Hamburg. Irische Billigfluglinie eröffnet in Fuhlsbüttel eine neue Basis, stationiert dort zwei Jets und nimmt vier weitere neue Strecken auf.

Im vergangenen August war klar, wie ehrgeizig die Pläne von Ryanair in Hamburg sind. Der ebenso eloquente wie polarisierende Firmenchef Michael O’Leary war selbst in die Hansestadt gekommen, um die Ausbaupläne für die Elbmetropole vorzustellen. Bis zu 25 Ziele wolle die irische Billigfluglinie in den kommenden Jahren von Fuhlsbüttel aus anfliegen. „Hamburg ist ein wichtiger Bestandteil unserer Expansionsstrategie in Deutschland“, sagte der Manager, der schon eine Benutzungsgebühr für Toiletten an Bord forderte. Am Mittwoch ist der nächste große Schritt des Wachstumskurses verkündet worden.

Ryanairs Marketingchef Kenny Jacobs war zur Tagung Hamburg Aviation Conference geeilt. Und er verkündete im Mövenpick-Hotel in der Schanze Neuigkeiten. Zum 1. November werde das Unternehmen seine 80. Basis insgesamt eröffnen – und zwar in Hamburg. Zwei Jets vom Typ Boeing 737-800, die das Unternehmen ausschließlich fliegt, um Kosten zu sparen, sollen in Fuhlsbüttel dauerhaft stationiert werden. Zudem wird das Streckennetz erneut deutlich ausgeweitet. Dabei sind die Iren erst seit Oktober 2014 überhaupt in Hamburg aktiv.

Flugziele werden verdoppelt

Angefangen hat damals alles mit zwei Verbindungen nach Porto und Lissabon. Ein Jahr später kamen Alicante, Malaga, Madrid und Barcelona hinzu. In diesem Sommer folgen Flüge nach Palma de Mallorca. Und für den Winterflugplan 2016/17 hatte Ryanair erst vor wenigen Wochen Dublin, Brüssel-Zaventem und Mailand-Bergamo angekündigt. Jetzt nannte Jacobs noch vier weitere Strecken. Dreimal wöchentlich soll es auf die kanarische Ferieninsel Gran Canaria und in Bulgariens Hauptstadt Sofia gehen, zweimal täglich nach London-Stansted und einmal täglich nach Manchester. „Mit dem Winterflugplan wird Ryanair ab Hamburg somit 650.000 Kunden pro Jahr befördern und 480 indirekte Arbeitsplätze sichern“, sagte Jacobs. „Wir verdoppeln unseren Betrieb am Flughafen Hamburg und investieren 200 Millionen Dollar.“ Allerdings sind diese umgerechnet 178 Millionen Euro in erster Linie der Gegenwert der hier stationierten Maschinen.

14 Routen bietet das Unternehmen nun ab Hamburg an, wöchentlich sollen 88 Flüge stattfinden. Für jedes Flugzeug werden jeweils insgesamt zwischen 40 und 50 Piloten und Flugbegleiter in der Elbmetropole stationiert werden, sagte Tim Howe Schröder, Verkaufs- und Marketingchef für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Für sie werde ein Crewraum für Briefings im Sicherheitsbereich des Flughafens gemietet. Ein eigenes Büro gibt es vor Ort nicht, weil alles zentral aus Dublin gesteuert werde.

Eggenschwiler freut sich über „Bekenntnis“

Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler zeigte sich erfreut über die neue Ryanair-Basis. „Das ist ein klares Bekenntnis zur Hansestadt und der Metropolregion. Die Vielfalt in unserem Streckennetz wächst weiter, so dass Business- wie auch Privatreisende mehr Auswahl haben.“ Er sei überzeugt, dass das neue Angebot gut angenommen werde. Eggenschwiler lobte die Flotte als „hochmodern“, die im Schnitt 5,5 Jahre alt sei. Dies sei auch für die Nachbarschaft ein „gutes Zeichen“. Junge Maschinen gelten als leiser als ältere Modelle. Die Anwohner in den Einflugschneisen sind über den Wachstumskurs des Flughafens verärgert. Im Jahr 2015 nutzten 15,6 Millionen Passagiere den Airport. Das war allein im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,8 Prozent. Zum Vergleich: 2010 starteten und landeten knapp 13 Millionen Fluggäste in Fuhlsbüttel.

Der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg sieht die Streckenausweitung positiv: „Das unterstreicht die Strategie des Flughafens, einen breiten Mix anzubieten – vom Businessflieger bei Emirates bis zum Billigflieger bei Ryanair.“ Auch als Tourismus-Standort profitiere die Stadt, weil Reisende aus anderen Ländern auf dem Rückflug auch nach Deutschland zu Besuch kämen. Vor allem auf der Strecke nach Brüssel erwartet er sinkende Preise, weil Brussels Airlines bisher dort das Monopol hatte. Für einige Anbieter werde das Geschäft aber schwieriger. „Die klassischen Service-Carrier werden von den Billigfliegern immer mehr unter Druck gesetzt.“

Zum Start der neuen Strecken lockt Ryanair – wie früher schon bei solchen Anlässen – mit einem Billigangebot. Wer bis Montag um Mitternacht Reisen für diesen März bucht, zahlt für viele Ziele nur 19,99 Euro pro Flug.