Hamburg . 61 Prozent kritisieren die Bundesregierung. Ablehnung in Mecklenburg-Vorpommern ist am höchsten. Hamburger sorgen sich um Wohnungsnot.
Mit der Asyl- und Flüchtlingspolitik der Bundesregierung sind in den fünf norddeutschen Bundesländern 61 Prozent der Wahlberechtigten weniger oder gar nicht zufrieden. Dies geht aus einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage von infratest dimap für den Norddeutschen Rundfunk (NDR) hervor. Befragt wurden 1004 wahlberechtigte Norddeutsche in Hamburg, Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.
Rund ein Drittel (36 Prozent) der Befragten äußerten sich zufrieden mit der Politik der Bundesregierung. Etwa die Hälfte der CDU-Anhänger (49 Prozent) beziehungsweise. SPD-Anhänger (46 Prozent) im Norden äußert sich eher positiv, ebenso viele aber finden zu einem negativen Urteil. Deutliche Ablehnung kommt aus den Reihen der AfD (99 Prozent) und von den norddeutschen Wahlberechtigten, die aktuell für keine Partei stimmen würden (86 Prozent).
Regionale Unterschiede in der Haltung
Vier von zehn Norddeutschen (41 Prozent) zeigen sich beunruhigt über die Zahl der Flüchtlinge, sechs von zehn (58 Prozent) dagegen nicht. Auch überwiegt bei 61 Prozent der wahlberechtigten Norddeutschen die Ansicht, dass Flüchtlinge auf dem deutschen Arbeitsmarkt gebraucht werden. Als Bereicherung für das Leben in Deutschland empfindet mehr als jeder zweite Norddeutsche (52 Prozent) die Flüchtlinge, so die Umfrage.
In der Haltung zu den Flüchtlingen wird im Norden eine deutliche regionale wie auch soziale Spaltung deutlich: In Mecklenburg-Vorpommern stehen die Wahlberechtigten den Flüchtlingen deutlich distanzierter gegenüber als in den anderen vier Bundesländern. Auch sind Wahlberechtigte mit niedrigem Bildungsabschluss gegenüber Flüchtlingen negativer eingestellt als Norddeutsche mit höherem Bildungsniveau.
Sehr unterschiedlich sind auch die Integrationserwartungen im Norden: Rund die Hälfte (47 Prozent) rechnet damit, dass sich die Flüchtlinge der Lebensweise und den Regeln in Deutschland anpassen werden, ebenso viele (46 Prozent) bezweifeln dies, hieß es.
Sorge um Islam-Einfluss
Bei den Zuwanderungsfolgen dominiert im Norden mit 63 Prozent vor allem die Sorge vor Haushaltsrisiken. Etwa jeder Zweite sorgt sich zudem vor größer werdender Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt (51 Prozent) und einem zu stark werdenden Islam in Deutschland (50 Prozent). Mit wachsenden Straftaten rechnen vier von zehn Norddeutschen (40 Prozent).
Auch in diesem Punkt variieren die Sorgen zwischen den fünf norddeutschen Bundesländern deutlich. Während eine steigende öffentliche Verschuldung die Schleswig-Holsteiner (61 Prozent), Niedersachsen (67 Prozent) und Bremer (56 Prozent) am meisten bewegt, sorgen sich 61 Prozent der Hamburger um die größere Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt. Die Bürger in Mecklenburg-Vorpommern wiederum fürchten am ehesten einen zu starken Einfluss des Islams in Deutschland (68 Prozent).
Anlass für die Umfrage ist die Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des NDR zugunsten der Flüchtlingshilfe des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Die Umfrage ist Teil der Dokumentation „Die Flüchtlinge. Wie verändern sie den Norden“ am Montag (7. Dezember, 21 Uhr, im NDR Fernsehen).