Messerangriff auf Mongol – Polizei stürmt Rocker-Wohnungen
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Jenfeld. Verdacht gegen die Hells Angels: Fünf Tage nach Schüssen auf Taxi wurde einer der verletzten Mongols mit Messer angegriffen.
Der Streit zwischen den verfeindeten Rockerbanden Hells Angels und Mongols ist am Wochenende weiter eskaliert. Am Sonnabend stürmte das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg. Grund für den Einsatz war eine Messerstecherei, bei der ein Mitglied der Mongols schwer verletzt worden war. Das Opfer der Messerattacke ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte.
Das Opfer wurde bereits bei der Kiez-Schießerei verletzt
Nachdem der bewaffnete Angriff auf dem Kiez für ihn noch einigermaßen glimpflich ausgegangen war, tappte Hidi G. diesmal anscheinend in eine Falle. Der 26-Jährige soll sich in der Nacht zum Sonnabend gegen 2 Uhr am Derbyweg in Horn aufgehalten haben – offenbar in der Erwartung, sich dort mit Frauen zu treffen. Stattdessen tauchten aber mehrere Rocker auf, die mutmaßlich den mit den Mongols verfeindeten Hells Angels oder deren Umfeld zuzurechnen sind.
MEK stürmt Wohnungen nach Rockerschießerei
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Mit einem Messer stachen sie auf Hidi G. ein, verletzten ihn am Kopf und am Bein und flüchteten anschließend. Der 26-Jährige wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, er ist aber nicht in Lebensgefahr. Die Polizei, die nach der Messerattacke wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, reagierte prompt: Während einer Sofortfahndung wurden zwei Männer im Alter von 20 und 21 Jahren vorläufig festgenommen. Sie sind inzwischen allerdings wieder auf freiem Fuß. Außerdem ermittelte die für das Milieu zuständige Abteilung für Organisierte Kriminalität des Landeskriminalamtes fünf weitere mutmaßliche Täter. Sie sind nach Angaben der Polizei zwischen 21 und 24 Jahre alt. Es ist davon auszugehen, dass sie den Hells Angels nahestehen.
„Die Staatsanwaltschaft erwirkte daraufhin beim Amtsgericht Durchsuchungsbeschlüsse für die Wohnungen der Tatverdächtigen, die im Anschluss mit Einsatz des Mobilen Einsatzkommandos vollstreckt wurden“, sagte eine Polizeisprecherin. Die Durchsuchungen am Abend sollten zur Aufklärung beitragen – die Ermittler trafen jedoch keinen der Verdächtigen an. Die Auswertung der in den Wohnungen sichergestellten Beweismittel dauert nach Angaben der Polizei noch an.
Schießerei an der Reeperbahn
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Auch die Razzia im „Atmos“ blieb ohne Erfolg. Der Saunaclub gilt als Treffpunkt der Rocker. Die Ermittler überprüften etwa 70 Personen, konnten jedoch keine Mitglieder der Hells Angels oder der Mongols identifizieren. Die Durchsuchung der Wohnungen und des „Atmos“ war die erste sichtbare Aktion, die die Polizei seit den Schüssen auf das Taxi vor einer Woche gegen die Rocker gestartet hat. Am vergangenen Montag hatte die mittlerweile monatelange Auseinandersetzung zwischen den Rockergruppen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht, als an der Reeperbahn mutmaßlich Hells Angels von einem Auto aus Schüsse auf ein Taxi abgegeben hatten, in dem drei Mitglieder der Mongols saßen.
Milieu-Kenner geht von weiteren Racheakten aus
Bei dem Angriff wurde einer der Rocker von einem Schuss in den Rücken getroffen, Hidi G. trug einen sogenannten Prellschuss davon. Der dritte Fahrgast und neue Mongols-„Präsident“ Kevin S., der nach der Festnahme des auch bei den eigenen Leuten umstrittenen Erka
MEK nimmt Mongols-Boss in Penthouse fest
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n U. im Dezember an die Spitze der Gruppe gekommen war, blieb unverletzt. Die Polizei nahm nach den Schüssen vor einer Woche zunächst zwölf Mitglieder der Hells Angels fest. Wenig später mussten jedoch auch sie wieder entlassen werden. Mit der Messerattacke gegen Hidi G. hat es nun innerhalb weniger Tage zwei Angriffe auf die Mongols gegeben. Diese dürften sich von ihren Rivalen vorgeführt fühlen. Schon nach den Schüssen auf der Reeperbahn hatte der Milieu-Experte Jürgen Roth – Autor von Büchern und TV-Dokumentationen – dem Abendblatt gesagt, dass klar sei, dass sich die Gruppe nun rächen werde. Roth: „Das wäre das erste Mal, wenn das nicht passiert.“ Schon am Silvesterabend, also drei Tage nach dem Angriff auf dem Kiez, hatte Hidi G. im Internet mit einem Rapsong auf einen „Machtwechsel“ in der Stadt angespielt.
