Hamburg. Bogislav von Heyden-Linden und Eric Kröber haben das Clouds zu einem der gefragtesten Restaurants Hamburgs gemacht.

Wenn ein Arbeitsplatz so nah am Himmel liegt, dann ist man entweder Engel oder Mitarbeiter im Clouds. Eric Kröber gehört auf den ersten Blick in letztere Kategorie. Große, schwarze Ohrringe, über dem linken Arm mehrere Tattoos, die alle mit seinem Beruf zu tun haben: Das Herz soll für seine Liebe zum Kochen stehen, der Mund für gutes Essen, die Glühlampe für Kreativität, der Diamant für die Hochwertigkeit der Zutaten, und die Sanduhr für die Zeit, die bei seinem Job eine große Rolle spielt. Kröber arbeitet als Küchenchef in „Clouds Heaven’s Bar & Kitchen“, von morgens 10 bis abends 23 Uhr kreieren er und sein zwölfköpfiges Team Gerichte wie Sardisches Brot, Rinderfilet mit Amazing Fries oder Mais-Eiscreme.

32 Jahre alt ist Kröber, und dass ihm die Arbeit so unter die Haut geht, erkennt man nicht nur an seinem Arm. Wie er von seinen Speisen spricht, von seinen Kollegen, von seinen Zielen, das hört sich alles so an, als seien seine Worte mit einer hauchdünnen Schicht Creme brûlée überzogen. Eric Kröbers Leidenschaft besteht ganz eindeutig darin, perfektes Essen zuzubereiten. Andere Hobbys braucht er nicht, ab und zu ein bisschen Fitness, doch „wenn die Lokomotive hier ins Rollen kommt, dann ist das ehrlich gesagt auch ein ziemlich anstrengendes, gutes Training“, sagt Kröber.

Die Abfahrt des Clouds-Zugs erfolgt täglich gegen 18 Uhr, wenn die ersten Gäste eintreffen in Erwartung einer kulinarischen Reise und eines spektakulären Ausblicks. Eigentlich fällt es schwer, 105 Meter über der Elbe zu essen, weil man vor Staunen den Mund kaum zubekommt. Es gibt so viel zu beobachten am Hafen und auf der Reeperbahn. „Oh, guck mal, ein Schiff!“ ist einer der am häufigsten geäußerten Kommentare der Gäste.

Wahrscheinlich sollte man das nicht sagen, aber das Clouds stellt eigentlich auch den idealen Ort für Paare dar, die gerade ungern miteinander sprechen. Durch die Aussicht wird man dennoch bestens unterhalten. Und wenn dann noch gutes Wetter sein sollte, raucht man nirgends so entspannt wie auf der vollverglasten Dachterrasse. Was Rauch- und was Schönwetterwolken sind, halten dann nur Meteorologen auseinander.

