Hamburg. Die E-Mobile erhalten neue Kennzeichen und damit mehrere Vorrechte. Bisher sind in Hamburg jedoch nur 1550 gemeldet.

Von 1. November an können Elektrofahrzeuge in Hamburg kostenlos parken und an Ladesäulen im Straßenraum bevorrechtigt halten. Das hat der Senat beschlossen. Damit macht Hamburg nach Angaben von Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) als erstes Bundesland von den Möglichkeiten der im Sommer veränderten Bundesgesetze Gebrauch. Um den Nutzern die Vorteile zu gewähren, werden für elektrisch betriebene Fahrzeuge und sogenannte Plug-In-Hybride neue Autokennzeichen erteilt. Diese tragen am Ende, hinter der Zahlenkombination, ein zusätzliches E. Eine Autonummer eines Hamburger Elektrofahrzeugs könnte also zum Beispiel HH-HH 505E lauten.

Wer die neuen Vorteile nutzen will, muss sich bei der Zulassungsstelle bis spätestens März 2016 ein solches Kennzeichen besorgt haben. Bis dahin können die E-Auto-Fahrer ersatzweise die bereits vom Landesbetrieb Verkehr verschickten Bestätigungsschreiben beim Parken unter die Windschutzscheiben legen, um von den Parkgebühren auf städtischen Plätzen ausgenommen zu werden. Wer ein Elektroauto fahre, müsse sich in Hamburg nie wieder mit Parkgebühren herumschlagen, sagte Peter Lindlahr von der Projektleitstelle Elektromobilität (hySOLUTIONS) bei der Vorstellung der neuen Regelungen am Dienstag im Rathaus.

Bis Ende 2016 soll auch die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte deutlich steigen: von heute rund 150 auf dann 600 Stationen. Zudem soll eine bereits eingeführte neue Bezahlmethode per Smartphone beim Laden die Attraktivität weiter steigern.

„Hamburg treibt das Thema Elek­tromobilität erfolgreich voran und setzt für die wichtigsten Herausforderungen der Elektromobilität praktika­ble Lösungen um“, sagte Verkehrssenator Horch. „Die konsequente Ausweitung von Lademöglichkeiten, die Installation von Schnellladesäulen, der vereinfachte Zugang zu Ladesäulen über das Smartphone, die jetzt erhöhte Rechtssicherheit beim innerstädtischen Laden sowie der Anreiz des kostenlosen Parkens im gesamten Stadtgebiet schaffen eine Umgebung, in der sich Elektromobilität in Hamburg positiv entwickeln wird.“ So setze die Stadt ein Zeichen für eine saubere Umwelt und die eigene Zukunftsfähigkeit.

Die Taxi- und Busspuren sollen aber laut Wirtschaftsbehörde auch künftig nicht für E-Autos freigegeben werden, obwohl auch dies jetzt möglich wäre. Damit würde man sonst die Busbeschleunigung behindern, hieß es.

Bisher ist das Elektroauto auch in Hamburg alles andere als ein Renner. Von mehr als 850.000 in der Stadt angemeldeten Fahrzeugen (davon rund 750.000 Pkw) sind gerade einmal 1550 Elektrofahrzeuge. Verkehrssenator Horch räumte ein, dass die derzeit relativ niedrigen Diesel- und Benzinpreise nicht nur den Umstieg auf Elektrofahrzeuge bremsten, sondern auch Hochbahn und HVV zu schaffen machten. Dort seien die Passagier-Zuwachsraten gesunken. Autofahren sei relativ günstig, und die Menschen guckten eben auf die Kosten.

Das neue Hamburger Kennzeichen für Elektroautos
Das neue Hamburger Kennzeichen für Elektroautos © Jens-Meyer-Wellmann

Naturschützer sind mit den Bemühungen des Senats in Sachen E-Mobilität denn auch nicht wirklich zufrieden. „Der Senat hinkt bei der Anzahl von Elektrofahrzeugen wie beim Landstrom für Schiffe ständig seinen eigenen Zielvorgaben hinterher“, sagte der Hamburger Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Manfred Braasch. „Eigentlich sollten es bis Ende dieses Jahres 5000 Fahrzeuge sein – nicht mal die Hälfte fährt tatsächlich.“

Die Wirtschaftsbehörde versuche „mit immer neuen Ankündigungen, was man alles an Innovationen auf den Weg bringt, von den massiven Problemen mit Lärm und Luftschadstoffen abzulenken“. Auch ein paar tausend Elektrofahrzeuge würden wenig helfen. Es sei zudem „absurd, dass die kostenlosen Stellplätze auch von Plug-In-Hybrid-SUV kostenlos genutzt werden können, die einen enormen Real-Verbrauch haben“, so Braasch. „Kostenlos Parken für ein Auto, das mehr als zehn Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Schöne neue Welt.“