Hamburg . Übernachtungszahlen seit 2001 verdreifacht. Besucher nutzen Adventszeit für Städtetrip. Budenzauber wird konsequent vermarktet.

Wenn sich zum Ende des Jahres plötzlich die Anfragen von Freunden und Familie häufen, die im Dezember gern mal zu Besuch kommen möchten, weiß der routinierte Hamburger, was zu tun ist. Nicht Michel und Hafen wollen die Gäste sehen. Es sind vor allem die Weihnachtsmärkte, die Menschen aus dem In- und Ausland – wahlweise bei Nieselsprühregen oder Schneematsch – in die Stadt locken. Und die Adventstouristen sind in den vergangenen Jahren immer zahlreicher geworden.

Tourismuschef Dietrich von Albedyll spricht davon, dass Hamburg innerhalb Europas inzwischen zur „Weihnachtshauptstadt des Nordens“ geworden ist. Mehr als zwölf Millionen Tages- und Übernachtungsgäste kommen im Dezember in die Elbmetropole. Der letzte Monat des Jahres gehört mittlerweile zu den besucherstärksten des Jahres.

Die schönsten Weihnachtsmärkte im Norden

Der Historische Weihnachtsmarkt auf dem Hamburger Rathausmarkt erstrahlt in stimmungsvollem Licht
Der Historische Weihnachtsmarkt auf dem Hamburger Rathausmarkt erstrahlt in stimmungsvollem Licht © picture alliance | dpa Picture-Alliance / CHROMORANGE / Bodo von Ulmenstei
90 Aussteller gestalten den Historischen Weihnachtsmarkt vor der imposanten Rathauskulisse
90 Aussteller gestalten den Historischen Weihnachtsmarkt vor der imposanten Rathauskulisse © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Bodo Marks
Russische Schachtelpuppen, Matroschkas, an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt
Russische Schachtelpuppen, Matroschkas, an einem Stand auf dem Weihnachtsmarkt am Rathausmarkt © dpa | Axel Heimken
Der tägliche Höhepunkt: Santa Claus gleitet mit seinem Schlitten in luftiger Höhe über die staunenden Kinderaugen hinweg (16, 18 und 20 Uhr)
Der tägliche Höhepunkt: Santa Claus gleitet mit seinem Schlitten in luftiger Höhe über die staunenden Kinderaugen hinweg (16, 18 und 20 Uhr) © dpa | Axel Heimken
Auch klassische Schneekugeln dürfen nicht fehlen
Auch klassische Schneekugeln dürfen nicht fehlen © dpa | Daniel Bockwoldt
Bis 23. Dezember hat der Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus täglich von 11 bis 21 Uhr, freitags und sonnabends bis 22 Uhr geöffnet
Bis 23. Dezember hat der Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus täglich von 11 bis 21 Uhr, freitags und sonnabends bis 22 Uhr geöffnet © dpa-tmn | Bodo Marks
Hamburgs „frivolster Weihnachtsmarkt“: Santa Pauli auf der Reeperbahn feiert in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag
Hamburgs „frivolster Weihnachtsmarkt“: Santa Pauli auf der Reeperbahn feiert in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag © dpa | Axel Heimken
Hinweisschilder weisen auf dem Santa Pauli Weihnachtsmarkt auf die Attraktionen „Strip-Zelt“ und „Show-Bühne“ hin
Hinweisschilder weisen auf dem Santa Pauli Weihnachtsmarkt auf die Attraktionen „Strip-Zelt“ und „Show-Bühne“ hin © dpa | Axel Heimken
Vor der Kulisse der Tanzenden Türme ist der erotische Kiez-Weihnachtsmarkt noch bis 23. Dezember für Besucher geöffnet
Vor der Kulisse der Tanzenden Türme ist der erotische Kiez-Weihnachtsmarkt noch bis 23. Dezember für Besucher geöffnet © dpa | Axel Heimken
Santa Pauli nennt sich auch „Hamburgs geilster Weihnachtsmarkt“
Santa Pauli nennt sich auch „Hamburgs geilster Weihnachtsmarkt“ © dpa | Angelika Warmuth
Der Stand einer Sex-Drogerie auf dem Santa Pauli Weihnachtsmarkt
Der Stand einer Sex-Drogerie auf dem Santa Pauli Weihnachtsmarkt © dpa | Axel Heimken
In Lüneburg können Besucher auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus unter anderem Schmuck, Holzspielzeug und Lüneburger Salzlampen kaufen. Der Weihnachtsmarkt ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet (So ab 11 Uhr)
In Lüneburg können Besucher auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus unter anderem Schmuck, Holzspielzeug und Lüneburger Salzlampen kaufen. Der Weihnachtsmarkt ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet (So ab 11 Uhr) © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Philipp Schulze
