Hamburg/Stuttgart. Laut um Hilfe rufen, Zeugen direkt ansprechen und treten: Das raten Experten Frauen bei Übergriffen und in Notsituationen.

Wer als Frau von Männern bedrängt wird, fühlt sich oft völlig hilflos und bekommt Panik. Andreas Mayer, Leiter der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes in Stuttgart, erklärt, wie sich Frauen in solchen Situationen am besten verhalten:

Die Situation so schnell es geht verlassen

Versuchen, sich aus der Bedrängnis zu befreien, ist am allerwichtigsten. Keinesfalls sollte man sich auf Diskussionen mit den Tätern einlassen oder sie provozieren. Wenn es irgendwie geht, sollten Frauen rasch weggehen und sich in Sicherheit begeben.

Andere auf sich aufmerksam machen

Ist das nicht so einfach möglich, machen Frauen am besten andere auf sich aufmerksam. „Sie können laut um Hilfe rufen und Zeugen direkt ansprechen“, rät Mayer. So kann man etwa sagen: „Sie da in der roten Jacke, bitte rufen Sie die Polizei.“ Für die Zeugen gilt: Wer beobachtet, dass eine Frau bedrängt wird, sollte direkt die 110 wählen – auch wenn keine körperliche Gewalt zu erkennen ist. Das Opfer sollte die Angreifer niemals duzen, sondern siezen. „Das zeigt auch Außenstehenden, dass das hier keine private Situation ist“, sagt der Experte.

Im Zweifelsfall zur Wehr setzen

Wenn das alles nicht hilft, muss man sich wehren – und zwar so gut es geht. „Treten, schlagen, kratzen, beißen – Hauptsache der Täter lässt erst mal von einem ab“, sagt Mayer. Sobald sich dann die Situation ergibt, heißt es: schnell weg und in Sicherheit begeben. Von Pfeffersprays rät der Experte ab. „Die Praxis zeigt, dass es eigentlich nichts bringt. Und man wird selbst in Mitleidenschaft gezogen.“

Merkmale der Täter einprägen

Wer irgendwie kann, sollte sich die Täter einprägen. „Auffälligkeiten oder zum Beispiel Tätowierungen sind später bei den Ermittlungen sehr hilfreich“, sagt Mayer. Wenn es gefahrenlos möglich ist, kann man die Situation auch mit dem Smartphone filmen oder fotografieren. Das gilt auch für Zeugen. Manchmal lassen Angreifer dann von ihrem Opfer ab, und das Material hilft später der Polizei.

Gefährliche Situationen vorsorglich meiden

Idealerweise versucht man, solche Situationen von vorneherein zu vermeiden. Wer eine Gruppe – womöglich betrunkener – pöbelnder Männer beobachtet und ein ungutes Gefühl hat, macht besser einen großen Bogen um sie herum. Und: „Die Gruppe schützt“, sagt Mayer. Gerade nachts hilft es, nicht allein, sondern mit mehreren unterwegs zu sein.

Die Hamburger Polizei hat auf ihrer Internet-Seite Ratschläge zum richtigen Verhalten in gefährlichen Situationen veröffentlicht.