Hamburg. Umweltschützer und Belegschaft halten Einstellung für falsch. 100 Jobs in Hamburg bedroht. Überalterung der Wagen ist Problem.

Die zum Jahresende geplante Einstellung der Autoreisezüge der Bahn AG auch aus Hamburg stößt auf Kritik bei Umweltschützern und auf Protest bei der Belegschaft. Nachtzüge und Autozüge seien „seit Jahren defizitäre Nischengeschäfte“, hatte die Bahn kürzlich verkündet. In den vergangenen zehn Jahren sei die Nachfrage um rund 30 Prozent zurückgegangen, daher gebe es keine Zukunft mehr für diese noch immer beliebten Reisearten (wir berichteten).

„Das Aus für Autoreisezüge und Nachtzugverbindungen ist keine gute Nachricht für die Umwelt“, sagt Manfred Braasch, Hamburger Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Die Bahn hat über Jahre zu wenig getan, um die Angebote attraktiv zu halten und spielt mit dieser Entscheidung nun im Wesentlichen dem umweltschädlichen Flugverkehr in die Hände.“

Auf massive Kritik stößt die geplante Einstellung von Auto- und Nachtzügen auch bei der Belegschaft. „Das wäre ein großer Fehler“, sagt Joachim Holstein, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der DB European Railservice GmbH Niederlassung Hamburg. Von einer zu geringen Nachfrage könne keine Rede sein. In Wahrheit gewinne man für Auto- und Nachtzüge sogar Neukunden. In manchen Jahreszeiten würden die Autozüge von Hamburg zu 90 Prozent von Skandinaviern und Schweizern genutzt, deswegen sei es falsch, allein auf deutsche Kunden zu sehen.Insgesamt seien bundesweit 350 Arbeitsplätze bedroht, wenn die Autoreise- und Nachtzüge tatsächlich wegfallen sollten, so Holstein – 100 davon allein in Hamburg. Über die Streichung gebe es aber offenbar noch keinen formalen Vorstandsbeschluss. Um die Bahn-Führung und die Politik doch noch zu überzeugen, planen Beschäftigte und Umweltverbände nun Protestaktionen – etwa zur Bilanzpressekonferenz im kommenden März.

Ein Hauptproblem der Bahn beim Geschäft mit Auto- und Nachtzügen ist die Überalterung der Wagen. Um diese zu erneuern, wären hohe Investitionen nötig, heißt es aus dem Unternehmen – und das bei einem Geschäft, bei dem man saisonabhängig oft nur in eine Richtung ausgebucht sei und in der anderen fast leer fahren müsse. Die Bahn AG würde das Autoreisezug- und Nachtzuggeschäft wohl gern an die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) abgeben. Bahn AG und ÖBB bestätigen, dass man in Verhandlungen stehe.

Der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD) hofft so oder so auf einen Erhalt der Auto- und Nachtreisezüge. „Die Bahn hat auch eine gesamtstaatliche und ökologische Verantwortung“, sagte Kahrs dem Abendblatt. „Wir führen über das Thema noch Gespräche.“