Beeindruckende Hochhäuser in Hamburg

Tanzende Türme: Um zehn Zentimeter hat St. Paulis neues
Wahrzeichen den Sprung in die Top 20 verpasst. 84,90 Meter
misst der höhere der beiden Türme, die seit 2012 den Eingang
zur Reeperbahn zieren. In ihm ist Hamburgs höchstes Restaurant
zu Hause – mit passendem Namen: Clouds (= Wolken)
Tanzende Türme: Um zehn Zentimeter hat St. Paulis neues Wahrzeichen den Sprung in die Top 20 verpasst. 84,90 Meter misst der höhere der beiden Türme, die seit 2012 den Eingang zur Reeperbahn zieren. In ihm ist Hamburgs höchstes Restaurant zu Hause – mit passendem Namen: Clouds (= Wolken) © Christoph Keller
City-Hof-Hochhäuser:
1958 fertiggestellt, waren dies die ersten Hochhäuser der Hamburger
Innenstadt seit dem Bau des KlockmannHauses
in den 1930er-Jahren.
Die Frage,
was nach dem Auszug des Bezirksamtes Mitte mit ihnen geschehen soll, wird heftig
diskutiert. Abriss oder Sanierung? Immerhin stehen sie unter Denkmalschutz
City-Hof-Hochhäuser: 1958 fertiggestellt, waren dies die ersten Hochhäuser der Hamburger Innenstadt seit dem Bau des KlockmannHauses in den 1930er-Jahren. Die Frage, was nach dem Auszug des Bezirksamtes Mitte mit ihnen geschehen soll, wird heftig diskutiert. Abriss oder Sanierung? Immerhin stehen sie unter Denkmalschutz © picture alliance | dpa Picture-Alliance / CHROMORANGE / Christian Ohde
Der Architekt
Volkwin Marg
auf der Lombardsbrücke,
im
Hintergrund das
Binnenalster-Panorama,
das er für
besonders
schützenswert hält
Der Architekt Volkwin Marg auf der Lombardsbrücke, im Hintergrund das Binnenalster-Panorama, das er für besonders schützenswert hält © Michael Rauhe
Emporio-Hochhaus:
Bekannter ist es als
Unilever-Haus,
als
das es 1964 in einer
Glas- und
Stahlkonstruktion
erbaut
wurde. Seit 2012
ragt es noch höher
auf als einstmals:
Aus 21 wurden 23
Stockwerke, aus 91
Metern Höhe wurden
98. Damit rückte es
auf Platz 11 der
höchsten Gebäude
Hamburgs
Emporio-Hochhaus: Bekannter ist es als Unilever-Haus, als das es 1964 in einer Glas- und Stahlkonstruktion erbaut wurde. Seit 2012 ragt es noch höher auf als einstmals: Aus 21 wurden 23 Stockwerke, aus 91 Metern Höhe wurden 98. Damit rückte es auf Platz 11 der höchsten Gebäude Hamburgs © Christoph Keller
Hotel Hafen
Hamburg:
Ein Ort mit
Geschichte(n):
Das Haus – derzeit
auf Platz 35 –
entstand 1858 als
Seemannsheim,
diente als
Tropenkrankenhaus,
Navigationsschule
und der Marine in
den Kriegen als
Ausbildungsstätte.
Seit 1979 ist es ein
Hotel, dessen Bar
im 62 Meter hohen
Turm schon viele
und vieles gesehen
hat
Hotel Hafen Hamburg: Ein Ort mit Geschichte(n): Das Haus – derzeit auf Platz 35 – entstand 1858 als Seemannsheim, diente als Tropenkrankenhaus, Navigationsschule und der Marine in den Kriegen als Ausbildungsstätte. Seit 1979 ist es ein Hotel, dessen Bar im 62 Meter hohen Turm schon viele und vieles gesehen hat © Christoph Keller
HAW Fachhochschule: Mit 52 Metern belegt der 2002 fertiggestellte
Neubau der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
noch den letzten Platz im Hochhaus-Ranking.
Und schon jetzt
steht fest, dass sie bald ganz aus den Top 50 absteigt. In der
HafenCity, aber auch in anderen Stadtteilen entstehen derzeit
viele neue Hochhäuser
HAW Fachhochschule: Mit 52 Metern belegt der 2002 fertiggestellte Neubau der Hochschule für Angewandte Wissenschaften noch den letzten Platz im Hochhaus-Ranking. Und schon jetzt steht fest, dass sie bald ganz aus den Top 50 absteigt. In der HafenCity, aber auch in anderen Stadtteilen entstehen derzeit viele neue Hochhäuser © Christoph Keller
Elbphilharmonie:
Mit seinen 110
Metern ist das
Konzerthaus nun das
höchste bewohnbare
Gebäude der Stadt
und auf Platz 8 aller
Gebäude. Und acht
Jahre nach
Baubeginn hat es
endlich auch ein
dichtes Dach
Elbphilharmonie: Mit seinen 110 Metern ist das Konzerthaus nun das höchste bewohnbare Gebäude der Stadt und auf Platz 8 aller Gebäude. Und acht Jahre nach Baubeginn hat es endlich auch ein dichtes Dach © Christoph Keller | Christoph Keller
Landungsbrücken
mit der sogenannten
„Hafenkrone“,
aus der Atlantic-Haus,
DWI-Turm
und Empire-Riverside-Hotel
(v. r.) herausragen
Landungsbrücken mit der sogenannten „Hafenkrone“, aus der Atlantic-Haus, DWI-Turm und Empire-Riverside-Hotel (v. r.) herausragen © picture alliance
Hochhäuser Sibeliusstraße: Gleich vier Wohnblöcke strecken sich
hier in Bahrenfeld 54 Meter hoch dem Himmel entgegen.
Damit stehen sie auf Platz 49 der Hamburger Rangliste. Erbaut
wurden sie Anfang der 70er-Jahre.
96 Wohnungen, verteilt auf 15
Geschosse, befinden sich in jedem der Hochhäuser, die von der
SAGA betreut und erfolgreich vermietet werden
Hochhäuser Sibeliusstraße: Gleich vier Wohnblöcke strecken sich hier in Bahrenfeld 54 Meter hoch dem Himmel entgegen. Damit stehen sie auf Platz 49 der Hamburger Rangliste. Erbaut wurden sie Anfang der 70er-Jahre. 96 Wohnungen, verteilt auf 15 Geschosse, befinden sich in jedem der Hochhäuser, die von der SAGA betreut und erfolgreich vermietet werden © Christoph Keller
Mundsburg-Türme
I, II, III: 1973 zogen
die ersten Eigentümer und Mieter in den
mit 101 Metern zu Deutschlands höchsten
Wohnanlagen zählenden Turm Nummer 1
(r.) und die nur 90 Meter und 22 Büro-Etagen
bietende Nummer 2 (unten). 1975
waren dann auch die 26 Etagen und 97
Meter der Nummer 3 (l.) so weit. Plätze
10, 12 und 14 im Hamburger Ranking
Mundsburg-Türme I, II, III: 1973 zogen die ersten Eigentümer und Mieter in den mit 101 Metern zu Deutschlands höchsten Wohnanlagen zählenden Turm Nummer 1 (r.) und die nur 90 Meter und 22 Büro-Etagen bietende Nummer 2 (unten). 1975 waren dann auch die 26 Etagen und 97 Meter der Nummer 3 (l.) so weit. Plätze 10, 12 und 14 im Hamburger Ranking © Christoph Keller
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Hamburgs höchstes Restaurant in den Tanzenden Türmen erreicht man über einen Fahrstuhl, der ohne Knöpfe auskommt. Er kennt nur das eine Ziel: ganz nach oben in den 23. Stock. So weit, so einfach, doch leider kommen die meisten gar nicht erst in den Fahrstuhl. Wer abends einen Platz im Restaurant haben möchte, der muss drei bis vier Wochen vorher reservieren. „Für uns hat es große Vorteile, immer ausgebucht zu sein, weil wir eine viel bessere Personalplanung machen können, direktes Feedback der Gäste zu neuen Speisen bekommen und sich Arbeitsabläufe viel schneller einspielen“, sagt Kröber.

