Hamburg. Hamburger Geldinstitute werben um junge Kunden. Die Haspa geht sogar den Online-Weg, die Konkurrenz bleibt bei klassischen Wegen.

Schnell sein, Münzen einsammeln, Hindernisse überwinden und Räuber fangen: Mit Mannis Räuberjagd können Kinder viele Abenteuer bestehen. Die Hamburger Sparkasse hat ihr vor zehn Jahren geschaffenes Maskottchen Manni, die Maus, in die digitale Welt transformiert. Manni soll Kinder zum Sparen anregen. Seine Abenteuer können jetzt mit einer App auf dem Smartphone oder dem Tablet gespielt werden. In der Bankenwelt ist das eine Pioniertat.

Die Konkurrenz aus dem Sparkassen-Lager setzt noch auf gedruckte Comics, und viele Institute halten sich bei kinderspezifischen Werbefiguren eher ganz zurück. Dagegen hat Deutschlands größte Sparkasse einen nach eigenen Angaben fünfstelligen Betrag in die App investiert, die inzwischen über 5000-mal heruntergeladen wurde. Tendenz steigend.

Eine App funktioniert teilweise besser als ein Plüschtier

„Mit der Maus haben wir einen Werbeträger, den die Kinder automatisch mit dem Namen Haspa verbinden“, sagt Florian Scheuplein, Onlinespezialist der Marken- und Vertriebskommunikation bei der Haspa. „Nach Manni-Abenteuern in gedruckter Form und als Hörspiel sowie als Plüschfigur ging es uns um eine zeitgemäße Weiterentwicklung, denn die Kinder werden mit den neuen Medien groß.“ Der Anteil der Sechs- bis 13-Jährigen mit Computererfahrung liegt bei 82 Prozent, geht aus der aktuellen Kids-Verbraucheranalyse hervor. 48 Prozent nutzen Smartphones und Tablets – eigene Geräte oder die der Eltern.

Die Haspa will mit der App die Bindung an das Maskottchen verlängern. Denn schon mit dem Schulbeginn verändert sich das Interesse und die Einstellung der Kinder. „Sie identifizieren sich zwar noch mit Manni, bekennen sich aber nicht mehr so gern zur Plüschmaus“, sagt Scheuplein. Eine App ist dann das bessere Instrument.

„Wir wollen die beste und persönlichste Multikanalbank in der Metropolregion Hamburg werden, also immer gut erreichbar sein – über die Filiale, PC oder Smartphone“, sagt Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa. „Da lag es nahe, eine App zu entwickeln, die Kindern das Spielen mit unserem Maskottchen Manni in der digitalen Welt ermöglicht.“

Sparen und Ehrlichkeit sollen belohnt werden

Entwickelt wurde das Programm vom Hamburger Verlag Hoffmann und Campe. „Wir haben uns beliebte Spielformate angesehen und eine Geschichte entwickelt, die natürlich in Verbindung zum Geld steht“, sagt Christian Breid, Geschäftsführer Digital im Bereich Corpoarate Publishing bei Hoffmann und Campe. So verfolgt die Maus in dem Spiel Tresorknacker, muss über Hindernisse springen und sammelt Geldmünzen ein, die die Räuber verlieren. Wenn Manni das Geld zur Haspa bringt, bekommt er Finderlohn in Form von Stickern. „So sollen die Kinder erfahren, dass sich Ehrlichkeit und Sparen lohnen“, sagt Scheuplein.

In der realen Haspa-Bankenwelt steht Manni für das sogenannte Mäusekonto, ein Sparbuch für Kinder bis 14 Jahre, auf dem die ersten 500 Euro mit drei Prozent verzinst werden. „Mit 110.000 Kunden ist es sehr erfolgreich“, sagt Scheuplein.

Hamburger Banken locken mit hohen Zinsen

Bei der Hamburger Volksbank gibt es dagegen sogar vier Prozent Zinsen bis 500 Euro und das bis zum Ende der Ausbildung. Bei der Genossenschaftsbank wirbt Richy Reichhörnchen um die jungen Kunden. Es führt allerdings im Moment eher ein Schattendasein als Schlüsselanhänger. „Wir haben keine Pläne für eine digitale Transformation der Figur“, sagt Heidi Melis, Sprecherin der Hamburger Volksbank. „Wir sind sehr zurückhaltend, was die direkte Ansprache der sehr jungen Kunden betrifft.“ Das kann daran liegen, dass in der Niedrigzinsphase die Banken bei solchen Kinderkonten draufzahlen.

