Hamburg. Auf der Golfanlage würde das Olympiaturnier 2024 stattfinden. Die Verantwortlichen haben große Erfahrung durch die Profitour.
Die Grüns sehen derzeit nicht mehr wie Grüns aus, eher wie Brauns, oder so. Jedenfalls nicht golfbereit. Das ist eine Art Sandfläche, keinesfalls ein feiner Grasteppich. Das sind Renovierungsarbeiten. Und man kann sagen, es sind die ersten konkreten Baumaßnahmen für eine Sportstätte der Olympischen Spiele 2024. Der Golfplatz Gut Kaden vor den Toren von Hamburg in Alveslohe hat auf seinem C-Kurs damit begonnen, die hochempfindliche und komplizierte Putting-Oberfläche auszutauschen, zu verbessern, zukunftssicher zu machen. Drei Jahre dauert das gesamte, rund 100.000 Euro teure Projekt. „Das machen wir natürlich in erster Linie für unsere Mitglieder“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Mych, „aber selbstverständlich würde auch das olympische Golfturnier davon profitieren.“
Am letzten Freitag nahmen der schleswig-holsteinische Innenminister Stefan Studt und Wirtschaftsstaatssekretär Frank Nägele die Anlage im Norden der Hansestadt in Augenschein. Neben den Segelspielen in Kiel wäre Gut Kaden der zweite bedeutende Olympiastandort im nördlichsten Bundesland.
Seit rund drei Wochen ist nun klar, dass sich der Favorit bei der internen Auswahl durchgesetzt hatte. „Wir haben uns aus sportlichen Gesichtspunkten für Alveslohe entschieden“, sagte Studt (SPD). Vom ersten Moment der Hamburger Olympiaideen an galt Gut Kaden als Favorit für den olympischen Golfplatz. Aber weil so etwas ja nicht von oben verordnet werden kann, sondern ein Prüfungsverfahren nötig ist, weil der Hamburger und der Deutsche Golfverband mitsprechen möchten und auch die Bewerbergesellschaft, wurden offiziell alle rund 30 Golfanlagen im Hamburger Umland angeschrieben, ob sie sich nicht bewerben möchten. Auch die Neun-Loch-Plätze, auch die Drivingrange Golf Lounge an den Elbbrücken – Schilda ist eben überall. Am Ende bewarben sich sieben Plätze, drei Anlagen blieben in der engeren Auswahl, neben Gut Kaden auch GreenEagle bei Winsen/Luhe und wahrscheinlich Treudelberg.
Zwischenzeitliche Träume des Hamburger Verbands von einem Neubau, die auch schon für die angedachte Ryder-Cup-Bewerbung für 2022 gesponnen wurden, hatten sich relativ bald erledigt. „Hamburg braucht keinen weiteren Platz. Bei den hohen Neubaukosten und dem Image, das Golf immer noch bei einigen Menschen hat, hätte das in der Bewerbung auch ein K.-o.-Kriterium sein können“, meint Mych, „von wegen Luxusprojekt für Reiche oder ähnlich.“
Am Ende aber hob sich dann doch wieder der Daumen für Gut Kaden. „Wir alle hier sind stolz darauf, wir freuen uns“, sagt Mych. Das gilt auch für den Hamburger Kaufmann Dr. Lutz Peters, dem das 108 Hektar große Gelände mit seinen 27 Spielbahnen, dem Herrenhaus, einem Hotel, zahlreichen Nebengebäuden und einem immer wiederkehrenden Storch seit 2012 gehört. Der Seniorchef der Schwartauer Werke hatte das Gut von der Deutschen Bank gekauft. Er unterstützt das Projekt voller Begeisterung, weiß aber auch um die Vorteile seiner Anlage: „Bei uns ist halt alles da. Und man muss ja auch an die Kosten denken.“
Für den Gut Kaden Golf und Landclub spricht natürlich auch die große Erfahrung bei der Ausrichtung großer Turniere. Zwischen 1992 und 2007 fand hier jährlich ein Turnier der European Tour statt. Superstars wie Tiger Woods, Lee Westwood oder Bernhard Langer haben dort gewonnen und die Zuschauer in ihren Bann gezogen. Der Club weiß, wie bis zu 20.000 Golffans auf dem Gelände zu leiten sind, wo die Stahlrohrtribünen stehen, die Gastronomiebereiche. Das Gelände ist dafür weitläufig genug und die Spielbahnen C+B, auf denen um Olympiaehren abgeschlagen und eingeputtet wird, sind mit rund 6600 Metern auch für die Profis nicht zu kurz. „Gegenüber den Profiturnieren haben wir bei Olympia sogar einen reduzierten Aufwand“, sagt Mych: „Es gibt ja keine besonderen VIP-Flächen für die Hauptsponsoren, keine Golfausstellung mit Verkaufsflächen, und die Felder bei Damen und Herren bestehen nicht aus 156 Spielen, sondern nur aus 60.“
Bleibt also nur die leidige Parkplatzfrage, die in früheren Turniertagen oft für Verdruss gesorgt hatte. Doch das olympische Verkehrskonzept sieht ohnehin öffentlichen Nahverkehr vor. Die relativ nahe AKN-Strecke könnte bis (und wegen) 2024 schon elektrifiziert sein. Ohnehin werden die Züge in engerer Taktung fahren, Shuttlebusse stehen bereit. Dennoch denkt das Land auch an den Bau einer Autobahnabfahrt von der A 7 nahe Gut Kaden. Wegen Olympia, aber nicht nur: „Wir müssen für den stark belasteten Raum planen“, sagt Studt.
Auf Gut Kaden fühlen sie sich offenbar bereit, sind Feuer und Flamme. Auch unter den rund 1100 Mitgliedern ist noch kein Widerstand zu hören. Wichtig wird es sein, ihnen alternative Spielmöglichkeiten in den umliegenden Clubs zu besorgen. „Es ist auch ein Unterschied, wenn man als Mitglied einmal für Olympia gewisse Einschränkungen hat, als wenn jedes Jahr ein Turnier stattfindet“, glaubt Mych. „Tatsächlich haben sich schon viele gefragt, ob sie als freiwillige Helfer dabei sein können. Wann sieht man Topstars sonst so nahe?“