Hamburg. Bisher ist E-Mobilität noch kein Erfolgsmodell in Hamburg. Das will der Senat ändern und erteilt jetzt neue Kennzeichen für E-Autos.
Elektro-Fahrzeuge können in Hamburg vom 1. November 2015 an kostenlos parken und an Ladesäulen im Straßenraum bevorrechtigt halten. Damit macht Hamburg nach Angaben von Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) als erstes Bundesland von den Möglichkeiten der im Sommer veränderten Bundesgesetze Gebrauch.
Um die Vorteile zu gewähren, werden für elektrisch betriebene Fahrzeuge und sogenannte Plug-In-Hybride jetzt neue Auto-Kennzeichen erteilt. Diese tragen am Ende, hinter der Nummer, ein "E". Eine mögliche Autonummer eines Hamburger Elektrofahrzeugs könnte als zum Beispiel "HH-HH 505E" lauten. Wer die Vorteile nutzen will, muss sich bei den Zulassungsstellen bis spätestens März 2016 ein solches Kennzeichen besorgt haben. Bis dahin können ersatzweise behördliche Bestätigungs-Schreiben beim Parken unter die Windschutzscheiben gelegt werden, um von den Parkgebühren auf städtischen Plätzen ausgenommen zu werden. Wer ein Elektroauto fahre, müsse sich in Hamburg nie wieder mit Parkgebühren herumschlagen, sagte Peter Lindlahr von der Projektleitstelle Elektromobilität (hySOLUTIONS) am Dienstag im Rathaus.
„Hamburg treibt das Thema Elektromobilität erfolgreich voran und setzt für die wichtigsten Herausforderungen der Elektromobilität praktikable Lösungen um“, so Verkehrssenator Horch. „Die konsequente Ausweitung von Lademöglichkeiten auf Hamburgs Straßen, die Installation von Schnellladesäulen, der vereinfachte nutzerfreundliche Zugang zu Ladesäulen über Smartphone, die jetzt erhöhte Rechtssicherheit beim innerstädtischen Laden sowie der Anreiz des kostenloses Parkens im gesamten Stadtgebiet schaffen eine Umgebung, in der sich Elektromobilität in Hamburg positiv entwickeln wird.“ Damit setze die Stadt ein Zeichen für eine saubere Umwelt und die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt.
Elektroautos in Hamburg bislang nur wenig beliebt
„Wir haben viele wichtige Voraussetzungen geschaffen, um die Elektromobilität noch attraktiver zu machen. Neben einer Vielzahl neuer zusätzlicher Standorte sind nach entsprechender Umrüstung nun auch die Bezahl- und Ladevorgänge an den bisherigen Stationen noch bequemer und allen Nutzern von E-Fahrzeugen zugänglich“, sagte Christian Heine, kaufmännischer Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH. „Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Einführung eines neuen Bezahl-Services, des Direct-Pay-Systems an allen städtischen Ladesäulen. Steigende Nutzerzahlen an den bereits mit dieser Technologie ausgestatteten Ladestationen zeigen, dass das Angebot dem Bedarf der Fahrer von E-Fahrzeugen entspricht. Der freie Zugang für Elektromobilitätsanbieter an unsere zentrale IT-Plattform wird sehr erfolgreich genutzt. Damit kann ein großer Kundenstamm problemlos versorgt werden. Hamburg kann sich sehen lassen.“
Bisher ist das Elektroauto allerdings auch in Hamburg alles andere als ein Renner. Von mehr als 850.000 in der Stadt angemeldeten Fahrzeugen sind gerade einmal 1550 Elektrofahrzeuge. Horch räumte ein, dass die derzeit niedrigen Dieselpreise nicht nur dem Umstieg auf Elektrofahrzeuge, sondern zuletzt auch Hochbahn und HVV zu schaffen machten. Dort seien die Zuwachsraten bei den Passagieren zuletzt unter ein Prozent gesunken. Autofahren sei derzeit günstig und die Menschen guckten eben auch auf die Kosten, so Horch.
Naturschützer sind mit den Bemühungen des Senats in Sachen E-Mobilität denn auch nicht wirklich zufrieden. „Der Senat hinkt bei der Anzahl von Elektrofahrzeugen wie beim Landstrom für Schiffe ständig seinen eigenen Zielvorgaben hinterher“, sagte der Hamburger Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Manfred Braasch. „Eigentlich sollten es bis Ende diesen Jahres 5000 Fahrzeuge sein – nicht mal die Hälfte fährt tatsächlich.“
Die Wirtschaftsbehörde versuche „mit immer neuen Ankündigungen, was man alles an Innovationen auf den Weg bringt, von den massiven Problemen mit Lärm und Luftschadstoffen abzulenken“. Auch ein paar tausend Elektrofahrzeuge hülfen den Betroffenen wenig. Es sei zudem „absurd, dass die kostenlosen Stellplätze auch von Plug-In-Hybrid-SUV kostenlos genutzt werden können, die einen enormen Real-Verbrauch haben", so Braasch. „Kostenlos Parken für ein Auto, das mehr als zehn Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Schöne neue Welt.“