Die Sparda-Bank Hamburg kommt ganz ohne kinderspezifische Werbe­figur aus. Die Verzinsung liegt bei 0,25 Prozent bis 1500 Euro. Da schneidet die Commerzbank mit 0,55 Prozent Zinsen (bis 10.000 Euro) für Fünf- bis Neunjährige besser ab. Bei der PSD Bank Nord arbeitet man gerade an einem neuen Werbeauftritt. Der soll dann auch spezielle Elemente für Kinder enthalten. „Wir denken dabei auch an eine digitale Erlebbarkeit“, sagt Banksprecher Frank Neitzel.

Trotz Imagewerbung verzichtet die Haspa auf direkte Verknüpfung

„Kinder erwarten Spaß, eine klare und direkte Ansprache und ein hohes Maß an Interaktion“, sagt Christian Breid. „Bei den Tests mit Kindern haben wir gemerkt, dass Hinweise zur Bedienung der App eher störend sind. Die Kinder erfassen das alles intuitiv.“ Für abwechslungsreiche Abenteuer sorgen in der Manni-App wechselnde Stadtteile wie St. Pauli, das Schanzenviertel oder die HafenCity, in denen die Maus auf Räuberjagd geht. Die Bindung an die jeweiligen Filialen wird mit virtuellen, einlösbaren Stickern erreicht, die man erspielen kann und die dann in ein Heft eingeklebt werden können. „Die Kinder unterscheiden nicht zwischen Online- und Offline-Welt“, sagt Scheuplein. „Beides macht ihnen Spaß.“

Zwar führen die digitalen Abenteuer in die Filiale, aber Scheuplein sagt: „Auch wenn die App ein Instrument der Imagewerbung und Kundenbindung ist, wird ganz bewusst auf Verknüpfungen zu Haspa-Seiten verzichtet.“ Es gebe weder Produktwerbung, noch seien Kontozugriffe möglich. „Auch beim Abholen von Stickern in den Filialen werden keine Kontaktdaten festgehalten – weder von den Kindern noch von den Eltern“, sagt Scheuplein. In der App gibt es lediglich Tipps für die Eltern, wie Kinder mit Neuen Medien umgehen sollten.

Die meisten Sparkassen setzen bei der Gewinnung von jungen Kunden auf das alle zwei Monate erscheinende gedruckte Magazin Knax, das es bereits seit mehr als 40 Jahren gibt. Noch kommt diese konventionelle Form an, auch wenn die Auflage des Magazins (650.000 Exemplare) in den letzten drei Jahren um knapp 20 Prozent gesunken ist. Immerhin nutzen 72 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen solche Magazine. Das einstige reine Comic-heft mit Figuren wie dem erfinderischen Schmied Ambros oder den beiden neugierigen und abenteuerlustigen Kids Dodo und Didi wurde um Gewinnspiele und Basteltipps erweitert, und auch in das Internet hat es die Knax-Welt inzwischen geschafft.

„Das hat den Vorteil, dass die Sparkassen dort auch für individuelle Aktionen in ihren Instituten werben können“, sagt Jennifer Trautmann vom Deutschen Sparkassenverlag. So lockt die Sparkasse Harburg-Buxtehude, die für das Kinderkonto noch 2,5 Prozent Zinsen (bis 500 Euro) bietet, die Kinder in die Filiale, um Fehler auf einem gefälschten Bild zu finden. Eine App sei aber nicht geplant, und eigene Entwicklungen könnten nur die wenigsten Sparkassen stemmen, sagt Trautmann. Die Manni-App der Haspa kann schnell mit immer neuen Abenteuern aufgerüstet werden. Das erste Update ist bereits eingeplant. Dort werden die Abenteuer von Manni in eine winterliche Umgebung verlegt – und auch der Nikolaus taucht auf.