Rødby. Dänische Polizei durchsucht den Zug stundenlang nach Flüchtlingen. Delegation von Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan betroffen.

Der ICE 33 von Hamburg nach Kopenhagen ist am Montagmittag stundenlang in Rødby von der dänischen Polizei festgehalten und nach Flüchtlingen durchsucht worden. Grund: Mit dem Zug, mit dem auch ein Teil der Hamburger Delegation von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nach Kopenhagen unterwegs war, reisten auch Dutzende Menschen, die offenbar vor Krieg und Krisen aus Afghanistan, Irak, Syrien und anderen Ländern geflohen waren - darunter viele Familien mit Kindern. Die meisten von ihnen wollten nach Schweden. Schon in Hamburg hatte der ICE zunächst wegen Überfüllung nicht abfahren können und verließ den Hauptbahnhof mit rund 20 Minuten Verspätung. An Deck der Fähre Puttgarden-Brøndby, die den gesamten ICE nach Dänemark bringt, wurde dann sichtbar, wie viele Flüchtlinge sich auf den Weg gen Skandinavien gemacht hatten. Viele der zumeist jungen Flüchtlinge waren hier noch guter Dinge und genossen die 45-minütige Überfahrt unter blauem Himmel.

Nach Ankunft im dänischen Rødby hielt der ICE dann außerplanmäßig an der innereuropäischen Grenze. Erst nach einer Stunde kam die Durchsage, dass die Polizei den Zug in Kürze durchsuchen würde. Nach weiteren rund 90 Minuten marschierten etwa drei Dutzend dänische Polizisten auf und postierten sich entlang des Zuges. Vom letzten Wagen an durchkämmten sie den gesamten ICE. Geschätzte 150 Flüchtlinge mussten den Zug verlassen und wurden in Bussen abtransportiert. Ob sie möglicherweise nach Deutschland zurückgeschickt werden sollten, wie es im Zug zunächst hieß, oder ob es lediglich um die Registrierung für ein Asylverfahren in Dänemark ging, war zunächst unklar. Erst mit mehr als dreistündiger Verspätung fuhr der nun nur noch etwa halbvolle ICE schließlich weiter. Die verbliebenen Fahrgäste mussten allerdings an einer der nächsten Station aus- und in einen Regionalzug nach Kopenhagen umsteigen, weil der ICE nach Hamburg zurückkehren sollte. Insgesamt kamen sie mit etwa fünfstündiger Verspätung in Kopenhagen an.

Einige der Flüchtlinge entzogen sich nach Berichten dänischer Medien derweil der Registrierung und machten sich zu Fuß entlang der Autobahn auf den Weg nach Schweden. Sie wollen offenbar auf keinen Fall in Dänemark bleiben.

Umweltsenator Kerstan trifft am Dienstag und Mittwoch in Kopenhagen auf Vertreter der dänischen Energiebranche — auch um von den in diesem Bereich sehr fortschrittlichen Dänen etwas in Sachen regenerativer Energien und moderner Fernwärmeversorgung zu lernen. In Hamburg steht demnächst die Entscheidung über einen möglichen Neubau des Kraftwerks Wedel an.