Hamburg . Behörde investiert 10 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. In Zentralen Erstaufnahmen sollen Pensionäre unterrichten.

Die Hamburger Schulbehörde sucht angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen nach Lehrern, um Flüchtlingskinder unterrichten zu können. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres wurden 50 Lehrkräfte unbefristet eingestellt, so Behördensprecher Peter Albrecht dem Abendblatt. Weitere 79 Auswahlverfahren laufen noch. Nachdem die Behörde bislang insgesamt 507 neue Lehrerstellen für den Unterricht von gut 6100 Flüchtlingskindern geschaffen hat, sollen in diesem Jahr zusätzliche 175 Stellen ausgeschrieben werden, zusammen also 682 Stellen. Hamburg gibt dieses Jahr dafür 40 Millionen Euro aus – zehn Millionen mehr als im Vorjahr.

Für den Unterricht in den Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen (ZEA) und den Internationalen Vorbereitungsklassen an den Regelschulen werde zudem auf Pensionäre zurückgegriffen. Laut Albrecht sind derzeit 20 ehemalige Lehrer für diese Aufgabe unter Vertrag. Die Schulbehörde erhalte darüber hinaus „jede Menge Bewerbungen von Quereinsteigern“. Das sind Frauen und Männer, die zwar ein abgeschlossenes Hochschulstudium haben, etwa in Mathematik, aber keine ausgebildeten Lehrer sind. Die Namen dieser Bewerber werden in einer Liste gesammelt und könnten in Zukunft als Ergänzungskräfte neben ausgebildeten Lehrern eingesetzt werden – insbesondere in Lerngruppen der Flüchtlingsunterkünfte.

„Es gelingt derzeit in hohem Maße, entsprechende Lehrkräfte zu rekrutieren“, sagt Schulbehördensprecher
Albrecht. Allerdings müssten viele Bewerber eine Fortbildung in Deutsch als Zweitsprache (DaZ) machen. Die DaZ-Zusatzqualifikation ist in Hamburg Voraussetzung für Lehrer, die Flüchtlinge unterrichten. Die Fortbildung am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung umfasst 30 Stunden.

Dort waren von Oktober bis Februar die Fortbildungsklassen alle ausgebucht. Laut Marita Müller-Krätzsch­mar, Institutsexpertin für die Sprachförderung von Migranten in Hamburgs Schulen, ist die Nachfrage immer noch hoch. Die erste Veranstaltung des jüngsten Fortbildungskurses, der im Februar begann, besuchten 321 Lehrer. Das sind etwa doppelt so viele wie zuvor. Trotz der großen Nachfrage „können alle interessierten Lehrkräfte bedient werden“.

Das Unterrichten von Flüchtlingskindern ist aus vielen Gründen schwierig. Sie bringen unterschiedliche Erlebnisse mit sowie unterschiedliche schulische Vorkenntnisse. Die Lerngruppen sind kaum einheitlich, die Fluktuation ist groß. Zudem reicht das Leistungsspektrum von Schülern, die in Englisch auf Gymnasialniveau lernen können, bis zu Kindern, die noch nie eine Schule besucht haben oder nur die arabische Schriftsprache kennen. Motiviert aber, so heißt es, seien diese Kinder über alle Maßen.