Hamburg . Übernachtungszahlen seit 2001 verdreifacht. Besucher nutzen Adventszeit für Städtetrip. Budenzauber wird konsequent vermarktet.
Wenn sich zum Ende des Jahres plötzlich die Anfragen von Freunden und Familie häufen, die im Dezember gern mal zu Besuch kommen möchten, weiß der routinierte Hamburger, was zu tun ist. Nicht Michel und Hafen wollen die Gäste sehen. Es sind vor allem die Weihnachtsmärkte, die Menschen aus dem In- und Ausland – wahlweise bei Nieselsprühregen oder Schneematsch – in die Stadt locken. Und die Adventstouristen sind in den vergangenen Jahren immer zahlreicher geworden.
Tourismuschef Dietrich von Albedyll spricht davon, dass Hamburg innerhalb Europas inzwischen zur „Weihnachtshauptstadt des Nordens“ geworden ist. Mehr als zwölf Millionen Tages- und Übernachtungsgäste kommen im Dezember in die Elbmetropole. Der letzte Monat des Jahres gehört mittlerweile zu den besucherstärksten des Jahres.
Die schönsten Weihnachtsmärkte im Norden
„Das weihnachtliche Hamburg zählt zu den eindeutigen Highlights im touristischen Kalender der Stadt. Rund zehn Prozent mehr Übernachtungen im vergangenen Dezember – aus dem Ausland sogar fast 15 Prozent – und rund sechs Millionen Besucher auf den Weihnachtsmärkten belegen die wachsende Anziehungskraft Hamburgs gerade im Advent“, sagt Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).
Übernachtungszahlen seit 2001 verdreifach
Seit 2001 haben sich die Übernachtungszahlen von 322.000 auf 900.000 im Dezember 2014 nahezu verdreifacht. Für den Deutschen Hotel- und Gaststätttenverband Hamburg (Dehoga) zählt der Dezember inzwischen zu den wichtigsten Monaten des Jahres. Das war nicht immer so. Der ganz große Weihnachtstourismus kam laut einer Dehoga-Sprecherin erst mit der Errichtung des Historischen Weihnachtsmarkts auf dem Rathausmarkt vor 15 Jahren. Inzwischen zieht er jährlich drei Millionen Besucher an.
Von Jahr zu Jahr putzt sich Hamburg mehr heraus. Besonders in der Innenstadt ist die Budendichte inzwischen enorm. Zwischen Hauptbahnhof und Fleetinsel gibt es kaum noch Flecken, an denen kein Glühwein verkauft wird. Dabei hat jeder Markt seine eigene Atmosphäre, eher gemütlich auf dem Gänsemarkt, gestylt am Jungfernstieg. Erstmals gibt es auch einen kleinen feinen Markt mit kulinarisch anspruchsvollen Angeboten in den Colonnaden. Mit den jüngsten Besucherzahlen auf Weihnachtsmärkten liegt Hamburg sogar vor so traditionsreichen Weihnachtsmetropolen wie München (fünf Millionen) oder Köln (4,9) - nur Berlin hat mehr (8,8). Dazu kommen das Einkaufsangebot in zahlreichen Geschäften, aber auch das attraktive Kulturangebot mit Konzerten, Ausstellungen und Weihnachtsmärchen.
Damit profitiert Hamburg von einem aktuellen Trend. Kurztrips in der Adventszeit werden immer beliebter. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Insa Consulere denken beim Winterurlaub 43 Prozent der Deutschen an einen vorweihnachtlichen Kurztrip mit Weihnachtsmarktbesuchen.
Weihnachtsmärkte trotz Terrorgefahr stark besucht
Dehoga-Sprecherin Heide Mombächer ist aber auch stolz auf das internationale Publikum. „Wir haben Stammgäste aus den USA, aus Australien, Japan und überhaupt aus ganz Europa.“ Auch Pressevertreter aus der ganzen Welt interessierten sich für die Weihnachtsmarkttradition im Norden. Erst kürzlich war ein Kamerateam aus Japan da, für Anfang Dezember haben sich Medienvertreter aus Spanien, Österreich und der Schweiz angekündigt. Mombächer glaubt, dass insbesondere Details überzeugen, wie zum Beispiel die historische Buden und Karussells vor dem Rathaus.
Das Bild des romantischen Budenzaubers wird seit mehr als zehn Jahren konsequent vermarktet. „Wir werben mit Onlinekampagnen, Plakataktionen und attraktiven Reisepaketen“, sagt Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll. Die größten Gruppen unter den ausländischen Gästen sind die Dänen (20.238), gefolgt von Briten (11.546) und Schweizern (8035). „Dem Einzelhandel in der Innenstadt bringt das Weihnachtsgeschäft einen zusätzlichen Umsatz von 310 Millionen Euro“, sagt Citymanagerin Brigitte Engler. Die Händler bereiteten sich mit mehr Personal und längeren Öffnungszeiten auf den Ansturm vor. Allein in Dekoration und Beleuchtung, wie etwa den neuen Sternenhimmel im Passagenviertel oder die zusätzliche Illumination der Spitalerstraße, hätten die Gewerbetreibenden rund 700.000 Euro investiert.
Anders als in anderen Regionen sind Ängste vor Terrorgefahr auf den Hamburger Weihnachtsmärkten bislang kaum ein Thema. Allerdings gebe es verstärkt Anfragen von Besuchern, heißt es bei Hamburg Tourismus. „Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber wir haben keine Anzeichen, dass Weihnachtsmärkte Ziel von Angriffen sein könnten“, so von Albedyll. Für diese Saison strebt er Zahlen wie im Vorjahr an – „ein Plus von fünf Prozent wäre wünschenswert“.