Hamburg . Hamburg hat 2015 bereits 2000 Jugendliche aufgenommen, die ohne Eltern auf der Flucht sind. Mehr als laut Verteilschlüssel nötig.
Veränderungen bei der Unterbringung von Minderjährigen unbegleiteten Flüchtlingen (MuFls): Nach einer auf dem Berliner Flüchtlingsgipfel beschlossenen Gesetzesänderung werden Flüchtlinge unter 18 Jahren, die allein nach Deutschland geflüchtet sind, vom 1. November an vom Bund auf die Länder verteilt. Bislang galt, dass sie dort bleiben, wo sie angekommen sind – eine der Hauptanlaufstellen ist Hamburg.
„Der Andrang ist gewaltig. In diesem Jahr haben wir bereits rund 2000 minderjährige unbegleitete Ausländer aufgenommen“, sagt Klaus-Dieter Müller, Geschäftsführer des zuständigen Landesbetriebs Erziehung und Beratung (LEB).
Insgesamt werden in Hamburg derzeit rund 2600 MuFl durch die Jugendhilfe betreut – das sind 1350 mehr als der Stadtstaat laut Königsteiner Schlüssel eigentlich aufnehmen müsste. 30 MuFls waren es alleine am vergangenen Sonnabend. Wie bislang üblich wurden sie vom Kinder- und Jugendnotdienst in Obhut genommen und in einer seiner Zentralen Erstaufnahmestellen versorgt und untergebracht. 19 dieser Einrichtungen gibt es in der Stadt, sechs weitere sind geplant.
Die 30 jungen Flüchtlinge vom Sonnabend werden daher vorerst die letzten sein, die in der Hansestadt bleiben können. Denn entsprechend dem vom Bundestag vor knapp drei Wochen beschlossenen „Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung ausländischer Kinder und Jugendlicher“ werden jugendliche Neuankömmlinge in Hamburg nur noch vorübergehend in Obhut genommen. Innerhalb von 14 Tagen sollen sie in (möglichst angrenzende) Bundesländer umverteilt werden, die ihre Quoten noch nicht erfüllen.
„Das Gesetz verschafft uns eine Atempause“, so Klaus-Dieter Müller. Denn die Einrichtungen des LEB platzen aus allen Nähten. Mehr als 1000 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge sind dort momentan untergebracht – ein großer Teil an Standorten, in denen sich bis zu 25 Jugendliche einen Schlafsaal teilen. Die Verweildauer in diesen Unterkünften, die höchstens drei Monate betragen soll, liegt mittlerweile bei acht, Tendenz steigend.
„Wir haben nicht genug Folgeeinrichtungen“, so Müller. „Dieses Jahr werden höchstens 400 Jugendliche die Erstversorgungseinrichtungen verlassen können.“ Das Leben dort sei für die Jugendlichen nicht zuletzt wegen der fehlenden Privatsphäre oft eine Belastung. „Gesetz gibt uns die Zeit, die Einrichtungen und die personelle Ausstattung zu optimieren.“
Auch an anderer Stelle kann es Entlastung schaffen. So müssen viele MuFl momentan sehr lange warten, bis ihnen ein (ohnehin schon überlasteter) Amtsvormund zur Seite gestellt werden kann. Geduld erfordert für viele auch das Warten auf den Schulbesuch. Die Behörde kommt derzeit mit dem Einrichten entsprechender Vorbereitungsklassen kaum hinterher.