Hamburg. Unternehmen vertreibt Ökoprodukte über Hamburger Supermarktkette. Es ist eine Reaktion auf den Bruch mit langjährigem Partner dm.

Die Karten in der deutschen Ökobranche werden neu gemischt. Nach der schmerzhaften Auslistung diverser Produkte bei Deutschlands größtem Drogeriemarktbetreiber dm hat die Biokette Alnatura nun einen neuen, noch mächtigeren Vertriebspartner gefunden. Von Oktober an werden die Hessen mit dem Marktführer im deutschen Lebensmittelhandel, der Hamburger Edeka-Gruppe, kooperieren.

Das bedeutet, dass Alnatura die Zahl der Verkaufsstellen, in denen die eigenen Müslis, Babyprodukte oder Tees zu haben sein werden, im Vergleich zu Jahresbeginn von etwa 3900 auf rund 8000 verdoppeln dürfte. Auch in diversen Hamburger Edeka-Märkten sollen die Produkte von Alnatura künftig erhältlich sein, wie beide Unternehmen dem Abendblatt bestätigten.

Alnatura: Flächendeckende Versorgung über Edeka

Alnatura hatte sich angesichts der drohenden, erheblichen Umsatzausfälle um eine Alternative zum bisherigen Hauptvertriebsweg über dm bemühen müssen. Die Drogeriekette ist dabei, eine eigene Biomarke einzuführen, und listet daher sukzessive die Produkte des alten Partners aus. Laut Alnatura sind mittlerweile schon 80 Produkte des Unternehmens bei dm verschwunden, 200 werden letztlich von der Umstellung auf die Bioeigenmarke betroffen sein.

Der Schritt von dm hatte bei Alnatura zu erheblicher Verstimmung geführt. Schließlich hatten der Chef der Biokette Götz Rehn und dm-Gründer Götz Werner Alnatura im Jahr 1984 noch gemeinsam gestartet. Die Unternehmer verband darüber hinaus auch eine gemeinsame Weltanschauung, hatten sie doch über das gemeinsame Interesse an der Anthroposophie zueinander gefunden.

Die neue Kooperation mit Edeka bietet laut Alnatura-Chef Rehn nun die Möglichkeit, wieder eine weitgehend flächendeckende Versorgung der Kunden zu gewährleisten. Als Nahversorger mit genossenschaftlicher Struktur sei Edeka der ideale Partner, so Rehn. Nach früheren Informationen des Fachblatts „Lebensmittel Zeitung“ hatte auch Rewe Interesse an einer Zusammenarbeit mit Alnatura signalisiert, musste sich nun aber offenbar den Hamburgern geschlagen geben.

Für Edeka ist die Partnerschaft eine Möglichkeit, um das eigene Angebot mit Ökoprodukten auf relativ einfache Weise auszubauen. Man reagiere hier auf die immer stärkere Nachfrage nach Bioprodukten in der Bevölkerung, erklärte Edeka-Chef Markus Mosa. Zuvor waren die Hanseaten auch eine Kooperation mit der veganen Supermarktkette Veganz eingegangen, deren Produkte nun ebenfalls in vielen Märkten zu haben sind.

Folgen für Hamburger Budni-Märkte

Alnatura aus dem hessischen Bickelbach zählt neben dem Biohändler Dennree und seiner Kette denn’s Biomarkt zu den führenden Unternehmen der Ökobranche in Deutschland. Im vergangenen Jahr erzielte die Firma einen Umsatz von 689 Millionen Euro. Etwa die Hälfte der Erlöse stammt aus den eigenen fast 100 Filialen, von denen es auch sechs in Hamburg gibt. Die andere Umsatzhälfte kommt aus der Kooperation mit diversen Handelspartnern wie Tegut, Migros, Billa, Hit oder auch der Hamburger Drogeriekette Budnikowsky.

Insbesondere Budni dürfte über die nun vereinbarte Zusammenarbeit mit Edeka wenig erfreut sein, war doch das Hamburger Familienunternehmen über viele Jahre hinweg die Hauptanlaufstelle für Alnatura-Fans in der Hansestadt. Dies hat sich durch die Eröffnung von immer mehr reinen Alnatura-Märkten an der Elbe zwar schon ein Stück weit relativiert. Doch wenn es die Biomarke künftig in jedem Edeka-Markt zu kaufen gibt, verliert Budni eine weitere Möglichkeit, um sich von anderen Wettbewerbern abzusetzen. Ein kleiner Trost: Mit rund 1000 Alnatura-Artikeln wird das Sortiment bei Budni zunächst noch deutlich größer sein als das bei Edeka.

Die Biokette selbst könnte in den kommenden Monaten aber auch noch weitere eigene Märkte in der Metro­polregion Hamburg aufmachen. Fest geplant ist die Eröffnung einer neuen Alnatura-Filiale in Norderstedt im kommenden Frühjahr, wie eine Unter­nehmenssprecherin dem Abendblatt sagte. Darüber hinaus sei man auf der Suche nach weiteren geeigneten Flächen im Stadtgebiet. Insgesamt eröffnet Alnatura etwa zehn neue Geschäfte pro Jahr.