Hamburg. Der Hamburger Terminalbetreiber macht sieben Prozent weniger Gewinn. Der Containerumschlag bricht sogar zweistellig ein.

Deutschlands größter Hafenkonzern, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), kommt nicht aus der Krise. Das geht aus den Zahlen zum vorläufigen Jahresergebnis 2015 hervor, wonach der Gewinn um sieben Prozent zurückgegangen ist. Da sich die Gründe für diese schwierige Unternehmenssituation in den kommenden Monaten nicht ändern werden, ist abzusehen, dass der derzeitige Chef des Unternehmens, der Vorstandsvorsitzende Klaus-Dieter Peters, die HHLA aus dieser Krise nicht mehr herausführen wird. Denn sein zum Ende des Jahres auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Sein Nachfolger muss die HHLA wieder auf Kurs bringen.

Angesichts der Erwartungen sind die Zahlen ernüchternd

Dabei ist die Firma nicht unprofitabel: Der Hafenkonzern erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis vor Steuern von 157 Millionen Euro. Doch angesichts früherer Ergebnisse und der Erwartung, die Hamburg in dieses Unternehmen setzt, sind die Zahlen ernüchternd. Der Umsatz lag fünf Prozent unter dem des Vorjahres (1,2 Milliarden Euro), der Betriebsgewinn (Ebit) sieben Prozent darunter (169 Millionen Euro im Jahr 2014).

Die Gründe für diesen Rückgang muss man nicht lange suchen. Die HHLA ist ein Umschlagsbetrieb der sein Geld in erster Linie mit der Verladung von Seegütern verdient. Nimmt deren Menge ab, schrumpft der Gewinn. So ist der Containerumschlag, das Hauptstandbein der HHLA, im vergangenen Jahr an den drei Hamburger Terminals um 12,6 Prozent zurückgegangen und damit regelrecht eingebrochen. 6,3 Millionen Standardcontainer (TEU) hob die HHLA im Laufe des Jahres 2015 über ihre Kaikanten – 1,1 Millionen weniger als im Vorjahr. Zusammen mit dem von der HHLA betrieben Container Terminal in Odessa waren es 6,6 Millionen TEU. Zum Vergleich: 2014 waren es noch 7,5 Millionen.

Begründung der HHLA teilweise fragwürdig

Speditionskaufmann Klaus-Dieter Peters ist seit 2003 Vorstandschef der HHLA. Wegen seines hohen Jahresgehalts geriet er immer wieder in die Kritik
Speditionskaufmann Klaus-Dieter Peters ist seit 2003 Vorstandschef der HHLA. Wegen seines hohen Jahresgehalts geriet er immer wieder in die Kritik © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Marcus Brandt

Fragt man die HHLA nach den Ursachen für den deutlichen Umschlagrückgang, der sich bereits 2014 andeutete und von Quartal zu Quartal klarer wurde, so verweist das Unternehmen auf die äußeren Rahmenbedingungen. „Neben dem deutlich verhalteneren Wirtschaftswachstum in China spüren wir weiterhin die Auswirkungen der Krisen in Russland sowie in der Ukraine, wo wir unseren Containerterminal Odessa betreiben“, sagt Vorstandschef Peters. Zudem hätten die anhaltenden Restriktionen beim Tiefgang der Schiffe wegen der Verzögerungen bei der Elbvertiefung geschadet. In der Tat ist der Containerhandel des Hamburger Hafens mit Russland um mehr als 30 Prozent gesunken. Und das Wachstum in China hat sich dermaßen abgekühlt, dass die Weltwirtschaft ins Stocken geraten ist. Es ist auch richtig, dass die Probleme bei der Elbvertiefung dazu führen, dass die großen Schiffe immer häufiger Container in anderen Häfen abladen müssen, bevor sie die Reise die Elbe hinauf antreten können. Allerdings treffen diese äußeren Rahmenbedingungen in gleicher Weise das Konkurrenzunternehmen Eurogate, das in Hamburg ein Terminal betreibt. Eurogate hat seinen Containerumschlag aber um 0,5 Prozent steigern können, im gleichen Zeitraum, in dem die HHLA 12,6 Prozent verlor.

Kommentar: HHLA fehlt die Strategie

Der Grund für die verschiedenen Entwicklungen ist einerseits in der unterschiedlichen Kundenstruktur der beiden Unternehmen zu suchen. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aus Kundenkreisen aber auch, dass sich Eurogate im vergangenen Jahr insgesamt flexibler und offener für Kundenwünsche gezeigt habe. Nicht zuletzt deshalb ist das Eurogate Terminal Hamburg 2015 wiederholt von asiatischen Reedern zum besten Container Terminal Europas gewählt worden. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP, Michael Kruse, brachte es gestern auf den Punkt: „Die HHLA kämpft stärker als ihre Konkurrenz mit Umschlagsverlusten an der Kaikante. Der in Auswahl befindliche Vorstandsvorsitzende wird sich diesem Problem als Erstes widmen müssen.“

Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) verteidigte hingegen das Ergebnis der HHLA. Diese habe jahrelang am boomenden Wachstum in China partizipiert, jetzt führe der Strukturwandel in der Volksrepublik zu geringerer Ladung. „Das ist bitter, liegt aber nicht allein in unserer Hand. Angesichts der Begleitumstände halte ich das Betriebsergebnis von 157 Millionen Euro für erfreulich“, sagte Horch. Die Stadt ist mit 68 Prozent Hauptaktionär der HHLA.

Die Börse reagierte gleichgültig auf die Zahlen – der Kurs bewegte sich kaum

Dass das Ergebnis des Hafenkonzerns nicht noch geringer ausfiel, ist einer Geschäftssparte zu verdanken, die HHLA-Vorstand Peters in den vergangenen Jahre ausgebaut hat: Dem Weitertransport der Hafenladung per Bahn. Insgesamt wuchs der im sogenannten Geschäftsbereich Intermodal zusammengefasste Containertransport um 2,7 Prozent auf 1,3 Millionen TEU. „Auch wenn die zusätzlich transportierten Mengen den gesunkenen Containerumschlag nicht vollständig kompensieren konnten, wird erneut deutlich, dass der strategische Ausbau unserer Bahnaktivitäten richtig war und inzwischen erheblich zur wirtschaftlichen Stabilität des Unternehmens beiträgt“, sagte Peters.

Er selbst hatte noch im Oktober ein um sieben Millionen Euro geringeres Ergebnis prognostiziert, als es letztlich ausgefallen ist. Die Anleger reagierten auf die Zahlen nach anfänglicher Zurückhaltung positiv. Der HHLA-Aktienkurs legte bis zum Nachmittag um mehr als drei Prozent zu.