Hamburg. Die Zahl der Befürworter steigt. Der Flughafen soll Helmut Schmidts Namen tragen. Doch es gibt auch Gegenvorschläge. Stimmen Sie ab.
Die Idee verbreitete sich in Hamburg wie ein hoch ansteckendes Virus: Der Flughafen Hamburg soll in Helmut Schmidt Airport umbenannt werden. Einen Tag nach dem Tod des Altkanzlers ist die Debatte darüber voll entbrannt. Während die Hamburgerinnen und Hamburger zum Teil stundenlang vor dem Rathaus darauf warten, sich in die Kondolenzliste einzutragen, läuft die Ideensammlung zum Flughafen heiß.
Auch beim Hamburg Airport selbst kommt der Vorstoß gut an. „Das ist durchaus eine charmante Idee“, sagte Sprecherin Stefanie Harder am Dienstag. „Jedoch kann das der Flughafen, beziehungsweise unser Geschäftsführer, nicht entscheiden.“ Das könnte nur ein Gremium der Gesellschafter. Die Anteile liegen zu 51 Prozent bei der Stadt und zu 49 Prozent bei dem privaten Investor AviAlliance.
"Auf einer Stufe mit John F. Kennedy in New York"
Die Hamburger Jusos, Nachwuchsorganisation der SPD, forcieren den Vorschlag. Armita Kazemi, Juso-Landesvorsitzende, sagte, man werde sich dafür stark machen. Martin Heßelbarth, stellvertretender Juso-Landesvorsitzender aus Hamburg-Nord, sagte: „Wir fordern den Senat und die Luftfahrtbehörde auf, den ,Helmut Schmidt Airport Hamburg' zu schaffen. Mit dieser Würdigung der Verdienste Helmut Schmidts auch auf dem internationalen Parkett wäre sein Name für zukünftige Generationen untrennbar mit seiner Heimatstadt Hamburg verbunden." Der Flughafen stehe dann in einer Linie mit dem John-F.-Kennedy-Airport in New York oder Paris-Charles-de-Gaulle.
Das ist sicherlich ein guter Vorschlag“, sagt André Trepoll, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bürgerschaft. „Eine solche Benennung würde die hohe Anerkennung ausdrücken, die Helmut Schmidt gerade in Hamburg genießt.“ Allerdings plädiert Trepoll dafür, so kurz nach dem Tod des früheren Bundeskanzlers erst einmal innezuhalten und dann in Ruhe über den Vorschlag zu diskutieren.
FDP-Chefin Suding dafür, Linke Boeddinghaus skeptisch
In dieselbe Richtung zielt auch grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks. „Wir sind offen für Vorschläge. Dass wir dem Hamburger Ehrenbürger und früheren Kanzler in Hamburg ein würdevolles Andenken bereiten werden, ist klar“, so Tjarks. Darüber, wie dies geschehen könne, solle in Ruhe nachgedacht werden. Der Grünen-Politiker gibt auch zu bedenken, dass bereits zu Schmidts Lebzeiten mit der früheren Bundeswehr-Hochschule eine Universität nach ihm benannt worden sei. „Eine herausragende Bildungsinstitution nach Helmut Schmidt zu benennen, ist ja durchaus schon sehr ehrenvoll“, sagte Tjarks.
Katja Suding, Partei- und Fraktionsvorsitzende der FDP Hamburg, setzt sich ebenfalls dafür ein, den Flughafen nach dem verstorbenen Altkanzler zu benennen: „Ich finde die Idee sehr gut, unseren Flughafen nach Helmut Schmidt zu benennen“, sagte Suding dem Abendblatt. „Das würde auch helfen, die Bekanntheit des Flughafens zu steigern“, sagte Suding und verwies ebenfalls auf New York und Paris.
Sabine Boeddinghaus, Co-Fraktionsvorsitzende der Linkspartei in der Bürgerschaft, sieht den Vorschlag „Helmut-Schmidt-Flughafen“ eher skeptisch. Ihre persönliche Meinung sei, dass Schmidt eine wichtiger Bürger Hamburg und der Zeitgeschichte sei und man über eine Ehrung durchaus nachdenken könne. „Aber ein Flughafen ist dafür nicht der richtige Ort. Ich könnte mir eher eine Straße oder einen Platz vorstellen, zum Beispiel an seinem Wohnort Langenhorn“, sagte Boeddinghaus dem Abendblatt.
Die bislang meistens praktizierte Regel, wonach so eine Umbenennung frühestens zwei Jahre nach dem Tod der betreffenden Persönlichkeit vorgenommen wird, halte sie nicht für zwingend. „Das muss nicht sein. Aber wir sollten keine Schnellschüsse machen, sondern das in Ruhe diskutieren.“
Trauer um Helmut Schmidt
In München heißt der Airport inzwischen Franz Josef Strauß, in Köln/Bonn Konrad Adenauer. Der Hamburger Flughafen äußerte sich schon am Dienstag zum Tod von Schmidt so: „Die Nachricht vom Tod Helmut Schmidts stimmt mich, die Mitglieder des Aufsichtsrats sowie alle Mitarbeiter von Hamburg Airport sehr traurig“, sagte Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung. Als Langenhorner sei Schmidt Nachbar des Flughafens gewesen. Er war über viele Jahre Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats.
Flughafen Hamburg würdigt Helmut Schmidt
In einer Mitteilung des Flughafens hieß es: „Wie kein zweiter Hamburger hat Helmut Schmidt den Flughafen seiner Heimatstadt in den vergangenen knapp 65 Jahren geprägt. Als Leiter des Amtes für Verkehr in der Wirtschaftsbehörde stellte er bereits 1952 die politischen Weichen für die Ansiedelung der Lufthansa Technik am Hamburg Airport. Nur drei Jahre später nahm Lufthansa den Flugbetrieb in Hamburg auf. Helmut Schmidts Weitsicht und seinem Verhandlungsgeschick ist es zu verdanken, dass die Verbindung von Hamburg Airport und Lufthansa seither eine Erfolgsgeschichte ist. Früh erkannte er das Wachstumspotenzial der Luftfahrt.“