Hamburg. Der Flughafen steigt aus dem Terminalgesellschaft aus. Kritik an der Auftragsvergabe für die Gepäckabfertigung.

Es wurde als großer Coup gefeiert: Als Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) 2013 die Neuordnung des Hamburger Kreuzfahrtgeschäfts und den Bau des dritten Terminals für Passagierschiffe ankündigte, präsentierte er einen Überraschungsinvestor. Neben der Hamburg Port Authority (HPA), stieg der Hamburger Flughafen in die städtische Kreuzfahrtbetriebsgesellschaft Cruise Gate Hamburg (CGH) ein. Horch schwärmte von „geballter Kompetenz“. Während die HPA etwas vom Hafen versteht, ist der Flughafen Spezialist für die Abfertigung großer Passagierzahlen in kurzer Zeit – eine perfekte Symbiose zur Stärkung des Kreuzfahrtgeschäfts. Gemeinsam wollten sie das neue Terminal in Steinwerder aufbauen.

Doch nun ist es mit der Zweisamkeit vorbei. Der Flughafen gibt das Kreuzfahrtgeschäft wieder auf. Bereits zum Jahreswechsel ist Flughafenchef Michael Eggenschwiler heimlich aus der Terminalgesellschaft ausgeschieden und hat seine 49 Prozent an der CGH an die HPA verkauft. Offiziell hat der Senat darüber niemanden informiert. Grund für den überraschenden Rückzug sind nach Informationen des Abendblatts Querelen beim Terminalbetrieb. Der Flughafen wollte nämlich nicht nur seine Expertise in der Passagierabfertigung in den Bau des dritten Kreuzfahrtterminals am Kronprinzkai einbringen, sondern auch anschließend mit dem Betrieb Geld verdienen.

So wurden Tochtergesellschaften des Flughafens nach der Fertigstellung des Anlegers damit beauftragt, die Gepäckabfertigung zu übernehmen. Auch das Parkplatzmanagement am Kronprinzkai war in Obhut des Flughafens. Wie das Abendblatt erfuhr, kam diese Vergabepraxis bei Hafendienstleistern und Terminalservicefirmen schlecht an. Warum wurde ausgerechnet eine Tochtergesellschaft des Flughafens ohne öffentliche Ausschreibung mit dem Ein- und Ausladen des Gepäcks am Kreuzfahrtanleger beauftragt? Rechtlich war das wohl einwandfrei, moralisch gab es den Vorwurf, der Flughafen würde seine eigenen Firmen bevorzugen. Auch das Parkplatzgeschäft verlief nur schleppend. Mit insgesamt rund 1500 Stellplätzen war das Angebot für die bisher eher sporadischen Anläufe in Steinwerder überdimensioniert und nicht ertragreich, zumal die neue
„AIDAprima“ erst mit Verspätung ihre regelmäßigen Anläufe in Steinwerder starten wird.

Um weiteres Gerede bei Hafendienstleistern und Investoren zu stoppen, hat Eggenschwiler jetzt die Reißleine gezogen und die HPA gebeten, ihn aus dem Vertrag zu entlassen. Damit kann die Flughafen-Tochtergesellschaft GroundSTAR ohne den Vorwurf der Vetternwirtschaft ihre Abfertigungsdienste am Kreuzfahrtterminal anbieten. Sagen mag das niemand.

Auf Anfrage des Abendblatts teilte der Flughafen mit, dass der Rückzug des Flughafens schon immer geplant gewesen sei, sollte das Kreuzfahrtterminal erst einmal arbeiten. „Wir haben gemeinsam mit der HPA die neue Kreuzfahrtgesellschaft ins Leben gerufen und bei deren ersten Schritten unterstützt. Dieses erste Jahr war sehr erfolgreich, nun kann die CGH auf eigenen Beinen stehen“, sagte Eggenschwiler. Bleibt die Frage, warum der Rückzug heimlich geschah.