Dennoch solle kein Hamburger denken, dass man im Clouds nie einen Platz bekäme. An der Bar sei – außer vielleicht freitags- und sonnabends­abends – fast immer was frei. Von Cocktails wie „Peanut Magic“ oder „Meuterei auf der Bounty“ wird man ja auch satt. Mittags ist die Lage wesentlich entspannter, die Karte reduzierter, die Preise dafür angenehmer. 14 Euro für ein Friesen-Sandwich sind natürlich immer noch nicht nichts, aber die Qualität der Produkte und vor allem die Miete kosten die Betreiber ein bisschen. „Nichts wird unfair kalkuliert“, verspricht Bogislav von Heyden-Linden, genannt Boogie. Ein Name wie ein Bild von Gerhard Richter, unbezahlbar.

Mit so einem Namen kann man nur Karriere machen. Heyden-Linden ist der gastronomische Leiter und genauso alt wie sein Küchenchef, optisch aber das Gegenteil. Eher wie ein perfekt gekleideter Ivy-League-Student, einer, der eine Patek Philippe oder eine Jaeger-LeCoultre schon mal am Handgelenk eines Bekannten gesehen hat und nicht nur im Schaufenster.

Heyden-Linden passt zur noblen Atmosphäre des Restaurants. Nobel wohlgemerkt, keineswegs steif! Das trifft auch auf Boogie zu. Für Jungs wie ihn wurde das Lied „Nordisch By Nature“ geschrieben. Fast sein ganzes Leben verbringt er nun schon im Norden, alle seine vorherigen Arbeitsplätze lagen ebenfalls am Wasser. „Ich brauche die Nähe zum Fluss“, sagt er. „Müsste ich mal drei Wochen irgendwo sein, wo es kein Wasser gibt, wäre das die Höchststrafe für mich.“ Ein Clouds in der Wüste Gobi stellt also keine Option dar.

Heyden-Linden hat das Clouds von Anfang an mitgeplant, er bezeichnet es wie seine kleine Tochter als sein Baby. „Beide sind zur gleichen Zeit zur Welt gekommen, ich beobachte jeden Schritt und stecke alle meine Zeit, Liebe und Energie rein“, sagt der 32-Jährige. Klar sei das manchmal anstrengend. „Aber wenn es dir zu viel wird, dann darfst du einen Laden wie diesen nicht machen.“

Heiligabend verbringt er heute allerdings zu Hause, anders als Eric Kröber, der im Restaurant arbeiten wird. Es stört ihn nicht: „Feiertage gewöhnt man sich in der Gastronomie schnell ab.“ Und es gibt Schlimmeres, als Weihnachten so nah am Himmel zu sein.