Die Lübecker wissen, wie man Weihnachten feiert: Schließlich ist der erste Weihnachtsmarkt bereits im Jahr 1648 urkundlich belegt
Die Lübecker wissen, wie man Weihnachten feiert: Schließlich ist der erste Weihnachtsmarkt bereits im Jahr 1648 urkundlich belegt © Olaf Malzahn | Olaf Malzahn
Der Weihnachtsmarkt rund um das Lübecker Rathaus bis zum 30. Dezember geöffnet
Der Weihnachtsmarkt rund um das Lübecker Rathaus bis zum 30. Dezember geöffnet © LTM - S-E Arndt | Sven-Erik Arndt
Blick auf den Weihnachtsmarkt in Wernigerode im Harz: Umgeben von Fachwerkhäusern zählt der Markt zu den schönsten der Region
Blick auf den Weihnachtsmarkt in Wernigerode im Harz: Umgeben von Fachwerkhäusern zählt der Markt zu den schönsten der Region © ZB | Matthias Bein
Der Weihnachtsmarkt in Wernigerode wird jährlich von vielen Hunderttausend Gästen besucht
Der Weihnachtsmarkt in Wernigerode wird jährlich von vielen Hunderttausend Gästen besucht © ZB | Matthias Bein
Enno Freiherr von Ruffin veranstaltet auf dem Gut Basthorst seinen ländlich geprägten Markt mit rund 300 Ausstellern. Vom Hamburger ZOB bringt ein Weihnachtsmarkt-Shuttle die Besucher freitags bis sonntags stündlich (ab 10.15 Uhr) ein Weihnachtsmarkt-Shuttle die Besucher direkt zu dem Markt mit einer originalen Tiroler Almhütte
Enno Freiherr von Ruffin veranstaltet auf dem Gut Basthorst seinen ländlich geprägten Markt mit rund 300 Ausstellern. Vom Hamburger ZOB bringt ein Weihnachtsmarkt-Shuttle die Besucher freitags bis sonntags stündlich (ab 10.15 Uhr) ein Weihnachtsmarkt-Shuttle die Besucher direkt zu dem Markt mit einer originalen Tiroler Almhütte © Gutsverwaltung Basthorst | Gutsverwaltung Basthorst
Eine Verkäuferin posiert neben einem Modell des Hamburger Rathauses, das sie auf dem Historischen Weihnachtsmarkt zum Verkauf anbietet
Eine Verkäuferin posiert neben einem Modell des Hamburger Rathauses, das sie auf dem Historischen Weihnachtsmarkt zum Verkauf anbietet © dpa | Axel Heimken
Am Hamburger Jungfernstieg findet der „Winterzauber“ statt
Am Hamburger Jungfernstieg findet der „Winterzauber“ statt © picture alliance / Bildagentur-o | dpa Picture-Alliance / C.Ohde/Bildagentur-online
Der Weihnachtsmarkt in der Spitalerstraße in Hamburg
Der Weihnachtsmarkt in der Spitalerstraße in Hamburg © picture alliance / Bildagentur-o | dpa Picture-Alliance / C.Ohde/Bildagentur-online
Flensburg erwartet auch in diesem Jahr wieder rund 100.000 Weihnachtsmarktbesucher
Flensburg erwartet auch in diesem Jahr wieder rund 100.000 Weihnachtsmarktbesucher © Flensburg Tourismus | Flensburg Tourismus
Bis Silvester gibt es in der Fördestadt etwa heimischen Rum, holländische Poffertjes, Felle oder Lederwaren zu kaufen
Bis Silvester gibt es in der Fördestadt etwa heimischen Rum, holländische Poffertjes, Felle oder Lederwaren zu kaufen © Flensburg Tourismus | Flensburg Tourismus
Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist der größte Norddeutschlands
Der Rostocker Weihnachtsmarkt ist der größte Norddeutschlands © ZB | Bernd Wüstneck
Hier gibt es die angeblich größte Weihnachtspyramide der Welt (Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde) zu sehen
Hier gibt es die angeblich größte Weihnachtspyramide der Welt (Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde) zu sehen © ZB | Bernd Wüstneck
Auch in Bremen ist es weihnachtlich
Auch in Bremen ist es weihnachtlich © dpa | Carmen Jaspersen
Die beiden Türme des St.-Petri-Doms in Bremen erstrahlen in Blau
Die beiden Türme des St.-Petri-Doms in Bremen erstrahlen in Blau © dpa | Ingo Wagner
Weihnachtliche Stadtkulisse: Die Alstertanne auf der Hamburger Binnenalster
Weihnachtliche Stadtkulisse: Die Alstertanne auf der Hamburger Binnenalster © picture alliance / blickwinkel/M | dpa Picture-Alliance / McPHOTO
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„Das weihnachtliche Hamburg zählt zu den eindeutigen Highlights im touristischen Kalender der Stadt. Rund zehn Prozent mehr Übernachtungen im vergangenen Dezember – aus dem Ausland sogar fast 15 Prozent – und rund sechs Millionen Besucher auf den Weihnachtsmärkten belegen die wachsende Anziehungskraft Hamburgs gerade im Advent“, sagt Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos).

