Hamburg. Das Unternehmen mit Deutschland-Sitz in Hamburg ist mit Billigflügen groß geworden. Doch dort sinken die Renditen.

Bunte Plakate mit Papageien, die auf den nächsten Urlaub einstimmen. Schilder, auf denen der Name Opodo steht. Schöne, bunte Reisewelt. Willkommen in der Hamburger Deutschland-Zentrale eines der weltweit bekanntesten Urlaubs-Buchungsportale. Die im Jahr 2001 von neun europäischen Fluggesellschaften gegründete Plattform für Reisende ist schnell zum deutschen Marktführer in der Onlinevermittlung von Flügen aufgestiegen. Doch dann kamen die Billigflieger auf den Markt. Die Margen für Flugtickets schmolzen. Allein 2015 sind die Flugpreise im Schnitt um satte zwölf Prozent gesunken. Was die Passagiere freut, ist für die Reisebranche ein großes Problem, da sie ihre Kosten decken müssen. Opodo versucht deshalb, sich von der Konkurrenz abzuheben.

Denn der Markt wächst trotz des Preisverfalls rasant. Mehr als jeder dritte Reisende bucht inzwischen seine Urlaubsunterkunft über ein Onlineportal. Um sich im Konkurrenzkampf der vielen Portale im Internet zu behaupten, fokussiert sich Opodo nun auf die Vermittlung von Flug und Hotel im Doppelpack. „Wir können auf 855.000 Hotels über unsere Bettenbanken, wie die Branche dies bezeichnet, zurückgreifen“, sagt Olaf Rose, Deutschland- und Österreich-Chef des Online-Reisebüros mit Sitz in Hamburg. Die Margen, die Opodo durch die Vermittlung von Urlaubsunterkünften erzielt, seien derzeit deutlich lukrativer als die Renditen bei Flügen.

Nachdem Opodo 2011 für 450 Millionen Euro an die Finanzinvestoren AXA Private Equity und Permira Funds verkauft wurde, gehören nun auch Reisemarken wie eDreams, Go Voyages, Travellink und Liligo zum neuen Konzern eDreams Odigeo. Das Unternehmen ist durch den Zusammenschluss sogar europäischer Marktführer geworden. Und es versucht, immer wieder mit Innovationen zu punkten. Mit nur einem Klick können die Opodo-Passagiere jetzt zum Beispiel den Hin- und Rückflug mit verschiedenen Fluggesellschaften zusammenstellen. „Wir nennen das KombiJetting“, so Rose, der sich diesen Begriff sogar patentieren ließ. Der Vorteil: Anders als bei Pauschalreisen kann der Kunde so noch günstigere Preise erzielen, weil er Hunderte von Alternativen für seinen Flug vergleichen und danach mit einem Wunsch-Hotel kombinieren kann. Die Ersparnis kann laut Rose bis zu 20 Prozent betragen. „Wir kreieren so auch neue Flugrouten durch die Zusammenstellung mehrerer Airlines“, sagt der Opodo-Chef. „Kunden können zum Beispiel beim Hinflug mit Ryanair und zurück mit Easyjet fliegen.“ Auch die Multi-Stopp-Variante mit drei oder mehr Flugzielen ist möglich.

Von den Angeboten sollen auch die Hamburger profitieren. So haben bereits im vergangenen Jahr rund 500.000 Passagiere am Airport Fuhlsbüttel ihren Flug mit einer der Marken von eDreams Odigio gebucht. Vergleichszahlen gibt es nicht, da sie im letzten Jahr erstmals ermittelt wurden. Und obwohl die Stadt kein zentrales Drehkreuz der Luftfahrtbranche ist, will Opodo weiter mit dem Deutschlandsitz in Hamburg bleiben. „Wir werden bewusst wegen der guten Infrastruktur am Standort festhalten. Zudem sitzen viele unserer Partner in der Stadt, wie etwa Google, Xing oder Booking.com“, sagt Rose.

Durch Direktverträge mit den Fluggesellschaften sowie einem besonders großen Flugvolumen kann Opodo laut Rose besonders günstig sein. Er bezeichnet sich selbst als Sparfuchs. Kürzlich ist er von Barcelona nach Hamburg geflogen – für 19,95 Euro mit einem Billigflieger. „Ich war geschäftlich dort und habe meine Kollegen aus Spanien besucht. Hunderte von Entwicklern arbeiten für uns in der katalanischen Stadt.“

Opodo ist allein am Standort Hamburg seit 2001 von zwei auf 40 Mitarbeiter gewachsen. „Rechnen wir unser Call-Center in Berlin hinzu, dann sind es nochmals 120 Beschäftigte in Deutschland,“ sagt Rose. Der Konzern eDreams Odigeo ist mittlerweile in 44 Ländern vertreten und wächst kontinuierlich. Mit 16 Millionen Kunden im vergangenen Geschäftsjahr, rund 1700 Mitarbeitern, 4,3 Milliarden Euro Umsatz und 15 Standorten weltweit gehört das Unternehmen zu den Schwergewichten in der Branche. Im vergangenen Geschäftsjahr lag das Ergebnis vor Steuern bei rund 91 Millionen Euro. Bis zum Halbjahresabschluss zum 30. Dezember 2015 ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) um ein Prozent auf 44,4 Millionen Euro gestiegen – trotz des immens harten Konkurrenzkampfes. Bereits 23 Prozent der Buchungen erfolgen inzwischen über mobile Endgeräte. Ein Trend, der sich fortsetzen wird – und mit dem Opodo auch von Hamburg aus wachsen möchte.