Hamburg. Rot-Grün bringt Innovations-Wachstumsfonds auf den Weg. Bis zu zehn Millionen Euro will die Stadt selbst zur Verfügung stellen.
Die rot-grüne Koalition in Hamburg will junge Unternehmen in der Wachstumsphase stärker und zielgerichteter unterstützen. Dafür soll im Laufe des Jahres der „Hamburger Innovations-Wachstumsfonds“ gegründet und mit bis zu 100 Millionen Euro Kapital ausgestattet werden. Bis zu zehn Millionen Euro will die Stadt selbst zur Verfügung stellen, den Rest sollen private Geldgeber beisteuern.
„Wir haben in Hamburg gute Möglichkeiten, um Start-up-Firmen zu unterstützen“, sagte SPD-Finanzexperte Joachim Seeler. Deren Förderung sei aber auf 1,25 Millionen Euro begrenzt. Auch für etablierte Unternehmen mit einem Kapitalbedarf von fünf Millionen Euro an aufwärts sei die Situation gut. „Aber zwischen der Gründungs- und der Wachstumsphase klafft eine Lücke – die wollen wir mit dem Fonds schließen.“
SPD-Wirtschaftsexperte Hans-Jörg Schmitt, der einst selbst ein IT-Unternehmen gegründet hatte, bestätigte das aus eigener Erfahrung. „Das Problem ist, aus der Fünf-Mann-Bude ein richtiges Unternehmen zu machen und so auch dauerhaft Arbeitsplätze zu schaffen.“ Die Anschubfinanzierung sei dann meist schon ausgelaufen, aber für „große“ Kapitalgeber sei man noch nicht interessant genug. „Dabei gibt es in Hamburg sehr viele wohlhabende Investoren“, so Schmitt. Diese würden bislang aber vorzugsweise in leer stehende Bürogebäude investieren. „Wenn sie nur zehn Prozent ihres Kapitals in die kreativen Köpfe aus der Schanze investieren würden, könnten sie viel Gutes damit bewirken.“
Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks ergänzte, dass es auch für „Big Player“ interessant sein könne, relativ kleine Beträge von etwa zwei Millionen Euro zu investieren, weil sie auf diese Art Zugang zu innovativen Wachstumsbranchen bekämen. Natürlich sei so ein Investment nicht ohne Risiko, daher sei es genau richtig, mit einer staatlichen Anschubfinanzierung privates Kapital zu akquirieren. Seeler sagte, über die Fonds-Laufzeit von zehn Jahren sei eine durchschnittliche Rendite von etwa acht Prozent pro Jahr realistisch.
Wenn der von SPD und Grünen eingebrachte Antrag von der Bürgerschaft beschlossen wird – wovon auszugehen ist –, soll der Senat im Laufe des Jahres die Gründung des Fonds betreiben, sodass er etwa Anfang 2017 seine Arbeit aufnehmen könnte. Angesiedelt wird der Fonds bei der städtischen Investitions- und Förderbank (IFB), die auch den auf zehn Millionen Euro begrenzten Anteil der Stadt aufbringen soll. Private Investoren können für zwei bis zehn Millionen Euro Fondsanteile erwerben, insgesamt vorerst gedeckelt auf 90 Millionen Euro. Dabei müsse es aber nicht für alle Zeit bleiben, sagte Seeler: „Stockholm hat so einen Fonds mit 500 Millionen Euro.“ Das zeige auch, dass Hamburg mit seinem Ziel, einer der führenden Innovationsstandorte in Europa zu werden, „noch Luft nach oben“ habe. Derzeit liege die Stadt nur auf Platz zwölf.
Claas Nieraad, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft „New Commercial Room“, schätzte, dass etwa zwei Dutzend Firmen sofort die neue Förderung nutzen würden. Insgesamt kämen aber Hunderte Firmen in Hamburg dafür infrage.