Übernachtungszahlen seit 2001 verdreifach

Seit 2001 haben sich die Übernachtungszahlen von 322.000 auf 900.000 im Dezember 2014 nahezu verdreifacht. Für den Deutschen Hotel- und Gaststätttenverband Hamburg (Dehoga) zählt der Dezember inzwischen zu den wichtigsten Monaten des Jahres. Das war nicht immer so. Der ganz große Weihnachtstourismus kam laut einer Dehoga-Sprecherin erst mit der Errichtung des Historischen Weihnachtsmarkts auf dem Rathausmarkt vor 15 Jahren. Inzwischen zieht er jährlich drei Millionen Besucher an.

Von Jahr zu Jahr putzt sich Hamburg mehr heraus. Besonders in der Innenstadt ist die Budendichte inzwischen enorm. Zwischen Hauptbahnhof und Fleetinsel gibt es kaum noch Flecken, an denen kein Glühwein verkauft wird. Dabei hat jeder Markt seine eigene Atmosphäre, eher gemütlich auf dem Gänsemarkt, gestylt am Jung­fernstieg. Erstmals gibt es auch einen kleinen feinen Markt mit kulinarisch anspruchsvollen Angeboten in den Colonnaden. Mit den jüngsten Besucherzahlen auf Weihnachtsmärkten liegt Hamburg sogar vor so traditions­reichen Weihnachtsmetropolen wie München (fünf Millionen) oder Köln (4,9) - nur Berlin hat mehr (8,8). Dazu kommen das Einkaufsangebot in zahlreichen Geschäften, aber auch das attraktive Kulturangebot mit Konzerten, Ausstellungen und Weihnachtsmärchen.

Damit profitiert Hamburg von einem aktuellen Trend. Kurztrips in der Adventszeit werden immer beliebter. Nach einer am Mittwoch veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Insa Consulere denken beim Winterurlaub 43 Prozent der Deutschen an einen vorweihnachtlichen Kurztrip mit Weihnachtsmarktbesuchen.

Weihnachtsmärkte trotz Terrorgefahr stark besucht

Dehoga-Sprecherin Heide Mom­bächer ist aber auch stolz auf das internationale Publikum. „Wir haben Stammgäste aus den USA, aus Australien, Japan und überhaupt aus ganz Europa.“ Auch Pressevertreter aus der ganzen Welt interessierten sich für die Weihnachtsmarkttradition im Norden. Erst kürzlich war ein Kamerateam aus Japan da, für Anfang Dezember haben sich Medienvertreter aus Spanien, Österreich und der Schweiz angekündigt. Mombächer glaubt, dass insbesondere Details überzeugen, wie zum Beispiel die historische Buden und Karussells vor dem Rathaus.

Das Bild des romantischen Budenzaubers wird seit mehr als zehn Jahren konsequent vermarktet. „Wir werben mit Onlinekampagnen, Plakataktionen und attraktiven Reisepaketen“, sagt Tourismus-Chef Dietrich von Albedyll. Die größten Gruppen unter den ausländischen Gästen sind die Dänen (20.238), gefolgt von Briten (11.546) und Schweizern (8035). „Dem Einzelhandel in der Innenstadt bringt das Weihnachtsgeschäft einen zusätzlichen Umsatz von 310 Millionen Euro“, sagt Citymanagerin Brigitte Engler. Die Händler bereiteten sich mit mehr Personal und längeren Öffnungszeiten auf den Ansturm vor. Allein in Dekoration und Beleuchtung, wie etwa den neuen Sternenhimmel im Passagenviertel oder die zusätzliche Illumination der Spitalerstraße, hätten die Gewerbetreibenden rund 700.000 Euro investiert.

Anders als in anderen Regionen sind Ängste vor Terrorgefahr auf den Hamburger Weihnachtsmärkten bislang kaum ein Thema. Allerdings gebe es verstärkt Anfragen von Besuchern, heißt es bei Hamburg Tourismus. „Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, aber wir haben keine Anzeichen, dass Weihnachtsmärkte Ziel von Angriffen sein könnten“, so von Albedyll. Für diese Saison strebt er Zahlen wie im Vorjahr an – „ein Plus von fünf Prozent wäre wünschenswert“.