Kiel . Ab November werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt. Schleswig-Holstein erwartet 2500 Jugendliche.

Sozialministerin Kristin Alheit (SPD) rechnet dieses Jahr mit insgesamt 2500 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Schleswig-Holstein. „Der Zustrom von unbegleiteten Jugendlichen stellt uns vor eine enorme Herausforderung – nicht nur in Bezug auf die Unterbringung, sondern auch mit Blick auf die Betreuung“, sagte Alheit der Deutschen Presse-Agentur.

Ab 1. November werden nach der auf dem Berliner Flüchtlingsgipfel beschlossenen Gesetzesänderung unbegleitete minderjährige Flüchtlinge vom Bund auf die Länder verteilt. „Wir müssen uns auf eine weitere Erhöhung der Zahl einstellen“, sagte die Ministerin. Bisher hätten Bayern und die Stadtstaaten überproportionale Lasten getragen.

Im vergangenen Jahr kamen etwa 740 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge in den Norden, von denen viele aber auf der Durchreise nach Skandinavien zu Angehörigen waren.

Modell-Einrichtung in Neumünster startet

„Es wird für alle sehr anspruchsvoll, eine angemessene Betreuung zu organisieren, aber wir haben von Seiten des Landes ein Übergangskonzept entwickelt“, sagte Alheit. Am Montag startet in Neumünster in einer ehemaligen Polizeistation eine Modell-Einrichtung, die Alheit besucht.

„Die Inobhutnahme für knapp 60 Jugendliche in Neumünster ist eine Premiere“, sagte Alheit. Das Land habe die Liegenschaft gestellt und die Sanierung übernommen, das Haus werde aber unter der Regie der Kommune von einem Träger betrieben. Zuständig bleiben die Kreise. „Die Inobhutnahme gibt uns die Möglichkeit, die Minderjährigen für einige Wochen in getrennten Liegenschaften zu betreuen und die nächsten Schritte zu planen. Dann werden Jugendhilfeeinrichtungen oder Aufnahme-Familien gesucht.“

Kommunen haben Probleme Standards einzuhalten

Es gebe zurzeit Überlegungen gemeinsam mit den Kreisen, weitere solcher Einrichtungen zu eröffnen, zum Beispiel in Lübeck und Kiel, aber auch im Kreis Segeberg, sagte die Ministerin. „Die Gespräche laufen.“ Später könnten die Inobhutnahmestellen in Clearingstellen umgewandelt werden, in denen die Jugendlichen eine bessere Betreuung bekommen und dann weitergeleitet werden.

In den Betreuungseinrichtungen sei „für eine gewisse Übergangszeit“ mit Abweichungen von geltenden Standards zu rechnen, sagte Alheit. Sie meine damit größere Gruppen und mehr Jugendliche pro Betreuer. „Wir entwickeln dazu gerade ein Rahmenkonzept. Ziel muss es aber sein, so schnell wie möglich zu den regulären Standards zurückzukehren.“ Aber anders seien die aktuellen Probleme in den Kommunen angesichts begrenzter Kapazitäten vor Ort und knappen Personals in der regulären Jugendhilfe nicht zu meistern.

Familien können die jungen Flüchtlinge aufnehmen

Auf die Frage nach der besten Perspektive für minderjährige Flüchtlinge - eine Aufnahmefamilie, Weiterreisen zu Verwandten oder spätere Rückkehr in ihre Heimat? - sagte Alheit: „Das kann für jeden Fall sehr unterschiedlich sein. Eine Familie wäre sicher häufig das Beste.“ Dies werde aber nicht in jedem Fall gelingen. „Wenn es gelingt, die Jugendlichen hier zu integrieren und ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen, profitieren unter dem Strich alle.“