Hamburg. Schwer bewaffnete Beamte der Sonderkommission durchsuchten um Mitternacht ein Bordell auf der Reeperbahn. 52 Personen wurden überprüft.

Weiter Druck auf Rocker: Schwerbewaffnete Beamte der „Soko Rocker“ haben in der Nacht zum Sonnabend ein Bordell auf der Reeperbahn in Hamburg gestürmt. Eine zweite Razzia fand in einer nahegelegenen Kneipe statt. Dabei seien insgesamt 52 Menschen angetroffen und überprüft worden, sagte ein Hamburger Polizeisprecher am Samstag. Die Polizei zeigt damit weiter Präsenz bei der Bekämpfung von Kriminalität im Rockermilieu.

Beamte durchsuchen Prostituierte und Inhaber

Beamte der Festnahmeeinheit der Bereitschaftspolizei (BFE) stürmten zunächst das Bordell Pink Palace auf der Reeperbahn, das seit Jahren fest in der Hand der Hells Angels sein soll und überprüften dort Gäste, Prostituierte und die Inhaber. Auch in der nahegelegenen Kneipe Champions Coffee, die laut Polizei angeblich von Hells Angels betrieben wird, kontrollierten die Einsatzkräfte alle Anwesenden. Zwölf der Gäste konnten der Rockergruppe Hells Angels zugeordnet werden. Bei einem Mann fanden die Polizisten ein Messer. Festnahmen habe es nicht gegeben, hieß es.

Hehlerei, Drogenhandel und unerlaubter Waffenbesitz

Bereits mehrere Male hat die „Soko Rocker“ in den letzten Wochen Razzien in und um Hamburg durchgeführt. Anlass sind die gewaltsamen Auseinandersetzungen verfeindeter Rockergruppen in den vergangenen Monaten. Am Dienstag hatte die Sonderkommission eine Autowerkstatt der Hells Angels in Hamburg-Billbrook gestürmt und hunderte gestohlene Autoteile sichergestellt. Einen Tag später durchsuchten die Einsatzkräfte acht Wohnungen der verfeindeten Rockergruppe Mongols in Hamburg und Norderstedt (Kreis Segeberg). Es kam zu mehreren Festnahmen wegen Hehlerei, Drogenhandels und unerlaubten Waffenbesitzes.

Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg

Juli 2015

Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.

Oktober 2015

Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.

November 2015

Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.

November 2015

Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.

Anfang Dezember 2015

Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.

Mitte Dezember 2015

Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.

28. Dezember 2015

Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.

2. Januar 2016

Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.

4. Januar 2016

Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.

12. Januar 2016

Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.

19. Januar 2016

Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.

2. Februar 2016

Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.

3. Februar 2016

Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.

5. Februar 2016

Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.

11. Februar

Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.

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