hätte es gewinnen müssen“, sagt Frank Pieter Hesse, ehemaliger Leiter des Hamburger Denkmalschutzamts. „Margs Entwurf hatte von allen die höchste Punktzahl.“ Margs Planungen für die Investorengruppe Matrix Hochtief sieht in den Hochhäusern unter anderem 310 Wohnungen und ein Hotel vor. Geboten hatten die Projektentwickler nach eigenen Angaben einen Kaufpreis von 32 Millionen Euro. Das Hamburger Bauunternehmen Aug. Prien will das Areal nun für 35,2 Millionen Euro erwerben und dort einen Komplex mit Hotel, Wohnungen, Büros und Geschäften errichten. „Das Denkmalschutzgesetz wurde durch undurchsichtige Tricks im Vergabeverfahren ad absurdum geführt“, sagt der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP, Jens P. Meyer. Ein Abriss des City-Hofs in unmittelbarer Nachbarschaft zum Weltkulturerbe gefährde den Verbleib Hamburgs auf der Unesco-Welterbeliste und füge der Stadt einen irreversiblen Schaden zu.
Das Vergabeverfahren habe sowohl den Erhalt als auch die Neuordnung berücksichtigt, sagt Dirk Kienscherf, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Er verweist zudem darauf, dass „das am Rande der City gelegene Gebäude über Jahrzehnte von keinem Experten als architekturhistorisch bedeutend eingestuft wurden“. Olaf Duge, Stadtentwicklungsexperte der Grünen-Fraktion, betont hingegen die Bedeutung der City-Hochhäuser für das „Gesicht der Hamburger City“. „Wir brauchen eine öffentliche Diskussion darüber, welche städtebaulichen Planungen für diesen zentralen Ort vorgesehen sind.“
Die Unesco soll in die Gestaltung einbezogen werden. So sieht es eine Drucksache vor, über die die Bürgerschaft am 31. März abstimmen wird. Sollten die Abgeordneten dem Verkauf an Aug. Prien zustimmen, könnte dieser schnell abgewickelt werden, heißt es. Der Abriss könnte schon 2018 erfolgen. Oder auch nicht. In einer Anhörung vor dem Stadtentwicklungsausschuss plädierten einige Experten für einen neuen Investoren-Wettbewerb.