Hamburg. Die Airline TUIfly wird mit Beginn des Sommerflugplans keine Flüge mehr von und nach Hamburg anbieten.

Der Flughafen in Fuhlsbüttel verliert ab Ende März einen langjährigen Kunden. Die Fluggesellschaft TUIfly wird mit Beginn des Sommerflugplans keine Flüge mehr von und nach Hamburg anbieten. Das bestätigte TUIfly-Sprecher Jan Hillrichs auf Anfrage des Abendblatts. Auch der in Fuhlsbüttel stationierte Jet wird abgezogen. „Wir haben uns aufgrund der wirtschaftlichen Wettbewerbssituation in Hamburg entschieden, keinen eigenen TUIfly-Jet mehr dort zu stationieren“, sagte Hillrichs. In diesem Winter fliegt die hier stationierte Boeing 737 vor allem auf die Kanaren und Kapverden.

Auf die Gründe möchte Hillrichs nicht näher eingehen. Während Luftfahrtexperte Cord Schellenberg vor allem eine Stärkung des Heimatflughafens Hannover als Motiv sieht, hört man aus Unternehmenskreisen anderes: Das Wachstum der Billigflieger in der Hansestadt sei für die Einstellung der TUIfly-Flüge und den Abzug des Flugzeugs entscheidend. Es sei schwierig, bei dem besseren Service, den man biete, mit den niedrigen Preisen der Konkurrenz mitzuhalten, hieß es.

Am Hamburger Flughafen werden die Billigflieger immer stärker. Allein die Lufthansa-Tochter Eurowings und die britische Fluglinie Easyjet haben einen Marktanteil von zusammen rund 30 Prozent. Seit Oktober 2014 ist auch die Mutter aller „Lowcostcarrier“ in der Hansestadt präsent: Ryanair startete mit zwei Strecken nach Portugal und weitete in diesem Winter sein Angebot auf mehrere spanische Städte aus. Im Sommer wird auch die Lieblingsinsel der Deutschen in den Flugplan rücken. Fünfmal wöchentlich wollen die Iren nach Palma de Mallorca abheben. Bis zu 25 Ziele aus Hamburg kann sich Vorstandschef Michael O’Leary in den kommenden Jahren vorstellen.

Für Reisende der TUI solle sich durch das Aus von TUIfly-Flügen aus Hamburg nicht viel ändern, sagt Unternehmenssprecher Hillrichs: „Das Angebot von Flugreisen der TUI ist unverändert da.“ Die Touristen werden mit anderen Airlines wie Condor, Eurowings oder Easyjet in ihre Urlaubsgebiete gebracht. Wer TUI bucht, kann also bald im Jet eines Billigfliegers seinem Urlaubsziel entgegenschweben. Selbst eine Kooperation mit Ryanair wollte der TUIfly-Sprecher nicht ausschließen. Eine Verschlechterung des Services an Bord gehe im Billigflieger für die Passagiere nicht einher. Wenn der Reiseveranstalter bisher TUIfly als Airline gebucht habe, hätte er es zu zwei Konditionen machen können: Freigepäck pro Person von 20 Kilogramm inklusive Verpflegung an Bord. Oder Freigepäck von 15 Kilogramm ohne Essen und Trinken.

Der Passagier werde von der Veränderung nicht viel spüren, sagt Flughafen-Sprecherin Katja Bromm: „Für uns ist positiv, dass TUI sogar in Hamburg wachsen möchte.“ TUI-Direktor Olaf Petersenn sagte, wegen des stark gewachsenen Flugangebots in der Hansestadt verzichte man auf die eigene Airline. Über „mehr Teil- und Vollcharterkontingente bei Drittairlines“ wolle man in Hamburg weiter zulegen.

Etwas verwirrend ist für Kunden übrigens der Blick auf die Internetseite tuifly.com. Dort sind auch im April oder Mai Flüge von Hamburg aus buchbar – allerdings bedienen andere Fluglinien diese Strecken. Die Webseite sei eine Buchungsplattform wie andere Internetanbieter auch und umfasse das Angebot von rund 20 Fluggesellschaften, sagte Hillrichs zur Erläuterung.

Sowohl das Vermittlungsportal als auch die Airline sind Töchter der TUI. Im Oktober 2014 fusionierte der weltgrößte Reisekonzern mit seiner britischen Tochter TUI Travel. Im Zuge des Zusammenschlusses wird eine stärkere Verzahnung von fünf der sechs konzerneigenen Airlines mit insgesamt 140 Jets geprüft. TUIfly bedient mit seinen 40 Maschinen vom Typ Boeing 737 vor allem die Mittelstrecken, während beispielsweise die britische Thomson auf Langstrecken unterwegs ist.

Das im Zuge der Fusion angekündigte Restrukturierungsprogramm „One Aviation“ sorgt bei den Mitarbeitern für Verunsicherung. Befürchtet wird auch ein Personalabbau. Von Arbeitnehmervertretern heißt es, dass auch die Beschäftigten in Hamburg sich Sorgen über ihre Zukunft machen. Die große Frage sei, was TUIfly mit dem Standort Hamburg vorhabe. Aus Unternehmenskreisen heißt es, dass TUIfly sich künftig auf die Flughäfen Hannover, Frankfurt, München, Düsseldorf und eventuell Nürnberg konzentrieren will. Das Unternehmen ließ das offen und teilte nur mit, dass die ersten vier Airports plus Stuttgart die wichtigsten seien. Auch auf Köln, Basel, Karlsruhe und Saarbrücken werde man künftig setzen. In Hamburg sind in der Kabine mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt, hinzu kommen noch rund 20 Mitarbeiter im technischen Dienst am Boden. Bis Ende 2018 soll es aber für sie eine Beschäftigungsgarantie geben.

Einmal in der Woche wird es übrigens im Sommer doch noch einen TUI-fly-Jet in Fuhlsbüttel zu sehen geben – für einen Vollcharter nach Malta. Einzeln buchbar sind Tickets aber nicht.