Seit Monaten versuchen die Mongols, in Hamburg Fuß zu fassen. Insider glauben, dass die Gruppe in der Stadt wächst. Zuletzt soll es ein Treffen der Präsidenten aller Charter der Hells Angels gegeben haben, zu dem auch die Präsidenten der sogenannten Supporter-Clubs einberufen wurden. Kenner der Szene gehen davon aus, dass die Lage weiter eskalieren wird.
Chronologie des Rockerkriegs in Hamburg
Juli 2015
Das Mobile Einsatzkommando landet mit einem Hubschrauber auf dem Dach des Penthouses von Erkan U. an der Hoheluftchaussee und stürmt die Wohnung – auf der Suche nach einer Schusswaffe.
Oktober 2015
Im Oktober explodiert eine Handgranate unter dem Lamborghini des Mongols-Präsidenten Erkan U. – wieder an der Hoheluftchaussee.
November 2015
Schaulaufen von Mongols und Bandidos in Kutten auf der Reeperbahn. Ermittler der Polizei werten die Aktion in erster Linie als Provokation – inoffiziell gilt der Hamburger Kiez als Gebiet der Hells Angels.
November 2015
Tage später wird Erkan U. von einem Rollkommando in seinem Penthouse überfallen und verprügelt. Dabei stehlen ihm die Angreifer seine Präsidenten-Lederkutte, ziehen sie an der Reeperbahn einem Transvestiten an, der damit schließlich vor Susis Showbar an der Großen Freiheit tanzt – eine Demütigung, die per Handyvideo über Facebook verbreitet wird.
Anfang Dezember 2015
Anfang Dezember wird der bis dahin "amtierende" Hamburger Mongols-Präsident Erkan U. vom Mobilen Einsatzkommando in seinem Penthouse verhaftet. Stunden später übernimmt Kevin S. dessen Rolle.
Mitte Dezember 2015
Die Polizei stürmt und durchsucht zehn Wohnungen und verhaftet drei Mongols-Rocker.
28. Dezember 2015
Am Montag nach Weihnachten wird in der Nähe der Reeperbahn auf ein Taxi geschossen. Dabei werden zwei Mitglieder der Mongols verletzt. Der Chef der Hamburger Gruppe, Kevin S., bleibt unverletzt. Ein weiterer Rocker bricht sich bei der Flucht einen Fuß. Die Polizei nimmt in der Folge zwölf Mitglieder der Hells Angels fest, muss sie aber wieder auf freien Fuß setzen.
2. Januar 2016
Bei einer Messerstecherei am frühen Morgen des 2. Januar wird ein Mitglied der Mongols schwer verletzt. Das Opfer ist nach Abendblatt-Informationen der 26 Jahre alte Hidi G., der schon bei dem Angriff auf ein Taxi an der Reeperbahn vor einer Woche einen Prellschuss erlitten hatte. Am Abend des selben Tages stürmt das Mobile Einsatzkommando (MEK) der Polizei Wohnungen unter anderem in Jenfeld, Horn und Billstedt sowie den Saunaclub „Atmos“ in Harburg - ohne aber Mitglieder der Hells Angels anzutreffen.
4. Januar 2016
Die Hamburger Polizei gründet die "Soko Rocker" mit 50 Beamten, um der eskalierenden Gewalt zwischen mit Mongols und Hells Angels entgegen zu treten. Unter anderem sollen Szenetreffs beobachtet und ein Verbot der Mongols geprüft werden.
12. Januar 2016
Hamburger Beamte nehmen drei Männer fest, die verdächtigt werden, am 2. Januar ein Mitglied der Mongols niedergestochen zu haben.
19. Januar 2016
Großrazzia in Norddeutschland: Die "Soko Rocker" nimmt zwei Hells-Angels-Mitglieder im Alter von 35 Jahren fest. Insgesamt 20 Durchsuchungsbeschlüsse im Norden wurden vollstreckt. 250 Beamte waren im Einsatz.
2. Februar 2016
Die "Soko Rocker" stürmt eine Werkstatt am Billwerder Steindamm, die offenbar einem Hells Angels-Mitglied gehört. Verdacht: Gewerbsmäßige Hehlerei mit Autoteilen. Die Beamten haben Tausende offensichtlich gestohlene BMW-Autoteile sichergestellt, die in der Halle gelagert wurden.
2. Februar 2016
Die "Soko Rocker" nimmt zwei Männer in Haft, die dringend tatverdächtig des schweren gemeinschaftlichen Raubs sind. Das Opfer des Raubes wird ebenfalls wegen eines ausstehenden Haftbefehls verhaftet.
3. Februar 2016
Die "Soko Rocker" stürmt acht Wohnungen in Hamburg und Norddeutschland. Ein 28 Jahre alter Iraner wurde bei dem Einsatz festgenommen. Es wurde unter anderem eine geladene Maschinenpistole gefunden und sicher gestellt.
5. Februar 2016
Die Polizei durchsucht fünf Wohnungen in Schnelsen und Eidelstedt und verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen des Raubs vom 2. Februar.
11. Februar
Die "Soko Rocker" verhaftet einen weiteren Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Raub vom 2. Februar, außerdem werden zwei Wohnungen in St. Georg und Billstedt durchsucht.
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