Hamburg. Busse ersetzen in dieser Zeit die Züge. Barrierefreier Umbau an Stationen Jungfernstieg und Landungsbrücken bereitet Probleme.

Die Fahrgäste der Linie U 1 müssen sich im kommenden Jahr im Zuge von aufwendigen Brückenbauarbeiten und dem barrierefreien Ausbau von vier Stationen auf eine mehr als dreimonatige Streckensperrung in beiden Richtungen zwischen den Haltestellen Volksdorf und Großhansdorf einstellen. Die Baumaßnahmen sind vom 2. Juli bis zum 20. Oktober 2016 geplant, in diesem Zeitraum wird ein Busersatzverkehr eingerichtet. Geplant ist, die U-Bahnhöfe Buchenkamp, Ahrensburg West, Ahrensburg Ost und Schmalenbeck mit Fahrstühlen, Orientierungshilfen und einer Bahnsteigerhöhung auszustatten und damit behindertengerecht zu machen.

Die Arbeiten sind Teil eines umfangreichen Programms: Bis 2022 werden bis auf wenige Ausnahmen alle 91 Haltestellen behindertengerecht umgebaut. Zur Zeit sind es nur 56. Im Jahre 2011 waren es noch 37.

In der ersten Phase des Ausbauprogramms wurden seit 2012 insgesamt 21 Haltestellen umgestaltet, wobei die Bauarbeiten am Stephansplatz und Klosterstern erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein werden. Damit steigt die Zahl barrierefreier U-Bahnhöfe in Hamburg auf 58. Die Investitionen betragen rund 40 Millionen Euro.

Im kommenden Jahr beginnt die zweite Phase: Weitere 30 Haltestellen sollen barrierefrei ausgebaut werden. Für sämtliche Umbaumaßnahmen in der Phase 2 sind Ausgaben von bis zu 180 Millionen Euro vorgesehen. „Zu Beginn des kommenden Jahrzehnts soll dann das komplette Hamburger U-Bahn-Netz barrierefrei sein. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Inklusion voran zu bringen“, sagte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD).

Von diesem Donnerstag an sind die Umbauarbeiten an der Haltestelle Rauhes Haus beendet, die täglich von 20.000 Fahrgästen genutzt wird. Die Hochbahn investierte in die Baumaßnahme, hier sind zwei Aufzüge eingebaut worden, insgesamt 1,9 Millionen Euro.

CDU will zügigen Umbau der Landungsbrücken

Die Opposition drückt auf das Tempo: „Die Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr ist sehr wichtig, denn es schenkt behinderten Menschen ein großes Stück mehr Flexibilität“, sagt CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering. Der Politiker kritisiert allerdings: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum so wichtige Haltestellen wie die Landungsbrücken und der Jungfernstieg nicht oberste Priorität hatten und bis heute kein konkreter Termin für den barrierefreien Umbau feststeht.“ In der Tat kann sich die Hochbahn weder für die Landungsbrücken noch für den Jungfernstieg auf einen Baustart festlegen.

Als Zeitraum ist lediglich vage vom „Beginn des kommenden Jahrzehnts“ die Rede. Aufgrund ihrer baulichen Gegebenheiten seien die Planungen komplex und die Abstimmungsprozesse langwierig, heißt es weiter. Besondere Schwierigkeiten gibt es bei der Haltestelle Sternschanze. Hier steht noch nicht einmal fest, ob überhaupt ein Umbau erfolgen wird.

Wenn, dann rechnet das Verkehrsunternehmen mit Kosten von rund 25 Millionen Euro. Zum Vergleich: In der ersten Phase des Ausbauprogramms war Wandsbek-Gartenstadt mit Kosten von rund fünf Millionen Euro die teuerste Haltestelle.

Zu den Problemen am U-Bahnhof Sternschanze sagte Hochbahn-Vorstand Jens-Günter Lang: „Wir haben auch hier durch die Kurvenlage sehr enge Radien, dadurch eine besonders schwierige Ausgangssituation und deshalb heute noch nicht alle Antworten.“ Lang verspricht: „Wir arbeiten an einer Lösung.“

Welche Herausforderungen der barrierefreie Ausbau allgemein mit sich bringt, beschreibt Hochbahn-Vorstand Lang so: „Der Umbau eines mehr als 100 Jahre alten U-Bahn-Netzes erfordert immer neue Lösungsansätze von unseren Planern und Bauleuten. Denn die Gegebenheiten sind so unterschiedlich, dass wir das Rad oft genug neu erfinden müssen.“ Auch die Haltestellen Sierichstraße und Saarlandstraße werden nicht vor 2022 umgebaut.

Bei S-Bahn mehr als 80 Prozent barrierefrei

Nicht nur die Hochbahn, sondern auch die DB-Tochter S-Bahn setzt auf einen barrierefreien Ausbau: Insgesamt sind auf dem Streckennetz in Hamburg und dem angrenzenden Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein 68 Stationen – das sind mehr als 80 Prozent – behindertengerecht ausgestattet.

Im kommenden Jahr sollen die S-Bahnhöfe Blankenese, Hasselbrook und Landungsbrücken folgen.