Hamburg. Die Gewalt zwischen den Rockerclubs Hells Angels und Mongols eskaliert. Die Hamburger Polizei will härter durchgreifen.
Die Hamburger Polizei reagiert auf den Bandenkrieg zwischen den beiden verfeindeten Rockergruppen Mongols und Hells Angels, der in Hamburg immer weiter eskaliert. Am Montag hat sie die „Soko Rocker“ gegründet. Sie werde aus 50 Kripo-Beamten bestehen, teilte Polizeisprecher Jörg Schröder mit. Chef der Kommission wird Mirko Streiber, der bis Mai vergangenen Jahres die Pressestelle leitete.
Die Soko solle repressiv gegen Straftäter aus der Rockerszene vorgehen, aber auch präventiv wirken, sagte Schröder. Als Beispiele nannte er vermehrte Razzien, eine stärkere Präsenz an Szenetreffpunkten oder eine Ansprache von sogenannten Gefährdern. Die Beamten sollen ferner prüfen, ob ein Verbot des Rockerclubs Mongols möglich ist. Die rivalisierenden Hells Angels sind in Hamburg schon seit 1983 verboten.
In den vergangenen Tagen hatte sich die Gewalt zugespitzt: Bei einer Messerstecherei am frühen Sonnabendmorgen wurde ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Sonnabend stürmte das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.
MEK stürmt Wohnungen nach Rockerschießerei
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Den Ausschlag für die Gründung der Soko hätten aber die Schüsse auf ein Taxi nahe der Reeperbahn wenige Tage zuvor gegeben, weil dabei auch unbeteiligte Menschen gefährdet wurden. In dem Taxi wollten am Montag vergangener Woche mehrere Mongols vor einem Angriff der Hells Angels flüchten.
Die Polizei hatte nach den Schüssen vor einer Woche zunächst zwölf Mitglieder der Hells Angels festgenommen. Wenig später mussten sie jedoch wieder entlassen werden.
Seit Monaten versuchen die Mongols, in Hamburg Fuß zu fassen. Im Oktober hatte eine Explosion am Sportwagen des Chefs der Mongols in Hamburg für Aufsehen gesorgt. Insider glauben, dass die Gruppe in der Stadt wächst. Zuletzt soll es ein Treffen der Präsidenten aller Chapter der Hells Angels gegeben haben, zu dem auch die Präsidenten der sogenannten Supporter-Clubs einberufen wurden. Kenner der Szene gehen davon aus, dass die Lage weiter eskalieren wird.
Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg
Juli 2015
Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.
Oktober 2015
Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.
November 2015
Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.
November 2015
Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.
Anfang Dezember 2015
Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.
Mitte Dezember 2015
Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.
28. Dezember 2015
Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.
2. Januar 2016
Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.
4. Januar 2016
Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.
12. Januar 2016
Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.
19. Januar 2016
Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.
2. Februar 2016
Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.
2. Februar 2016
Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.
3. Februar 2016
Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.
5. Februar 2016
Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.
11. Februar
Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.
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