Hamburg. Hamburger Professoren befassen sich kritisch mit der Olympia-Bewerbung und warnen vor unkalkulierbaren finanziellen Risiken.
Nachdem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vergangene Woche erstmals Kosten für mögliche Olympische Spiele 2024 in Hamburg genannt hat, befasst sich eine Gruppe Hamburger Wissenschaftler kritisch mit der Bewerbung. „Aus unserer fachlichen Sicht lassen die Olympiabefürworter aus Politik, Wirtschaft, Sportmarketing und Verbänden bislang wesentliche Konfliktpunkte unerwähnt oder unbeantwortet“, heißt es in der Einleitung des Positionspapiers, das am Dienstag veröffentlicht wurde.
„Wir plädieren für eine Offenlegung der Risiken.“ Unterzeichnet wurde es unter anderem von zwölf Professoren und Professorinnen der Universität, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Technischen Universität und der HafenCity-Universität.
Das soll Olympia 2024 in Hamburg kosten
Inhaltlich kritisieren die Wissenschaftler unter anderem, dass die vorgestellten Pläne bislang „methodisch intransparent“ gewesen seien: „Etablierte Qualitätskriterien werden hierbei nicht eingehalten. ... Eine unabhängige wissenschaftliche Überprüfung der Szenarien ist nicht vorgesehen.“ Zudem hätten das bisherige Beteiligungsverfahren sowie das Referendum, in dem die Hamburger am 29. November über die Bewerbung abstimmen sollen, „manipulative Züge“. Die Fragestellung „Ich bin dafür, dass ...“ sei „tendenziös formuliert“ und habe den Zweck, „möglichst viel Zustimmung zu erzeugen“. Dass das Olympiastadion und weitere Sportstätten nach den Spielen zurückgebaut werden sollen, widerspreche dem Gebot der Nachhaltigkeit, heißt es. Kritisiert wird auch, dass Sportler, Medienvertreter und Besucher per Flugzeug und damit „treibhausgasintensiv an- und abreisen“.
Dem Senat zufolge würden die Spiele 11,2 Milliarden Euro kosten, von denen die öffentliche Hand 7,4 Milliarden und davon wiederum Hamburg maximal 1,2 Milliarden übernehmen müsste. Die Wissenschaftler kritisieren, dass offen sei, ob der Bund wirklich 6,2 Milliarden Euro beisteuert. „Olympische Spiele sind ein unkalkulierbares finanzielles Risiko.“ Man sehe das „hohe Risiko“, dass andere Infrastrukturprojekte verschoben werden oder entfallen. Gerügt wird auch das Sicherheitskonzept: Es drohe „die digitale Überwachung des öffentlichen Raums, die Abschottung beziehungsweise die Entkopplung der Sportstätten von der übrigen Stadt sowie die Militarisierung der inneren Sicherheit“.
„Ich freue mich über die Kritik“, sagt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne). Universitäten sollten sich an der Debatte beteiligen.
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