Hamburg. Trotz zusätzlicher Vorstellungen ist der Abend am Schauspielhaus immer ausverkauft. Selge bietet eine grandiose Schauspielerleistung.

Wäre das Internet noch nicht erfunden und die Zuschauer müssten an der Theaterkasse anstehen, um Karten zu kaufen, böte sich wohl ein Anblick, wie zu Zeiten Gustaf Gründgens’ am Schauspielhaus: Die Kartenkäufer stünden in einer endlosen Schlange um das Theater.

Denn zurzeit findet am Schauspielhaus eine Jagd auf Karten für Karin Beiers Inszenierung von „Unterwerfung“ statt, in der Edgar Selge eine grandiose Schauspielerleistung zeigt, indem er Michel Houellebecqs Text über den widerstandslosen Aufstieg der Muslimbrüderschaft virtuos zum Leben erweckt. Selge, am Premierenabend und von den Rezensenten frenetisch gefeiert, ist der Star der Stunde.

Die Vorstellungen waren innerhalb eines Tages ausverkauft

Vier bis fünf Vorstellungen hatte das Schauspielhaus pro Monat von „Unterwerfung“ angesetzt – eine durchschnittliche Anzahl für ein Repertoire-Theater – fünf weitere Vorstellungen sind dazugekommen. Alle waren innerhalb eines Tages ausverkauft. „Ein regelrechter Ansturm“ wie Pressesprecher Nils Wendtland sagt. Er erklärt auch, dass Edgar Selge die Vorstellung gerne spielt. Obwohl er gewaltige Textmengen zu bewältigen hat. Edgar Selge und das Schauspielhaus, das scheint eine glückliche Kombination zu sein. Denn auch im „Faust“, dem letzten gigantischen Erfolg des Theaters (2004), spielte ja Selge mit.

Ganz sicher aber gründet sich dieser Erfolg der Inszenierung darauf, dass man hier einen Schauspieler und das, was er zeigen kann, im Focus hat. Ohne hinzuerfundenen Regiekitsch, der Videoschnipsel und Soziologen­geschwurbel zu vermeintlich komplexen Textflächen aufbereitet. Zuschauer gehen ins Theater für Schauspieler, die sie lieben. Und vielleicht auch bewundern können. Das war schon immer so. Karin Beier weiß das: „Es freut mich sehr, dass die Inszenierung beim Publikum so gut ankommt. Vor allem für Edgar Selge, der diesen Abend trägt und immer wieder neu durchlebt, aber auch für das Schauspielhaus insgesamt und mich ganz persönlich. Wir versuchen jetzt der hohen Nachfrage entgegenzukommen und möglichst viele Vorstellungstermine zu disponieren.“

Das Beste kommt zum Schluss: Zwei zusätzliche Vorstellungen von „Unterwerfung“ werden am 11. und 25. April stattfinden (jeweils 20 Uhr).

Karten (mit Glück) unter: T. 040 / 24 87 13