Hamburg. Die Familien-Expertin legte eine steile Karriere hin. Vorgänger Detlef Scheele wechselt zur Bundesarbeitsagentur.

Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Melanie Leonhard wird Hamburgs neue Sozialsenatorin. Die 38 Jahre alte promovierte Historikerin übernimmt den Posten von Detlef Scheele (SPD), der in den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit wechselt. Ihre Vereidigung in der Bürgerschaft ist für Donnerstag geplant. Sie ist damit mit die zweitjüngste Senatorin, die die Stadt jemals hatte. Nur Jana Schiedek war mit 36 Jahren noch jünger, als sie 2011 Justizsenatorin wurde.

„Frau Leonhard ist eine unglaublich engagierte und kompetente Fachpolitikerin, die in allen Bereichen, um die es hier geht, viel Erfahrung und ein sehr hohes Ansehen gewonnen hat“, sagte Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der kurzen Vorstellung der künftigen Senatorin im Rathaus.

Die Leitung der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI), wie sie offiziell heißt, gilt als einer der schwierigsten Jobs in der Hamburger Politik. Sie verwaltet einen Etat von rund 2,5 Milliarden Euro (knapp ein Viertel des Hamburger Haushalts), hat rund 800 Mitarbeiter und beackert diverse große Themen – unter anderem die Folgeunterbringung der Flüchtlinge und den Ausbau des Kita-Systems.

Leonhard übernimmt "gut geführtes Haus"

„Ich bin mir bewusst, dass schwierige und aufregende Wochen kommen werden“, sagte Leonhard. „Aber ich übernehme ein gut geführtes Haus, viele wichtige Projekte sind schon auf die Schiene gebracht worden.“

Scholz betonte, dass vor allem die Unterbringung der Flüchtlinge eine „große Herausforderung“ sei, die „Einsatz, Tatkraft und Engagement“ erfordere. „Wer eine Behörde führt, muss auch über Klarheit und Härte verfügen. Über beide Dinge verfügt Frau Leonhard, das qualifiziert sie für das Amt der Senatorin“, sagte Scholz.

CDU-Fraktionschef André Trepoll nannte die Entscheidung für Leonhard eine „Notlösung“, nachdem Scholz’ Suche auf Bundesebene erfolglos gewesen sei. Es stelle sich die Frage, ob sie der „Herkulesaufgabe“ des Flüchtlingsthemas gewachsen sei. „Melanie Leonhard wird mit ihrer ausgleichenden Art und Überzeugungskraft einen wichtigen Beitrag leisten, damit wir die hohen Flüchtlingszahlen als Stadt weiter so gut wie möglich bewältigen“, sagte die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne).

Leonhard legte eine steile Karriere hin

Leonhard hat sich als SPD-Obfrau des Sonderausschusses der Bürgerschaft einen Namen gemacht, der nach dem Tod der elfjährigen Chantal eingerichtet wurde. Das Mädchen starb 2012 an einer Überdosis Methadon. Die 38-Jährige stammt aus Harburg und genießt als Fachpolitikerin einen hervorragenden Ruf. Sie leitete mehrere Jahre den Jugendhilfeausschuss der Bezirksversammlung Harburg, bevor sie 2011 erstmals in die Bürgerschaft gewählt wurde und sich dort schnell als Fachsprecherin für Familienpolitik profilierte.

Unter anderem war sie auch Obfrau der SPD-Fraktion im Untersuchungsausschuss zum Tode der kleinen Yagmur. Seit dem Frühjahr ist sie auch stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Im Sommer 2014 wurde Leonhard außerdem zur stellvertretenden SPD-Landesvorsitzenden gewählt. Spätestens seit der Zeit gehört die junge Mutter – ihr Sohn ist gut ein Jahr alt – zum engeren Führungszirkel um Parteichef und Bürgermeister Olaf Scholz.

Leonhard arbeitete früher für die Reederei von Erck Rickmers und hat auch ihre Doktorarbeit über die Geschichte der berühmten Unternehmerfamilie Rickmers verfasst. Vor zwei Jahren wechselte sie als Leiterin der Abteilung Stadtgeschichte zum Archäologischen Museum Hamburg (Helms Museum). Diesen Job wird sie für den Senatorenposten aufgeben müssen.