Auch für City-Hochhäuser gilt: Es geht um die Seele der Stadt

Natürlich gibt es die Diskussion um Abriss oder Erhalt der vier City-Hochhäuser am Klosterwall schon lange. Dennoch: Es ist das zweite Mal innerhalb von drei Tagen, dass sich die Bereitschaft der Stadt offenbart, sich einem Investor zuliebe über den Denkmalschutz hinwegzusetzen.

Erst am Montag waren Vermutungen laut worden, dass dem Erwerber des Commerzbank-Areals am Neß eine Abrissgenehmigung für das denkmalgeschützte Hochhaus in Aussicht gestellt wurde. Klar: Über dessen Schönheit kann man ebenso streiten wie über die Attraktivität der City-Hochhäuser. Aber bei Denkmälern geht es nicht um subjektives ästhetisches Empfinden, sondern um gebaute Geschichte. Sie zu beseitigen komme einem „massiven kollektiven Gedächtnisverlust“ gleich, hat der frühere Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes, Frank Pieter Hesse, einmal gesagt.

Er hat recht und spricht offenbar vielen Hamburgern aus der Seele. Denn nicht alle teilen die Ansicht des Oberbaudirektors und seiner Stadtplaner. 89 Prozent etwa sprachen sich auf abendblatt.de am Dienstag für den Erhalt des historischen Commerzbank-Altbaus aus. Und auch in vielen Zuschriften gingen die Leser hart mit ihrem Senat ins Gericht: Hamburg verkaufe seine Seele an Investoren, hieß es da. Zudem seien die Stadtentwickler unsensibel und blind für Ästhetik und baulichen Kontext.

Genauso schlimm wie der Eindruck, die Stadt gehe fahrlässig mit ihren unter Schutz stehenden Gebäuden um, ist das Gefühl, dass es dabei nicht korrekt zugeht. Warum wird Volkwin Margs Sanierungsentwurf für die City-Hochhäuser wegen eines angeblichen Verfahrensfehlers in letzter Minute vom Verfahren ausgeschlossen? Und vor allem: Warum hat die Stadt der Unesco offenbar den geplanten Abriss in der Nachbarschaft des Weltkulturerbes verschwiegen?

Hier verspielt der Senat das Vertrauen seiner Bürger. Die Denkmalbesitzer unter ihnen dürften ohnehin schon verärgert sein: Sie müssen sich bei der Sanierung ihrer Häuser strengen Auflagen unterwerfen, während die Stadt, die in Sachen Denkmalschutz Vorbild sein müsste, ihre geschützten Bauwerke kurzerhand abreißen lässt.