Hamburg. Auch eine Studie der Medienanstalt sieht deutlichen Verbesserungsbedarf. Grüne drängen darauf, Informatik zum Pflichtstoff zu machen.
Die FDP hat den rot-grünen Senat wegen der aus ihrer Sicht ungenügenden Förderung der Medienkompetenz an den Hamburger Schulen kritisiert. „Seit 2013 gibt es ein Senatskonzept zur Förderung der Medienkompetenz an Schulen, aber seitdem ist fast nichts passiert, wie so oft in der Schulbehörde unter Senator Rabe“, sagte FDP-Bildungspolitikerin Anna von Treuenfels mit Blick auf die Senatsantwort auf eine von ihr gestellte Kleine Anfrage. „Obwohl Hamburgs Schulen über eine gute IT-Ausstattung etwa mit interaktiven Whiteboards verfügen, liegt die Ausbildung von Medienkompetenz vielfach brach. Dabei handelt es sich um eine Schlüsselqualifikation und eine zentrale Bildungsaufgabe“, so von Treuenfels. Entgegen den Beschlüssen des Senatsprogramms sei die Medienbildung bis heute kein verbindlicher Bestandteil des Lehramtsstudiums oder der Aus- und Weiterbildung von Schulleitungskräften, was auch die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein kritisiert habe.
Die FDP-Politikerin bezieht sich damit auf eine im Sommer erschienene Studie mit dem Titel „Medienbildung – (k)ein Unterrichtsthema“. Darin wird zwar die technische Ausstattung der Hamburger Schulen positiv erwähnt. Allerdings „bleibt die Frage offen, ob die Ausstattung dazu benutzt wird, um neben dem Lernen mit Medien auch Lernen über Medien zu ermöglichen“, so die Autoren. Der Senat habe weder Forderungen des Kultusministerkonferenz-Beschlusses, noch die 2013 selbst aufgestellten Forderungen des Rahmenkonzepts Medienkompetenzförderung ausreichend umgesetzt, in dem „systematische Evaluationen und eine Ermittlung von Best-Practice-Beispielen“ gefordert wurde. Mithin: Die Hamburger Schüler haben zwar relativ gute Technik zur Verfügung, arbeiten damit aber offenbar ohne klares Konzept und die nötigen Erfolgskontrollen. Das sei zwar auch in vielen anderen Bundesländern so, führe aber im internationalen Vergleich dazu, dass „Deutschland insgesamt weiter den Anschluss zu verlieren scheint“. Die FDP kritisiert dabei auch die Grünen. Diese hätten sich vor ihrer Regierungsbeteiligung „noch die Digitalisierung der Schulen auf die Fahnen geschrieben, jetzt herrscht Schweigen im Walde“, so von Treuenfels.
Tatsächlich hatten die Grünen noch 2014 etwa gefordert, Informatik müsse Pflichtstoff werden – wovon zuletzt nicht mehr viel zu hören war. „Wir Grüne schätzen den Stellenwert der Informatik als sehr hoch ein und beobachten auch aktuelle Entwicklungen im Bereich des digitalen Lernens sehr genau“, betonte die Grünen-Schulpolitikerin Stefanie von Berg allerdings auch am Montag wieder. Es gebe bereits Initiativen, um die Grundbildung zu verbessern. „Der nächste Schritt muss sein, die Bildungspläne so zu überarbeiten, dass alle Schülerinnen und Schüler in Zukunft verlässliche Informatikkenntnisse erlernen. Langfristig bleibt es unser Ziel, Informatik als Pflichtfach in Hamburg einzuführen.“
Schulbehörden-Sprecher Peter Albrecht betonte, dass Senator Rabe im Oktober „für die weitere Planung mit Experten im Rahmen einer Fachtagung die weiteren Arbeitsfelder konkretisiert“ habe. Seitdem werde in mehreren Arbeitsgruppen an konkreten Vorschlägen gearbeitet. Dazu zählten die Veränderung der Lehrerfortbildung, eine Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen, um digitale Lernprogramme im Unterricht einzusetzen, die Überprüfung der Lehrpläne sowie die Erneuerung der Schulsoftware. „Das Ziel besteht darin, zum Sommer nächsten Jahres, wenn das Projekt ,Start in die nächste Generation‘ das zweite Jahr abgeschlossen hat, Vorschläge für einen flächendeckenden Einsatz digitaler Medien entwickelt zu haben.“