Hamburg . Der Anteil der elektrisch betriebenen Behördenfahrzeuge soll auf 50 Prozent steigen. Senat beschließt morgen neuen Klimaplan.

Der rot-grüne Senat will den Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge im städtischen Fuhrpark bis zum Jahr 2020 von jetzt 24 auf 50 Prozent mehr als verdoppeln. In den städtischen Unternehmen soll er im gleichen Zeitraum von jetzt 17 auf 35 Prozent steigen. Zunächst ausgenommen sind jedoch Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und Verfassungsschutz – da E-Autos deren technischen Anforderungen bisher nicht genügen. Die deutliche Stärkung der E-Mobilität in Hamburg ist eines der Ziele, die der Senat im neuen gut 120 Seiten starken Klimaplan festlegt, der am morgigen Dienstag beschlossen werden soll.

Mit dem Klimaplan verfolgt Hamburg einerseits das Ziel, seinen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels zu leisten. Andererseits muss sich die Stadt auch möglichst zügig auf die schon jetzt nicht mehr aufzuhaltenden Veränderungen einstellen. Laut Prognosen des Deutschen Wetterdienstes wird die durchschnittliche Temperatur in Hamburg bis 2050 um 1,2 Grad steigen. Die Zahl der Tage mit Höchsttemperaturen von mehr als 30 Grad wird sich demnach verdoppeln, die Sommer werden trockener, vor allem im Herbst wird es deutlich wärmer sein als heute. Im Winter soll es dafür deutlich mehr Niederschläge geben, und die Experten rechnen zudem mit einem Anstieg der gefährlichen Starkregenfälle.

„Klimaschutz kann nur dann erfolgreich funktionieren, wenn jedes Land, jede Region, jede Stadt die eigene Verantwortung ernst nimmt“, sagte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan dem Abendblatt. „Städte sind einerseits die größten Verursacher des Klimawandels, sie sind andererseits auch am stärksten von ihm betroffen. Der Hamburger Senat hat sich vorgenommen, seine Klimaschutzanstrengungen deutlich zu verstärken. Wir wollen die Anpassung an die Folgen des Klimawandels in allen Bereichen mitdenken.“

So wird etwa die Begrünung von Fassaden und Dächern in Hamburg stärker gefördert, da diese die Innenräume auch bei schlechter Isolierung kühl hält. Um das Grün und die Landschaftsachsen zu erhalten, muss die Stadt künftig zudem Baumarten pflanzen, die dem veränderten Klima an­gepasst sind. „Eine weitere wichtige Anpassung an sich ändernde Klimaverhältnisse ist auch das Projekt ,RegenInfraStrukturAnpassung‘ (RISA)“, so Kerstan. „Dieses soll Antworten liefern auf zunehmenden Starkregen und die Versiegelung von Flächen und Strategien.“ Regenwasser solle soweit möglich vor Ort versickern, verdunsten oder zurückgehalten werden.

Zudem schreibt Hamburg im Klimaplan seine eigenen Beiträge zur Begrenzung des weltweiten Klimawandels fest. So sollen bis 2020 zwei Millionen Tonnen CO2 zusätzlich eingespart werden. Das entspricht laut Umweltbehörde dem durchschnittlichen Jahresausstoß von rund 47.500 Vierpersonenhaushalten in Hamburg. Laut rot-grünem Koalitionsvertrag soll der CO2-Ausstoß bis 2050 um 80 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden. Erreicht werden solle dies etwa durch den klimafreundlichen Umbau von Schulen und Hochschulen, für den laut der bereits vorgestellten Eckpunkte zum Klimaplan rund 20 Millionen Euro veranschlagt werden. Auch die angestrebte Verdopplung des Radverkehrs und der Rückkauf der Energienetze sollen laut Eckpunkten zur Verringerung der Belastungen beitragen. Zugleich wolle man „die Bildungsarbeit zum Thema Klimaschutz deutlich aufwerten, um die junge Generation für aktiven Klimaschutz zu gewinnen“. Konkrete Details zur Planung will Umweltsenator Kerstan am Dienstag vorstellen.

Naturschützer fordern einen großen Schritt nach vorne. „Der Klimaplan muss dringend einen Schub bei der CO2-Einsparung bringen“, sagt der Hamburger Geschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Manfred Braasch. „Hamburg ist derzeit weit davon entfernt, die Einsparziele bis 2020 zu schaffen. Sollte erneut nur eine Mischung aus freiwilligen Vereinbarungen, zu wenig Geld und ein Hoch auf die Elektromobilität herauskommen, wäre dies ein Armutszeugnis erster Güte.“ Hamburg brauche einen „ordnungspolitischen Ansatz für die energetische Sanierung des Wohnungsbestands – hier ist ein großes Potenzial an Einsparung vorhanden“. Mehrere Hunderttausende Hamburger Wohnungen seien zu schlecht gedämmt. Außerdem müsse der Senat das Thema Verkehr in Angriff nehmen, „denn hier gehen die CO2-Emissionen nicht runter“, so Braasch. „Die Stadt ist immer noch deutlich zu autozentriert.“ Das Setzen auf E-Mobilität bringe nur wenig. Selbst wenn die Anzahl von derzeit 2000 Fahrzeugen auf 20.000 verzehnfacht werde, hätte dies bei rund 750.000 Pkw in Hamburg kaum einen Effekt auf die Klimabilanz , so Braasch.

Die Umrüstung von ein paar Hundert städtischen Fahrzeugen dürfte da wohl auch in erster Linie eine symbolische Wirkung haben. Genauso wie der Umstieg des Umweltsenators auf ein neues Auto. Da der Leasingvertrag des von seiner Vorgängerin bestellten Dienstwagens in diesen Tagen ausläuft, lasse sich Kerstan schon bald in einem C-Klasse-Mercedes mit Plug-in-Hybrid fahren, heißt es aus der Behörde. Innerhalb der Stadt könne er dann viele Strecken mit E-Antrieb zurücklegen.